Anzag-Hauptversammlung

„Wunderdinge sind nicht zu erwarten“

Frankfurt/Main - 25.09.2012, 16:36 Uhr


Die Ertragssituation im Pharmagroßhandel bleibt angespannt, der Wettbewerb ist unvermindert scharf. Diese Einschätzung vertrat Dr. Thomas Trümper, Vorstandsvorsitzender der Pharmagroßhandlung Anzag auf der Hauptversammlung des Unternehmens, das bald vollkommen in die Hände der englischen Alliance Boots übergehen wird.

In seinem Vortrag zeigte der Anzag-Chef, dass das zurückliegende Geschäftsjahr der Anzag durch eine weiterhin unbefriedigende Situation im deutschen Kerngeschäft und eine starke Wachstumsdynamik in seinen Auslandsmärkten geprägt war. Die  Konzernerlöse lagen bei 4,6 Mrd. Euro: mit dem Großhandelsgeschäft in Deutschland erwirtschaftete die Anzag einen Umsatz von knapp 4 Mrd. Euro, die ausländischen Gesellschaften haben mit rund 606 Mio. Euro zu den Erlösen beigetragen.

Weitere Zahlen aus dem Geschäftsbericht: der Rohertrag des Konzerns belief sich auf 271,8 Mio. Euro und lag damit bei 5,9% wie im vergangenen Jahr. Im Jahr zuvor betrug er allerdings noch 6,5%. Ursächlich für den Margenverfall seien, so Trümper, die Eingriffe des Gesetzgebers, an erster Stelle das AMNOG. Das betriebliche Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug insgesamt 52,6 Mio. Euro – die Erträge entwickelten sich im Vergleich zu den Vorjahren rückläufig. Trümpers Fazit: „Obwohl wir im deutschen Großhandelsmarkt den Großteil unseres Umsatzes machen, erwirtschaften wir hier kaum noch Erträge.“ Die Auslandsaktivitäten haben demnach die Ertragssituation der Anzag stabilisiert.

Eine Dividende konnten die Aktionäre auch in diesem Jahr nicht einstreichen. Der Bilanzgewinn in Höhe von 10 Mio. Euro soll in die Gewinnrücklagen eingestellt werden. 

Die neue Vergütungsstruktur aus Fixbetrag und variablem Zuschlag gebe zwar mehr Planungssicherheit und wirke sich positiv auf das Geschäft aus, „Wunderdinge sind aber nicht zu erwarten“.

Die weitgehende Übernahme von Anzag durch Alliance Boots kommentierte Trümper mit dem Hinweis, dass sich „die Anzag bei Alliance Healthcare wohlfühlt“. Die Anzag habe dadurch an Kraft gewonnen. Vor diesem Hintergrund habe man auch die Umbenennung der Anzag in Alliance Healthcare Deutschland AG beschlossen, die zum 1. April 2013 erfolgen soll. Mögliche negative Emotionen versuchte Trümper zu zerstreuen: „Ich versichere Ihnen: Wir bleiben, wer wir sind – auch unter neuem Namen!“ Die Integration in das Unternehmen Alliance Boots sei eine Erfolgsstory, das deutsche Pharmahandelsunternehmen gehöre aufgrund der strategischen Partnerschaft mit dem amerikanischen Drogerieunternehmen Walgreens dadurch zum größten Gesundheitskonzern der Welt. Die Aktionäre nahmen diese Beschlussvorlage wie auch die weiteren Vorlagen an.

Wie der Anzag–Chef ankündigte, werde derzeit ein Squeeze-out eingeleitet: Die Aktien der verbleibenden Aktionäre sollen gegen die Gewährung einer angemessenen Abfindung an den Mehrheitsaktionär (Alliance Healthcare Deutschland Holdings1 GmbH und Alliance Healthcare Deutschland Holdings 2 GmbH & Co. KG) übertragen werden. Die Aktionäre hoffen nun auf eine gute Bewertung der Aktien, die derzeit vorbereitet wird.

Voraussichtlich am 18. Dezember 2012 soll eine außerordentliche Hauptversammlung hierzu einberufen werden.


Peter Ditzel