Gesundheitspolitik

Celesio steigert Umsatz und Gewinn und will weiter wachsen

Das Apothekengeschäft konzentriert sich auf Lloydspharmacy und DocMorris

STUTTGART (diz/ks). Der Stuttgarter Pharmahändler Celesio hat vor allem dank der Übernahme des brasilianischen Großhändlers Panpharma im vergangenen Jahr deutlich mehr umgesetzt und verdient. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sei um elf Prozent auf 699,2 Millionen Euro gestiegen, teilte das Unternehmen am 23. März 2011 auf der Bilanzpressekonferenz in Stuttgart mit. Damit schnitt Celesio deutlich besser ab als erwartet. Im Apothekengeschäft setzt der Konzern auf seine beiden Marken: Lloydspharmacy in Großbritannien und DocMorris in allen übrigen Ländern.

Mit gefüllten Kassen
hält Celesio Ausschau nach passenden Objekten, insbesondere in nicht preisregulierten Geschäftsfeldern, war auf der Bilanzpresse-konferenz am 23. März 2011 zu erfahren.
Fotos: AZ/diz

Celesio profitierte beim operativen Gewinn zudem von einem Spartenverkauf in den Niederlanden: Die Einbringung der Tochtergesellschaft Lloyds Nederland in die Brocacef Holding N. V., an der auch Phoenix mit 55% beteiligt ist, schlug sich auf das operative Ergebnis des Konzerns mit einem positiven Einmaleffekt in Höhe von 16,3 Millionen Euro nieder. Ohne diesen Einmalertrag ist das EBITDA um 8,8 Prozent auf 682,9 Millionen Euro gestiegen.

Der Umsatz stieg 2010 um 8,3 Prozent auf 23,3 Milliarden Euro. Bereinigt um Wechselkurseffekte lag das Plus bei 5,8 Prozent. Der größte Geschäftsbereich Pharmacy Solutions, der den Pharmagroßhandel umfasst, verzeichnete einen deutlichen Umsatzzuwachs von 8,4 Prozent auf 19.019,7 Millionen Euro. Der Umsatz des Geschäftsbereichs Patient and Consumer Solutions – im Wesentlichen das Apothekengeschäft – stieg 2010 um 5,1 Prozent auf 3.618,1 Millionen Euro. Der größte Teil des Umsatzes in diesem Geschäftsbereich wurde mit Präsenzapotheken erzielt (+ 4,5 Prozent auf 3.322,6 Millionen Euro). Das Geschäftsfeld Versandapotheken verzeichnete dank DocMorris mit 291,2 Millionen Euro einen Umsatzzuwachs von 13,4 Prozent. Unter dem Strich verdiente Celesio 265 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es nur 6,5 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen eine unveränderte Dividende von 50 Cent je Aktie erhalten.

"In einem herausfordernden Umfeld ist es uns gelungen, unsere operative Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Trotz neuer staatlicher Belastungen in Höhe von 78 Millionen Euro konnten wir unser operatives Ergebnis deutlich steigern", sagte der noch amtierende Vorstandsvorsitzende Fritz Oesterle. Gleichzeitig habe man die finanzielle Basis des Konzerns gefestigt. "Das schafft Spielräume für die weitere Umsetzung unseres Wachstumsprogramms Agenda 2015", so Oesterle. Ziel dieser Agenda ist es u. a., den Anteil des nicht preisregulierten Geschäftes auf mindestens 50% zu erhöhen. Auch an weitere Zukäufe ist gedacht: "Wir haben uns auch schon einige mögliche Zielobjekte etwas näher angeschaut", so der Celesio-Chef. Die Agenda wird er selbst allerdings nur noch wenige Monate vorantreiben können. Zum 30. Juni wird Oesterle den Konzern verlassen, die Nachfolgeschaft ist offen.


Fritz Oesterle – Nur noch bis 30. Juni 2011 wird er die Wege des Celesio-Konzerns mitbestimmen. Wen der Aufsichtsrat als Nachfolger holt, ist noch offen.

