Bertelsmann Gesundheitsmonitor 2011

Bessere Patienteninformationen erforderlich

Berlin - 21.09.2011, 17:31 Uhr


Patienten vermissen oft die ärztliche Aufklärung zu möglichen Nebenwirkungen eines Medikaments. Dies stellte die Bertelsmann-Stiftung bei ihrer Ursachenforschung zur Non-Compliance fest: Für ihren Gesundheitsmonitor 2011 befasste sie sich mit der fehlenden Therapietreue von Patienten.

Mangelnde Therapietreue kann nicht nur ungünstigere Krankheitsverläufe zur Folge haben, sondern verursacht im Gesundheitswesen auch unnötige Kosten. Um den Ursachen der Non-Compliance auf den Grund zu gehen, befasste sich die Bertelsmann-Stiftung für ihren diesjährigen Gesundheitsmonitor in Kooperation mit der Barmer GEK mit der Einstellung der Bevölkerung gegenüber Medikamenten.

Studien zur alternativen Medizin sollen, so die Bertelsmann-Stiftung, deutlich machen, dass das zunehmende Interesse an Akupunktur, Homöopathie und anderen Formen dieser Heilkunde unter anderem auch in Ängsten vor den Nebenwirkungen medikamentöser Therapien begründet ist. Den Ergebnissen der Befragung zufolge hat ein Großteil der Bevölkerung gegenüber Arzneimitteln tatsächlich eine äußerst kritische Haltung: Zwar sagten 97 Prozent der Befragten, sie nähmen Medikamente so wie verordnet ein, dennoch würden 82 Prozent die Einnahme von Medikamenten wenn möglich lieber vermeiden. Die Befragten bewerteten zu 77 Prozent Naturheilmittel im Vergleich zu Medikamenten als sanfter – 53 Prozent meinten sogar, dass Medikamente letztendlich Gift seien.

Beim Ausmaß fehlender Therapietreue wurde klar, dass das schlichte Vergessen im Alltag die häufigste Ursache für Non-Compliance darstellt: Während dies auf 31 Prozent zutrifft, haben Sondersituationen wie Reisen und die Abwesenheit von Zuhause als Erklärungshintergrund eine deutlich geringere Bedeutung (12 Prozent). Dies gilt ebenso für ein bewusstes, vorübergehendes Absetzen des Medikaments – 10 Prozent setzten ein Medikament wegen erlebter Nebenwirkungen und 15 Prozent wegen nachlassender Beschwerden ab. Dauerhaft setzten nur 17 Prozent das Medikament ab.

Für das bewusst einkalkulierte Absetzen oder das generelle Verweigern eines Medikaments zeigte im Rahmen der Befragung der Familienstand einen erheblichen Einfluss: Danach halten sich Verheiratete strenger an Einnahmevorschriften – sei es in Antizipation ihrer familiären Verantwortung oder aufgrund direkter Erinnerung und Einflussnahme des Ehepartners.

Weil die Befragten zu 57 Prozent angaben, mehr Zeit für den Patienten würde viele Verordnungen überflüssig machen, wurde auch die ärztliche Information als negativer Einfluss auf die Therapietreue untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass Patienten einerseits kaum Defizite feststellen, was ärztliche Erläuterungen zur Indikation oder zur Einnahmedauer und Dosierung anbelangt. Erhebliche Mängel gaben die Befragten jedoch bei der Aufklärung ihres Arztes bezüglich der möglichen Nebenwirkungen an. Insbesondere die Frage, ob man bei schwerwiegenden Nebenwirkungen das Medikament sofort absetzen oder trotzdem weiter einnehmen solle, dürfte vielen Patienten unklar bleiben.


Juliane Ziegler