Ärztemangel

KBV: Nicht mehr in jedem Dorf ein Hausarzt

Berlin - 06.05.2010, 10:41 Uhr


Trotz aller Bemühungen, dem Ärztemangel in ländlichen Regionen entgegenzuwirken, sieht die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) keine Chance mehr, in jedem Dorf eine

Um mehr Ärzte aufs Land zu bekommen, will die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) die Zahl der Arztsitze in Ballungszentren verringern. "Wir müssen Anreize schaffen, um die Versorgungsplanung wirklich flexibel gestalten zu können", sagte Köhler weiter. Dazu könne es gehören, dass in einer überversorgten Region eine Kassenärztliche Vereinigung die Praxis eines Arztes aufkaufe. Denkbar sei dies etwa, wenn Mediziner für ihre Praxis keinen Käufer fänden oder keinen adäquaten Preis erzielen könnten.

Auf der anderen Seite schlug Köhler vor, dass die KBV in unterversorgten Gebieten Eigeneinrichtungen gründen dürfe. Dann könnten niederlassungswillige Ärzte in komplett eingerichteten Praxen arbeiten, „ohne dass sie von vornherein das wirtschaftliche Risiko tragen müssen“. Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hatte vorgeschlagen, in Ballungszentren künftig nicht mehr jede frei werdende Praxis wiederzubesetzen. Da der Praxisverkauf für Ärzte aber wichtiger Bestandteil der Altersversorgung ist, hatten Ärzteverbände dies heftig kritisiert und vor "Quasi-Enteignung" gewarnt.

Als Grund für den Ärztemangel auf dem Land nannte Köhler die schlechtere Infrastruktur, die Belastung durch Nachtdienste und nicht angemessene Bezahlung. Abschreckend seien Notdienste. Wer auf dem Lande tätig ist, müsse jede zweite Nacht raus. „Das zermürbt“, sagte Köhler. Ärzte praktizierten zudem lieber in Ballungszentren, weil sie dort ihre Kinder auf bessere Schulen schicken und auch ihre Partner berufstätig sein könnten.

Außerdem sei die Bezahlung von Landärzten schlecht, kritisierte Köhler: „Ich verstehe den Ärger von Landärzten, die pro Hausbesuch 46 Euro bekommen und dann die Rechnung eines Klempners erhalten, der ihren Abfluss repariert hat." Nach einer Studie der Universität Leipzig müsse einem Arzt monatlich 8400 Euro mehr gezahlt werden, um ihn aufs Land zu locken. Köhler: „Das verkraftet unser System nicht.“


Lothar Klein