Gesundheitspolitik

Anzag will Erfolgsgeschichte fortschreiben

Anzag-Chef Trümper: Apotheker erhalten 150 Mio. Euro zusätzlich

FRANKFURT (diz). Auf der Hauptversammlung des Pharmahandelskonzerns Anzag AG am 15. Februar 2011 in Frankfurt zog der Vorstand eine überwiegend positive Bilanz für das zurückliegende Geschäftsjahr. Für das kommende Jahr allerdings fiel die Prognose zurückhaltend aus. Vorstandsvorsitzender Dr. Thomas Trümper sprach von einer überproportionalen Belastung des Großhandels durch das AMNOG. Die Apotheken dagegen könnten auf die AMNOG-Belastungen reagieren: Im Vergleich zu 2008 sei der Kassenzwangsrabatt von 2,30 Euro auf 2,05 gesenkt worden, was den Apotheken zusätzliche Einnahmen von 150 Mio. beschere.

Anzag-Chef Dr. Thomas Trümper: "Die Standesvertretung wäre gut beraten, hier leisere Töne anzuschlagen."Foto: Anzag AG

Trümper wörtlich: "Viele unserer Kunden wissen, welche Leistungen der Großhandel erbringt und in welchem Maße ihr eigener Erfolg von der Leistung ihres Großhändlers abhängt. Hier scheint sich die Standesvertretung von der Basis zu entfernen, wenn sie von der Politik fordert, man müsse in die freie Preisgestaltung zwischen Apotheke und Großhandel eingreifen." Deutlich machte der Anzag-Chef: "Mit dem AMNOG sind es nur noch 2,05 Euro an Kassenrabatt statt 2,30 Euro in 2008, was bei rund 600 Mio. Packungen im Jahr eine zusätzliche Einnahme von 150 Mio. Euro ausmacht – ich meine, die Standesvertretung wäre gut beraten, hier leisere Töne anzuschlagen."

Trümper ließ hier den von der Schiedsstelle für 2009 auf 1,75 Euro erniedrigten Zwangsrabatt, der bis Ende 2010 galt, außen vor. Denn vor diesem Hintergrund bedeutet die Anhebung des Kassenzwangsrabatts, die mit dem AMNOG eingeführt wurde, de facto eine deutliche Mehrbelastung für die Apotheken – das Argument Trümpers mit den 150 Mio. an Mehreinnahmen zieht dann nicht mehr.

Trümper stellte dagegen die deutliche überproportionale Belastung des Großhandels heraus. Bei einer Umsatzrendite von nur 0,71% und einem Gewinn vor Steuern von 172 Mio. Euro im Jahr 2009 übersteige der Sparbeitrag des Großhandels in Höhe von 200 Mio. Euro den gesamten Gewinn der Branche.

Konzernergebnis befriedigend

Das Ergebnis der Anzag des letzten Geschäftsjahrs nannte Trümper befriedigend. Der Konzernumsatz ist um 7% auf 4,2 Mrd. Euro gestiegen. Der Rohertrag des Konzerns beläuft sich auf 274 Mio. Euro, die Rohertragsmarge stieg damit auf 6,46%. Das betriebliche Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) hat sich von 35 Mio. Euro auf 54,4 Mio. erhöht. Das Ergebnis vor Ertragssteuern (EBT) beträgt 40,5 Mio. Euro, im Vorjahr waren es 22,3 Mio. Euro. Wie Trümper erläuterte, weist die handelsrechtliche Gewinn- und Verlustrechnung im Einzelabschluss der Anzag einen Jahresüberschuss von 20,7 Mio. aus, von denen 10,4 Mio. Euro in die Gewinnrücklagen eingestellt wurden. Inklusive des Gewinnvortrags in Höhe von 0,4 Mio. Euro ergibt sich so ein Bilanzgewinn in Höhe von 10,7 Mio. Euro, so Trümper.

Der Kurs der Anzag-Aktie gewann im Herbst 2009 an Wert, er betrug am Ende des Geschäftsjahres 26,05 Euro. Das Ergebnis je Aktie beträgt im abgelaufenen Geschäftsjahr 2,37 Euro nach 1,16 Euro im Vorjahr.

Der Vorschlag, den Bilanzgewinn auf neue Rechnungen vorzutragen und in diesem Jahr keine Dividende zu zahlen, sorgte auf der Hauptversammlung für Unmut unter den Kleinaktionären. Die Vermutung wurde geäußert, angesichts des Großaktionärs Alliance Boots die Kleinaktionäre aushungern zu wollen. Außerdem passe es nicht zusammen, so einige Kleinaktionäre, dass der Aufsichtsrat eine Vergütungserhöhung bekommen solle, aber kein Geld für eine Dividende vorhanden sei. Dennoch, die Aktionäre folgten dem Vorschlag von Aufsichtsrat und Vorstand, keine Dividende auszuschütten. Trümper begründete dies mit dem Hinweis auf die großen Belastungen und Risiken durch das AMNOG: "Daher scheint es uns dringend geboten, die Finanzkraft der Anzag weiter zu stärken."

Die Hauptversammlung beschloss außerdem, das Geschäftsjahr auf einen Quartalsrhythmus umzustellen (1. April bis 31. März). Dadurch endet das laufende Geschäftsjahr der Anzag als Rumpfgeschäftsjahr nach sieben Monaten am 31. März 2011.

Nicht nur Risiken, auch Chancen

Bei der Bewältigung der kommenden Herausforderungen spiele der neue Mehrheitsaktionär Alliance Boots, dessen Beteiligung an Anzag der Vorstand ausdrücklich begrüßt, eine wesentliche Rolle. Durch das Know-how und den "innovativen Services" der Alliance-Boots-Gruppe ("dem nunmehr größten pharmazeutischen Großhandelskonzern in Europa", so Trümper) eröffneten sich neue Perspektiven für die Anzag.

Trotz aller Risiken sieht Trümper auch Chancen im Markt, auch für Apotheken. Mit dem Warenlageroptimierungsmodell "optil" der Anzag könnten Erträge in der Offizin deutlich gesteigert werden. Und mit der Apothekenkooperation vivesco sei man auf dem richtigen Weg – die Zahl der Neumitglieder sei in den letzten Monaten spürbar gestiegen, sie liege jetzt bei 1100.

Verstärkt werde die Anzag den Ausbau ihrer Niederlassungen vorantreiben. Das mit aktuell 24 Niederlassungen dichteste Vertriebsnetz aller Pharmagroßhändler sei ein strategischer Erfolgsfaktor der Anzag, so Trümper.

"Mit einem starken Hauptaktionär im Rücken und den heute erläuterten Maßnahmen und Vorschlägen haben wir die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um die Erfolgsgeschichte der Anzag fortzuschreiben", so Trümper.



AZ 2011, Nr. 8, S. 3

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