Neu auf dem Markt

Antiarrhythmikum Vernakalant

14.12.2010, 06:56 Uhr


Vernakalant (Brinavess®) ist ein neues Antiarrhythmikum, das intravenös infundiert wird, um ein akutes Vorhofflimmern zu behandeln.

Es ist zur raschen Wiederherstellung eines Sinusrhythmus bei Erwachsenen indiziert, die innerhalb der letzten sieben Tage Vorhofflimmern entwickelt haben und vorher nicht chirurgisch behandelt worden sind. Außerdem kann es zur Konversion bei Patienten mit postoperativem Vorhofflimmern nach herzchirurgischen Eingriffen mit Vorhofflimmern von maximal drei Tagen eingesetzt werden.

Vernakalant blockiert Natrium- und bestimmte Kaliumkanäle, wobei es eine gewisse Selektivität für atriale Ionenkanäle zu besitzen scheint. Die neue Substanz verzögert die Überleitungsgeschwindigkeit im Vorhof und verlängert die Refraktärzeit, wodurch ein Sinusrhythmus wieder hergestellt werden kann.

Vernakalant wurde in vier Phase-III-Studien bei Patienten mit symptomatischem Vorhofflimmern von relativ kurzer Dauer (wenige Stunden bis maximal sieben Tage) untersucht, bei denen eine rasche Konversion wünschenswert erschien.

Bei jeweils rund 50 % der Patienten fand innerhalb von 90 Minuten nach Therapiebeginn eine Konversion in den Sinusrhythmus statt, bei den Patienten der Placebo-Gruppe hörte im selben Zeitraum das Vorhofflimmern bei nicht einmal 5 % aller Patienten auf. In einer Vergleichsstudie mit 232 Patienten stellte sich mit Vernakalant innerhalb von 90 Minuten bei 52 % aller Patienten wieder ein Sinusrhythmus ein, in der Amiodaron-Gruppe lag die entsprechende Erfolgsquote nur bei 5,2 %.

Vernakalant wirkt nicht negativ inotrop, relevante QTc-Verlängerungen oder Torsades de pointes traten in den klinischen Studien nicht auf. Häufigste Nebenwirkungen waren metallischer Geschmack, vermehrtes Niesen und Übelkeit. Bei Patienten mit schwerer Aortenklappenstenose, einem systolischen Blutdruck von unter 100 mm Hg, Herzinsuffizienz, QT-Verlängerung zu Behandlungsbeginn oder schwerer Bradykardie, Sinusknotenerkrankung oder AV-Block zweiten und dritten Grades (ohne Herzschrittmacher) und akutem Koronarsyndrom innerhalb der vergangenen 30 Tage ist Vernakalant kontraindiziert. Derzeit wird auch eine orale Darreichungsform zur Folgetherapie klinisch erprobt.

Quelle: Fachinformation zu Brinavess®, Stand September 2010.


Dr. Bettina Hellwig