Non-Compliance kostet Milliarden

MERAN/BERLIN (abda/az). Etwa ein Viertel aller verordneten Medikamente wird nicht oder nicht so wie vorgesehen eingenommen. Die Non-Compliance gehört damit zu den größten Problemen bei der Arzneimitteltherapie. Doch Apotheker können einiges dazu beitragen, dass sich die Therapietreue der Patienten verbessert. Dies betonte Apotheker Prof. Ulrich Jaehde von der Universität Bonn auf der Pharmacon in Meran.

Je nach Krankheitsbild kann die Non-Compliance den Gesundheitszustand verschlechtern, Folgekrankheiten verursachen oder gar Einweisungen in ein Krankenhaus notwendig machen. Die Kosten der mangelnden Therapietreue werden für das deutsche Gesundheitswesen auf etwa 10 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Jaehde verwies vergangene Woche beim Fortbildungskongress der Bundesapothekerkammer auf verschiedene internationale Studien, die belegen, dass Apotheker hier wirksam gegensteuern können.

So förderten Apotheker bereits heute zusammen mit anderen Heilberuflern die Compliance: An erster Stelle stehe dabei die Aufklärung der Patienten durch Information. "Das Lesen des Beipackzettels mit langen Listen der Nebenwirkungen beunruhigt viele Patienten. Wenn es dem Apotheker im Gespräch gelingt, den Patienten in verständlichen Worten vom Nutzen des Arzneimittels zu überzeugen, dann wird sich die Compliance verbessern", so Jaehde. Zudem könnten Apotheker das Verhalten der Patienten beeinflussen oder ihnen helfen, die Arzneimitteleinnahme mit bestehenden Gewohnheiten zu verknüpfen. Jaehde: "Gegen Vergesslichkeit hilft zum Beispiel, wenn die morgendlichen Tabletten immer beim Kaffeekochen eingenommen werden."

Ist ein Patient in eine Hausapotheke eingeschrieben, kann der Apotheker auch über dieses System die Compliance überprüfen. Zudem ist es ihm möglich, mit dem Arzt über eine etwaige Therapieanpassung zu diskutieren. Gegebenenfalls können Medikamente, die zweimal täglich eingenommen werden müssen, durch andere ersetzt werden, bei denen die einmalige Einnahme ausreicht.

BAK-Präsidentin Magdalene Linz betonte: "Die besten Medikamente nutzen nichts, wenn sie nicht eingenommen werden. Um einen Patienten davon zu überzeugen, dass er seine Medikamente dauerhaft zuverlässig einnimmt, reicht die Bereitstellung von standardisierten Informationen, etwa im Beipackzettel, oft nicht aus. Deshalb ist das Beratungsgespräch in der Apotheke wichtig: Wir Apotheker filtern aus der Fülle der Informationen die für den einzelnen Patienten Relevante heraus.".

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