Therapietreue

ABDA: Non-Compliance kostet Kassen mehrere Milliarden Euro

Berlin - 08.08.2011, 10:54 Uhr


Mangelnde Therapietreue (Non-Compliance) kommt der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) teuer zu stehen. Die direkten Kosten der Non-Compliance, etwa durch Krankenhauseinweisungen, werden auf jährlich mehrere Milliarden Euro geschätzt.

Hinzu kämen indirekte Kosten, beispielsweise wenn eine Erkrankung nicht ausreichend behandelt und der Patient deshalb arbeitsunfähig werde. Detaillierte Zahlen zu den Kosten der Non-Compliance in Deutschland gebe es bislang aber nicht, schreibt die ABDA.

Jeder zweite Patient nehme seine Medikamente bei einer Langzeittherapie nicht wie vom Arzt vorgesehen ein. „Die meisten Arzneimittel werden vom Arzt verordnet und, abgesehen von der Zuzahlung, von der Krankenkasse bezahlt. Werden die verordneten Medikamente nicht oder nicht richtig eingenommen, können sie dem Patienten nicht nutzen – verursachen aber Kosten bei der Krankenkasse und damit bei der Versichertengemeinschaft“, so Friedemann Schmidt, Vizepräsident der ABDA. „Arzt und Apotheker können gemeinsam die Compliance ihrer Patienten verbessern und so dazu beitragen, dass die Krankenkassen Geld sparen.“

Die ABDA und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) haben bereits im April 2011 in ihrem „Zukunftskonzept“ Maßnahmen vorgestellt, wie sie die Arzneimitteltherapie preiswerter und besser gestalten können. Auf Basis einer Wirkstoffverordnung und einer Medikationsliste wollen die Heilberufler ein gemeinsames Medikationsmanagement anbieten, so die ABDA weiter.

Der Forderung von ABDA und KBV, das Arzneimittelkonzept in das Versorgungsgesetz aufzunehmen, hat das Bundesgesundheitsministerium jedoch nicht entsprochen und stattdessen ABDA und KBV aufgefordert, anhand von Pilotprojekten die Einspareffekte aufzuzeigen. Bislang haben sich aber keine regionalen Kammerbezirke oder KV bereitgefunden, ein Pilotprojekt aufzulegen. Laut Auskunft einer Sprecherin hält auch die KBV trotzdem am Projekt fest, „auch wenn kein Pilotprojekt in Sicht ist“.

Nach einer aktuellen Studie der health-activate GmbH aus Lübeck nimmt die Therapietreue der Patienten bei den Krankenkassen den ersten Platz vor anderen Mehrwerten ein, die sie sich von einer  Zusammenarbeit mit Pharmaunternehmen wünschen. In dieser Studie wurde analysiert, dass die befragten Krankenkassen ein sehr großes Interesse an der Compliance (Therapietreue) ihrer Versicherten haben.


Lothar Klein