Halbjahresbilanz 2011

Celesio schreibt ab und rote Zahlen

Stuttgart - 11.08.2011, 11:27 Uhr


Die staatlichen Sparprogramme im Gesundheitswesen in Deutschland (AMNOG), aber auch in anderen europäischen Ländern haben den Pharmahändler Celesio im ersten Halbjahr 2011 in die roten Zahlen gedrückt. In Deutschland leidet insbesondere der Großhändler Gehe unter den AMNOG-Folgen.

Die AMNOG-Folgen spürt insbesondere der Celesio Großhändler Gehe. Der Gehe-Umsatz sank im 1. Halbjahr nach Angaben von Celesio-Vorstand Wolfgang Mähr um 0,8 Prozent. Mit rund zwei Milliarden Euro betrage der Gehe-Anteil am gesamten Großhandelsmarkt in Deutschland aber weiterhin rund 21 Prozent. „In Deutschland hatte das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) negative Effekte auf das Ergebnis von Gehe. Diese Belastungen konnten im ersten Halbjahr 2011 aufgrund des scharfen Wettbewerbs nicht über Rabattkürzungen weitergegeben werden. Mit Blick auf das am 1. Januar 2012 startende neue Vergütungssystem mit Fixbeträgen hat Gehe ihren Marktanteil verteidigt, musste dafür aber deutlich rückläufige Gewinne akzeptieren“, heißt es in einer Celesio-Mitteilung. Konkretere Angaben zur Gewinnentwicklung bei Gehe wollte der Celesio-Vorstand nicht geben.

Für das Gesamtjahr 2011 rechnet Celesio zwar weiterhin mit schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Das Konzernergebnis werde aber unter dem Strich wieder schwarze Zahlen aufweisen, kündigte Finanzvorstand Christian Holzherr an. Das operative Ergebnis (EBITDA) werde rund 600 Millionen Euro betragen.

Erst Ende Juli hatte Celesio Abschreibungen in Höhe von insgesamt 116,3 Millionen Euro angekündigt. Davon betroffen waren der Pharma-Personaldienstleister Pharmexx sowie der Großhandel in Portugal und Dänemark. Ohne die Belastungen hätte Celesio einen Gewinn ausgewiesen. Bei den Gewinngrößen verfehlte aber Celesio die Schätzungen der Experten. Der Umsatz ging im zweiten Quartal auf 5,76 Milliarden Euro zurück, nach 5,84 Milliarden Euro im Vorjahr.

Neben den massiven Einsparungen im europäischen Gesundheitswesen machte Celesio vor allem ein verschärfter Wettbewerb im Großhandel in Deutschland und Frankreich zu schaffen. Hinzu kamen Kosten für den Umbau des britischen Apothekengeschäfts Lloydspharmacy. Diese Investitionen werden das Ergebnis von Celesio mit rund 20 Millionen Euro im laufenden Geschäftsjahr belasten, hieß es.

Das Apothekengeschäft von Celesio erwirtschaftete im ersten Halbjahr einen Umsatz von 1,75 Milliarden Euro und damit rund ein Prozent weniger als im Vorjahr. Grund hierfür war vor allem die Entkonsolidierung der niederländischen Apotheken im Jahr 2010. Bereinigt um Portfolio- und Währungseffekte legte der Umsatz um 0,4 Prozent zu.

Das operative Ergebnis (EBITDA) des Apothekenbereichs reduzierte sich um 25,6 Prozent auf 102,1 Millionen Euro. Verantwortlich dafür waren laut Celesio insbesondere zusätzliche staatliche Maßnahmen, die allerdings zum Teil kompensiert werden konnten. Außerdem belasteten das EBITDA die Aufbaukosten der Apothekenkette in Schweden, die Betriebs- und Organisationskosten für die neue Führungsorganisation bei DocMorris-International Retail sowie Kosten der Neuausrichtung von Lloydspharmacy.

Am 30. Juni 2011 betrieb Celesio insgesamt 2.291 Präsenzapotheken und damit 20 Apotheken weniger als am 30. Juni 2010. Seit dem vierten Quartal 2010 sind die 63 niederländischen Apotheken, die in die Brocacef Holding eingebracht wurden, nicht mehr in den Zahlen enthalten. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2011 wurden 18 Apotheken (Vorjahr 22) eröffnet, davon 14 in Schweden.

Im wichtigsten Apothekenmarkt Großbritannien konnte der Umsatz laut Celesio trotz der hohen Belastung durch staatliche Eingriffe leicht gesteigert werden. Lloydspharmacy trug im ersten Halbjahr 58,5 Prozent zum Umsatz des Geschäftsfelds Apotheken bei. Dies konnte mit einem Anstieg des Rezeptvolumens und mit einem Umsatzwachstum in Höhe von 46 Prozent im nicht preisregulierten Servicegeschäft mit Institutionen erreicht werden, beispielsweise durch Versorgungsverträge mit Krankenhäusern, Gefängnissen und anderen institutionellen Einrichtungen.


Lothar Klein