Hepatitis C

Neues Schlüsselenzym für die Virusvermehrung entdeckt

Hannover - 09.08.2012, 10:17 Uhr


Viren klinken sich geschickt in die Abläufe in den Zellen ihres Wirtes ein und missbrauchen sie, um sich zu vervielfältigen. Wissenschaftler am Hannoverschen Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung (TWINCORE) haben jetzt darüber berichtet, wie Hepatitis-C- und Dengue-Viren die Funktion eines zellulären Enzyms für ihre Vervielfältigung nutzen.

Das Hepatits-C- und das Dengue-Virus gehören zu der Gruppe der behüllten Viren – so wie beispielsweise auch Influenza oder Corona-Viren. Behüllte Viren sind von einer Membran aus Fett- und Eiweißmolekülen umgeben, die über komplizierte Mechanismen in den Zellen des Virus-Wirtes zusammengebaut werden. Vor der Freisetzung wickelt sich der Kern des Virus in diese Membran und verlässt dann als reifes, infektiöses Partikel die Wirtszelle. Ist diese Virushülle nicht korrekt zusammengesetzt, stecken die Viren keine weiteren Zellen mehr an, die Infektionskette bricht ab.

Um Faktoren zu finden, die für die Virusvermehrung und den Zusammenbau neuer Viren wichtig sind, haben die Forscher zunächst nicht einzelne Faktoren – Eiweißmoleküle – in den Zellen blockiert, sondern ganze zentrale Signalwege. Damit stören die Wissenschaftler sozusagen einen ganzen Funkkanal für einzelne Zellaufgaben und können beobachten, was dabei in Zellen geschieht, die mit dem Hepatits-C-Virus infiziert sind.

Die Blockade eines Pfades stoppte die Virusvermehrung. Daraufhin begann die Suche nach dem entscheidenden Faktor, der durch diesen Pfad angeschaltet wird und für das Virus wichtig ist. Die Forscher haben die Zytosolische Phospholipase als das zentrale Enzym identifiziert. Dieses Enzym spielt eine wichtige Rolle bei Entzündungsreaktionen und am Endoplasmatischen Retikulum (ER) innerhalb der Wirtszelle. An diesem ER, einem „Organ“ innerhalb der Zelle, werden zelluläre Eiweiße gebildet – und auch Hepatitis-C-Viren vermehrt. Die Forscher haben die Zytosolische Phospholipase in humanen Zellkulturen blockiert. Dabei konnten sie beobachten, dass Viren, die dann noch produziert wurden, eine deutlich veränderte Zusammensetzung der Virushülle hatten. Gleichzeitig waren diese Viren wesentlich geschwächt und kaum mehr infektiös.

Da das nicht nur mit dem Hepatits-C-Virus gelang, sondern auch mit dem Dengue-Virus, hoffen die Forscher nun, dass dies ein allgemeines Prinzip für behüllte Viren ist, die sich am ER bilden. Sie untersuchen jetzt weitere Wirkstoffe, die ebenfalls die Zytosolische Phospholipase angreifen. Darunter sind auch Verbindungen, die als neuartige Entzündungshemmer getestet werden.


Dr. Bettina Hellwig