Zwei-Marken-Strategie

Im Apothekenbereich konzentriert sich der Celesio-Konzern nur noch auf zwei Marken: Lloydspharmacy in Großbritannien und DocMorris außerhalb von Großbritannien. "Speziell im nicht regulierten Geschäft" will der Pharmahandelskonzern Profitabilität verbessern und Wachstum ankurbeln. Wie Oesterle erklärte, bieten die rund 1700 Celesio-Apotheken, die in Großbritannien unter dem Namen Lloydspharmacy firmieren, Services an, die über das normale Apothekengeschäft hinausgehen und nicht dem Preisdiktat des staatlichen Gesundheitssystems unterliegen. Dazu gehören beispielsweise die Komplettversorgung von Altenheimen oder anderen Institutionen, beispielsweise die Versorgung von Gefängnissen mit Arzneimitteln.

Außerhalb von Großbritannien werden die über 600 eigenen Apotheken des Konzerns nur noch unter der Marke DocMorris auftreten. Das wird in den Ländern Norwegen, Italien, Irland, Belgien, Tschechien und Schweden der Fall sein (die Apotheken in den Niederlanden wurden in das gemeinsam mit Phoenix geführte Unternehmen Brocacef eingebracht). Für die gemeinsame Dachmarke sollen die Apotheken einheitlich gestaltet und schrittweise auf DocMorris umgeflaggt werden. Den Anfang machen Irland und Italien. Oesterle: "Unser langfristiges Ziel ist es, DocMorris zur führenden Apothekenmarke Europas zu machen. Dies wird sich nicht nur positiv auf unser Geschäft mit OTC-Produkten und Eigenmarken auswirken. Gleichzeitig halten wir so die Marketing-, Logistik- und Verwaltungskosten durch ein zentrales, europäisches Management gering."

Freude dürfte Celesio der schwedische Apothekenmarkt bereiten, in denen der Konzern "sehr flott unterwegs" ist. Im vergangenen Jahr habe Celesio dort 50 neue Apotheken eröffnet, in diesem Jahr sollen 40 weitere dazu kommen. Das Ziel von zunächst 100 schwedischen Apotheken wäre damit "in diesem Jahr so gut wie erreicht, und zwar vorzeitig", so Oesterle.

Douglas-Manager übernimmt Apothekengeschäft

Oesterle konnte auf der Bilanzpressekonferenz eine Erweiterung des Vorstands verkünden: Stephan Borchert, bisher Managing Director und General Manager International bei der Parfümerie Douglas, wurde vom Aufsichtsrat in den Celesio-Vorstand berufen. Der 41-Jährige soll dort spätestens ab 1. September 2011 die Verantwortung für den Geschäftsbereich Patient and Consumer Solutions übernehmen. Dieser umfasst das internationale Apothekengeschäft von Celesio, zu dem die Marken Lloydspharmacy in Großbritannien und DocMorris zählen.

Borchert war bei Douglas zuletzt für über 750 Parfümerie-Shops in 20 Ländern verantwortlich. Von 2005 bis 2008 führte er beim Modekonzern Esprit die asiatische Kosmetik-Beteiligung Red Earth in Hongkong. Davor war er sieben Jahre lang bei Roland Berger tätig, zuletzt als Partner mit der Verantwortung für die Bereiche Retail, Fashion und Lifestyle. Seine berufliche Laufbahn begann Borchert nach seinem Studium zum Diplom-Kaufmann an der Universität Dortmund im Jahr 1992 bei Peek & Cloppenburg.

Künftig soll sich Borchert nun um die knapp 2300 Celesio-eigenen Präsenzapotheken in acht europäischen Ländern kümmern. Auch das deutsche DocMorris-Markenpartnerschaftsgeschäft wird in seine Verantwortung fallen.



AZ 2011, Nr. 13, S. 2

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