Urteil zu DocMorris Pick-up

Berliner DocMorris-Apotheker will vorerst weiter machen

Berlin - 19.01.2012, 14:18 Uhr


Das Landgericht Itzehoe verbot einer DocMorris-Apothekerin, in ihren Apotheken in Pinneberg und Elmshorn für die niederländische DocMorris Versandapotheke Pick-up zu betreiben. In Berlin betreibt DocMorris-Apotheker Christoph Neumann dasselbe Pick-up-Modell in seiner Köpenicker Zweitapotheke und will erst mal weitermachen.

„Kein Apotheker wünscht sich Versandhandel", so Christoph Neumann weiter. Er sei aber der Meinung, dass ein solcher Service besser in der Apotheke aufgehoben sei. Im benachbarten Drogeriemarkt würden ebenfalls Rezepte gesammelt, beschreibt Neumann seine Wettbewerbssituation vor Ort, die ihn zu diesem Schritt veranlasst habe.

In Itzehoe erschien die beklagte Apothekerin erst gar nicht vor Gericht, wehrte sich gegen das drohende Pick-up-Verbot nicht. Darin sieht der Vorsitzende des Hamburger Apothekervereins, Dr. Jörn Graue, ein untrügerisches Indiz, dass der Celesio-Mutterkonzern sein DocMorris-Konzept bereits still und leise aufgegeben hat: „Sonst hätte Celesio seine DocMorris-Apothekerin in diesem juristischen Präzedenzfall mit Sicherheit unterstützt“, so Graue zu DAZ.online.

In der Tat könnte diese ein Anzeichen für den Kurswechsel bei Celesio sein. Kurz nach seinem Amtsantritt hatte der neue Celesio-Vorstandsvorsitzende, Markus Pinger, angekündigt, das „Kriegsbeil“ mit den Apothekern zu begraben und das „Rote Tuch“ DocMorris aus der Welt zu schaffen. Wie das geschehen soll, wusste Pinger letzten Oktober noch nicht - nur soviel: „Diesen Konflikt werden wir bis Ende 2012 lösen." Über einen kompletten oder Teilverkauf der Marke DocMorris wurde seitdem nachgedacht. Auch andere Lösungen in Betracht gezogen. Die Entscheidung steht noch aus. Intern hat sich Celesio aber ein Zeitlimit zur Lösung des DocMorris Themas gesetzt. Bis zur Präsentation der Celesio Bilanz im Frühjahr will Pinger mit DocMorris reinen Tisch machen. Der zu diesem Anlass geplante Blick in eine rosigere Celesio-Zukunft soll nicht vom DocMorris Schatten verdunkelt werden.

Aber die DocMorris Lösung ist nicht einfach. Seit der Ankündigung der Regierungskoalition, den Rx-Boni-Vorteil ausländischer Versandapotheken im Rahmen der AMG-Novelle zu kappen, steht das Geschäftsmodell infrage. Zudem steht das höchstrichterliche Urteil des Gemeinsamen Senats des Bundesgerichtshofes noch aus. Die unklare Rechtslage erleichtert die Suche nach einer DocMorris-Lösung sicher nicht.

Hamburgs Apothekerverein-Vorsitzender Graue hat für Pinger einen guten Rat parat: Celesio sollte das DocMorris-Versandgeschäft aufgeben. Graue: „Dafür wäre jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen.“ Als lockere Apothekenkooperation könne DocMorris fortgeführt werden. „Es gibt ja auch andere Kooperationen, mit denen wir uns dem Wettbewerb stellen. Und Gehe würde sich sicherlich freuen, dass dieser Stachel aus dem Fleisch gezogen würde“, so Graue. 


Lothar Klein