Versorgungsgesetz soll Abhilfe schaffen

KBV: Fast 700 Arztpraxen ohne Nachfolger

Berlin - 30.05.2011, 09:51 Uhr


In Deutschland haben im vergangenen Jahr knapp 700 Arztpraxen mangels Nachfolger dicht gemacht. Unmittelbar vor dem Ärztetag in Kiel stellte Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) den Ärzten auf dem Land zusätzliches Geld für ihre vielen Patienten in Aussicht. Weiterer Ärztemangel auf dem Land soll so vermindert werden.

Insgesamt seien Nachfolger für 3938 Praxen von Ärzten und Psychotherapeuten gesucht worden, berichtete die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) am Sonntag in Berlin. In 692 Fällen sei die Suche ergebnislos geblieben. Von den Schließungen betroffen waren unter anderem 420 Praxen von Hausärzten und 32 von Kinderärzten. Vor allem auf dem Lande fehlen Ärzte.

KBV-Chef Andreas Köhler sagte, rund 18 Prozent derjenigen, die ihre Praxis abgeben wollen, fänden keinen Nachfolger. Der Ärztemangel sei heute schon real. Die KBV schätzt, dass bis zum Jahr 2020 rund 67 000 niedergelassene Ärzte in den Ruhestand gehen werden. „Die Situation wird sich also verschärfen“, sagte Köhler. Kein Verständnis hat er für Kassenfunktionäre, die einen Mangel an niedergelassenen Medizinern verneinen und meinen, in Großstädten gebe es sogar zu viele Niedergelassene. Dabei werde verkannt, dass Ärzte in Großstädten Patienten aus dem ganzen Umland mitversorgen, so Köhler.


Bahr sagte dagegen der „Welt“ (Montagsausgabe), dass viele Ärzte auf dem Land keine Nachfolger finden, „führt derzeit noch nicht zu dramatischen Engpässen“ – insoweit gebe er den Krankenkassen recht. Allerdings könnte dies in wenigen Jahren anders sein. Das geplante Versorgungsgesetz schaffe daher neue Anreize. „Wir sorgen dafür, dass es für zusätzliche Patienten zusätzliches Geld gibt, und zwar ohne Abschläge.“ Auch das Problem langer Wartezeiten auf einen Termin will Bahr angehen. Verantwortlich machte er die Budgetierung bei der Ärztevergütung – deshalb würden Versicherte oft aufs nächste Quartal vertröstet.

An diesem Montag will die KBV in Kiel auf einer Vertreterversammlung Konzepte für eine Sicherung der ärztlichen Versorgung beraten. Am Tag drauf startet dort der 114. Deutsche Ärztetag.


dpa/DAZ.onlline