Gesundheitspolitik

Becker und Pinger sprachen über DocMorris

Geheimtreffen Celesio – Deutscher Apothekerverband

Berlin (lk). Ex-Celesio-Chef Fritz Oesterle war für die Apotheker ein rotes Tuch. Sein Nachfolger im Stuttgarter Pharmahandelskonzern will das zerrüttete Verhältnis zu seinen wichtigsten Kunden wieder kitten. Bislang waren das nur Ankündigungen. Jetzt machte Markus Pinger ernst. Anfang vorletzter Woche kamen Markus Pinger und DAV-Chef Fritz Becker nach AZ-Informationen zu einem Geheimtreffen zusammen, um die Friedenspfeife zu rauchen. Nicht mit von der Partie bei der Aktion Kriegsbeil begraben: ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf.
Fritz BeckerFoto: ABDA/LAV BW

Apothekenketten tabu

Was mit Fritz Oesterle unmöglich gewesen wäre, funktionierte offenbar zwischen Markus Pinger und Fritz Becker: Die Chemie stimmte, Harmonie war angesagt beim Geheimtreffen. Celesio sagte dem Vernehmen nach den Apothekern zu, nicht weiter auf der politischen Bühne gegen das deutsche Fremd- und Mehrbesitzverbot zu agitieren, das Wort Apothekenkette aus seinem Vokabular zu streichen.

Doch es ging nicht allein um die Verbesserung des Gesprächsklimas. Es ging um handfeste wirtschaftliche Interessen: um die Zukunft von DocMorris. Mehrfach hat Pinger seit seinem Amtsantritt bei Celesio im letzten Sommer angekündigt, das Problemkind DocMorris aus der Welt zu schaffen. Nur wie? Eine rasche Lösung ist nicht in Sicht. Die Pläne der Bundesregierung, Rx-Boni ausländischer Versandapotheken im Rahmen der AMG-Novelle zu verbieten, erleichtern die Suche nach einem Investor für DocMorris nicht.

Markus PingerFoto: AZ/diz

Bereits Mitte Januar hatte Hamburgs Apothekerverein-Vorsitzender Dr. Jörn Graue mit einem guten Rat an Pingers Adresse aufhorchen lassen: Celesio solle das DocMorris-Versandgeschäft aufgeben. Graue: "Dafür wäre jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen." Als lockere Apothekenkooperation könne DocMorris fortgeführt werden. "Es gibt ja auch andere Kooperationen, mit denen wir uns dem Wettbewerb stellen. Und Gehe würde sich sicherlich freuen, dass dieser Stachel aus dem Fleisch gezogen würde", so Graue vor wenigen Wochen. Auch darüber dürften Pinger und Becker gesprochen haben. Sofort verworfen wurde allerdings der Gedanke, die Marke DocMorris gleich an den DAV zu verkaufen. Geschätzter Wert: ein dreistelliger Millionenbetrag.

Mehr Informationen zur Bilanzpressekonferenz?

Bis zum Jahresende will Celesio-Chef Pinger für DocMorris eine Lösung präsentieren. Das sicherte er Becker zu. Man verabredete, darüber im Gespräch zu bleiben. Das kann jetzt aber nicht mehr im Hinterzimmer geschehen. Diese Woche Dienstag wird Pinger auf seiner ersten Bilanzpressekonferenz des Stuttgarter Pharmahandelskonzerns nicht nur die Celesio-Zahlen präsentieren: Er wird sich jetzt umso mehr den Fragen zu DocMorris stellen müssen.



AZ 2012, Nr. 13, S. 2

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