Immunsystem

Bakterien wirken antientzündlich

Berlin - 15.04.2012, 11:12 Uhr


Wenn die richtigen Mikroorganismen am Werk sind, können Immunzellen, die an der Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie Schuppenflechte, Multiple Sklerose und Arthritis beteiligt sind, antientzündliche Eigenschaften entwickeln.

Diese Entdeckung machten jetzt Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Institute for Research in Biomedicine in Bellinzona, Schweiz. Sie konnten nachweisen, dass bestimmte Pilze Immunzellen, die an der Entstehung dieser Erkrankungen beteiligt sind, aktivieren, während andere Mikroorganismen, insbesondere Bakterien, die natürlicherweise unsere Haut besiedeln, ihnen eine antientzündliche Funktion verleihen.

Die Forscher identifizierten die wesentlichen Signale, die dazu beitragen, ob eine krankheitserregende oder eine antientzündliche Immunzelle entsteht. Dabei wirkt Interleukin 1b, ein körpereigenes Hormon des Immunsystems, wie ein molekularer Schalter. Seine Anwesenheit trainiert die Immunzellen darauf, entzündliche Botenstoffe auszuscheiden. Seine Abwesenheit hingegen lässt die Immunzellen zu antientzündlichen Zellen reifen. Dabei entscheiden körpereigene Mikroorganismen, ob Interleukin 1b produziert wird und somit, welcher Modus gewählt wird.

Diese Beobachtung veranlasste die Wissenschaftler, nach Patienten zu suchen, die eine Überproduktion von Interleukin 1b aufwiesen. Dies ist bei den sogenannten autoinflammatorischen Erkrankungen (z. B. CAPS-Syndrom, Muckle-Wells Syndrom, Schnitzler-Syndrom) der Fall. Diese Patienten, vor allem Kinder, leiden an multiplen Symptomen wie Fieber, Arthritis und Hautausschlägen. Die genaue Entwicklung dieser Krankheiten ist jedoch noch weitgehend ungeklärt. Die Forscher testeten, ob eine Therapie mit Antikörpern, die Interleukin 1b blockieren, ein antientzündliches Potential in den Immunzellen generieren kann. Tatsächlich produzierten die Immunzellen nach Einleitung dieser Therapie entzündungshemmende Immunbotenstoffe. Sie entwickelten sogar ein Gedächtnis dafür, die Botenstoffe über lange Zeiträume auszuschütten.

Literatur: Zielinski, C. E., et al.: Nature 2012; Online: doi:10.1038/nature10957.


Dr. Bettina Hellwig