ANZAG-Hauptversammlung

Trümper: Großhandel kann Apotheken nicht helfen

Frankfurt - 05.10.2011, 17:31 Uhr


Wegen der schwierigen Rahmenbedingungen für den Pharmagroßhandel in Deutschland blickte die Andreae-Noris Zahn AG (Anzag) auf der heutigen Hauptversammlung verhalten auf das kommende Geschäftsjahr. Das Unternehmen setzt auf Kostensenkung und den Aufbau „zukünftiger Potenziale“, um die erwarteten Umsatzrückgänge zu meistern.

Nachdem die Anzag das Geschäftsjahr auf einen Quartalsrhythmus umgestellt hat, berichtete der Vorstand heute über die Geschäftsentwicklung im Zeitraum vom 1. September 2010 bis 31. März 2011. In diesem siebenmonatigen Rumpfgeschäftsjahr erzielte der Konzern einen Umsatz von 2,5 Mrd. Euro – in den zwölf Monaten zuvor waren es 4,2 Mrd. Euro gewesen. Der Vorstand betonte, dass ein Vergleich der Zahlen schwierig sei. Auch weil die Umsätze durch saisonale Einflüsse von Monat zu Monat schwankten.

Rund 8,4 Prozent (209,8 Mio. Euro) des Konzernumsatzes haben nach Angaben des Unternehmens die ausländischen Gesellschaften erwirtschaftet. Die Rohertragsmarge ist von 6,5 Prozent im Vorjahr auf 5,9 Prozent gefallen. Das Vorsteuerergebnis (EBT) beläuft sich auf 10,8 Mio. Euro – nach 49,1 Mio. Euro im vorherigen vollständigen Geschäftsjahr.

„Im vergangenen Geschäftsjahr mussten wir hart arbeiten, um unser Unternehmen überhaupt noch in der Gewinnzone zu halten“, so Anzag-Vorstandschef Dr. Thomas Trümper. Insbesondere das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG), das für die Grossisten einen Abschlag von 0,85 Prozent auf den Abgabepreis des pharmazeutischen Unternehmers vorsieht, senke die Margen spürbar. Trümper räumte auch ein, dass es sich die Großhändler untereinander schwer machten. Mit den Margen, die der Gesetzgeber der Branche zugebilligt habe, könnte man „wohl einigermaßen leben“, so der Anzag-Chef. „Aber das betriebswirtschaftlich unsinnige Konditionenkarussell im deutschen Pharmagroßhandel hat dazu geführt, dass unsere Erträge fast auf die Nulllinie abgesunken sind.“

Trümper zeigte sich bewusst über die Probleme der Apotheken, die ebenfalls unter dem AMNOG leiden: „Viele unserer Kunden verdienen immer weniger und können ihren Betrieb nur noch durch ihr außergewöhnliches persönliches Engagement aufrechterhalten“. Allerdings betonte er auch, dass der Großhandel für diese Ertragsrückgänge nicht verantwortlich sei und hier nicht helfen könne – jedenfalls nicht über Konditionen. „Denn sonst fehlt uns selbst die Luft zum Überleben“. Trümper riet den Apotheken, sich an die Verantwortlichen in der Politik zu wenden und dort deutlich zu machen, warum sie mit den Vergütungen, die ihnen geblieben sind, nicht leben können. Mit dieser Botschaft war die ABDA heute anlässlich des bevorstehenden Deutschen Apothekertags an die Öffentlichkeit gegangen.

Trümper, der auch als Chef des Großhandelsverbandes Phagro agiert, betonte abermals, dass sich die Apotheker trotz allem auf die Unterstützung der Grossisten verlassen könnten – schließlich sitze man als Partner in der Arzneimitteldistribution seit jeher in einem Boot. Zugleich mahnte er, das Geschäftsmodell zwischen Apotheken und Großhändlern nicht auszuhöhlen, wie es durch Direktbestellungen der Apotheken bei den Herstellern geschehe.

Was den Ausblick für das kommende Geschäftsjahr betrifft, so ist man bei der Anzag derzeit eher verhalten: Der Umsatz wird auf 4,4 Mrd. Euro geschätzt. Zudem erwartet das Unternehmen deutliche Ergebnisrückgänge in den kommenden beiden Jahren. Trümper erläuterte vor diesem Hintergrund die strategische Ausrichtung des Unternehmens: „Wir müssen Kosten senken, um kurzfristig Liquidität und Ertragsfähigkeit der Anzag zu sichern, andererseits aber auch – parallel zum Sparen – Potenziale für die Zukunft aufbauen.“

Eine zentrale Rolle spiele dabei die enge Zusammenarbeit mit dem neuen Mehrheitsaktionär: „Es ist eindeutig, dass sich durch die Zugehörigkeit zu Alliance Boots unser Standing im europäischen Großhandelsmarkt verbessert. Durch das anerkannte Know-how und die innovativen Services der Alliance Boots Gruppe – des nunmehr größten pharmazeutischen Großhandelskonzerns in Europa – eröffnen sich neue Perspektiven für die Anzag und damit letztendlich für unsere Kunden.“


DAZ.online