Geschäftsentwicklung im ersten Quartal

Celesio: Durch staatliche Maßnahmen belastet

Stuttgart - 12.05.2011, 10:08 Uhr


Der Pharmahändler Celesio hat wegen staatlicher Maßnahmen – vor allem in Großbritannien – zum Jahresauftakt weniger verdient. „Bereits im vergangenen Jahr hatten sich die Belastungen durch staatliche Maßnahmen im Vergleich zu 2009 verdoppelt. Im laufenden Jahr werden sie weiter zunehmen“, sagte der scheidende Celesio-Chef Fritz Oesterle am Donnerstag in Stuttgart.

Der Stuttgarter Konzern hat seinen Umsatz im ersten Quartal 2011 gegenüber dem Vorjahr um 1 Prozent auf 5.722,9 Millionen Euro leicht gesteigert. Bereinigt um Portfolio- und Währungseffekte verringerte sich der Konzernumsatz allerdings um 0,3 Prozent. Das EBITDA ging gar um 11,7 Millionen Euro (-7,6 Prozent) auf 141,5 Millionen Euro zurück. Allein staatliche Maßnahmen – vor allem Kürzungen der Generika-Erstattungspreise in Großbritannien – hätten das Ergebnis der ersten drei Monate mit 29 Millionen Euro belastet, so Oesterle. Über das gesamte Geschäftsjahr könnten sich diese Belastungen auf 100 Millionen Euro erhöhen. Daneben schlugen sich die Anlaufkosten aus dem Aufbau der schwedischen Apotheken und des Gemeinschaftsunternehmens Medco Celesio auf das Ergebnis nieder.

Das erste Quartal 2011 zeige deutlich, „dass die Belastung aus staatlichen Preiseingriffen im Pharmasektor weder zeitgleich noch allein durch Effizienzverbesserungen kurzfristig kompensiert werden können“, sagte Oesterle. „Wir werden deshalb unsere Agenda 2015 noch nachdrücklicher vorantreiben müssen“. Die im MDax notierte Gesellschaft will unter anderem die Profitabilität verbessern und den Anteil seines preislich nicht regulierten Geschäfts deutlich erhöhen. Der finanzielle Spielraum für Zukäufe sei vorhanden, sagte Oesterle. Einen konkreten Ausblick für das Gesamtjahr 2011 wagte er weiterhin nicht.

Das Apothekengeschäft erwirtschaftete im ersten Quartal einen Umsatz von 862,7 Millionen Euro und damit 1 Prozent mehr als im Vorjahr (plus 0,5 Prozent bereinigt um Portfolio- und Währungseffekte). Das EBITDA dieses Geschäftsbereichs reduzierte sich um 16,3 Prozent auf 49,8 Millionen Euro. Am 31. März 2011 betrieb Celesio 2.287 Präsenzapotheken und somit 14 Apotheken weniger als im Vorjahr. Im ersten Quartal 2011 eröffnete Celesio zehn Apotheken, davon acht Apotheken in Schweden – bereits im vergangenen Jahr wurden in Schweden 50 Apotheken neu eröffnet. Nicht mehr in der Rechnung enthalten sind die 63 niederländischen Apotheken, die im vergangenen Jahr im Rahmen einer Kooperation in die Brocacef Holding eingebracht wurden, an der Celesio eine Minderheitsbeteiligung hält.

Der wichtigste Apothekenmarkt ist für Celesio trotz der genannten Schwierigkeiten noch immer Großbritannien: Lloydspharmacy trug im ersten Quartal 59,4 Prozent zum Umsatz des Geschäftsfelds Apotheken bei. Dabei habe man einen Anstieg des Rezeptvolumens und eine zweistellige Zuwachsrate bei nicht regulierten Dienstleistungsumsätzen realisieren können. Die Entscheidung sich auf zwei Apothekenmarken zu konzentrieren – Lloydspharmacy in Großbritannien und DocMorris außerhalb Großbritanniens – werde erfolgreich umgesetzt. Gestärkt würden die Markenstrategie und das Einzelhandelsgeschäft auch durch die Neubesetzung des Vorstandsressorts für den Geschäftsbereich Patient and Consumer Solutions. Stephan Borchert soll spätestens zum 1. September im Celesio-Vorstand die Verantwortung für dieses Ressort übernehmen.

Der Umsatz des Geschäftsbereichs Pharmacy Solutions stieg um 0,9 Prozent auf 4.703,6 Millionen Euro. Der größte Teil davon entfällt auf das Geschäftsfeld Großhandel – Celesio betreibt 133 Gr0ßhandelsniederlassungen –, dessen Umsatz um 0,9 Prozent auf 4.702,4 Millionen Euro gewachsen ist. Bereinigt um Portfolio- und Währungseffekte ging der Umsatz des Geschäftsbereichs Pharmacy Solutions um 0,5 Prozent zurück, vor allem aufgrund der staatlichen Maßnahmen in Deutschland sowie der schwachen Marktentwicklung und des anhaltenden Wettbewerbsdrucks in Frankreich. Die gute Entwicklung in Brasilien und Großbritannien konnte diese Belastungen nicht vollständig kompensieren. Das EBITDA des Geschäftsbereichs konnte um 3,3 Prozent auf 111,5 Millionen Euro gesteigert werden. Bereinigt um Portfolio- und Währungseffekte entspricht dies einem Anstieg von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der Rohertrag des Dienstleistungs-Geschäftsbereichs liegt mit 99,4 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Das EBITDA betrug hier 2,8 Millionen Euro (-29,7 Prozent zum Vorjahreszeitraum). Dieser Rückgang sei zum einen durch die planmäßigen Anlaufkosten bei Medco Celesio bedingt, zum anderen durch Vertragsverluste in Großbritannien im Geschäftsfeld Logistiklösungen, die noch nicht kompensiert werden konnten.


Kirsten Sucker-Sket