Migräne

Betablocker und Verhaltenstherapie in Kombination

Ohio - 26.11.2010, 06:57 Uhr


Mehr als drei Viertel aller Migränepatienten profitieren erheblich von einer Kombinationstherapie aus Betablockern und intensiven verhaltenstherapeutischen Schulungen.

In der ersten kontrollierten Studie zur kombinierten Wirksamkeit dieser beiden Maßnahmen verringerte sich über einen Zeitraum von 16 Monaten deutlich die Anzahl der Migräneattacken und der Migränetage. Gleichzeitig verbesserte sich die Lebensqualität erheblich.

In diese, vom nationalen US-Gesundheitsinstitut NIH finanzierte Studie waren 232 Patienten eingeschlossen, die trotz der optimalen Versorgung ihrer akuten Migräneanfälle vorwiegend mit Triptanen durchschnittlich 5,5 schwere Attacken pro Monat mit 8,5 Migränetagen erlitten hatten. Diese Patienten wurden randomisiert auf vier Studienarme verteilt: Placebo, Betablocker Propranolol oder Nadolol, Patientenschulungen plus Placebo sowie einer Kombination aus Patientenschulungen plus Betablockern.

In allen vier Studienarmen sank die Zahl der monatlichen Attacken binnen zehn Monaten deutlich. Dieser Rückgang war aber nur in der Kombinationsbehandlung mit durchschnittlich 3,3 Attacken signifikant größer als unter einer Placebo-Therapie. Auch nach 16 Monaten, dem zweiten primären Endpunkt der Studie, ergab sich das gleiche Bild: In der Kombinationsbehandlung war die Zahl der Attacken gegenüber dem Studienbeginn um 3,8 pro Monat gesunken, mit Placebo und Betablockern aber jeweils nur um 2,5 Attacken und mit Patientenschulungen plus Placebo um 2,7. Auf der Skala der migränespezifischen Lebensqualität, die von 84 bis maximal 14 Punkten reicht, verbesserten sich die Patienten unter der Kombinationsbehandlung um durchschnittlich 13 Punkte nach zehn Monaten (Placebo: 7,1 Punkte) und 15,2 Punkte nach 16 Monaten (Placebo: 8,8 Punkte).

In jedem der vier Studienarme mussten die Patienten in den ersten drei Monaten vier Mal in der Kopfschmerzambulanz vorsprechen und wurden jeweils drei Mal per Telefon kontaktiert. Weitere fünf Besuche gab es in der anschließenden einjährigen Evaluationsphase. Über die gesamte Studiendauer hinweg hatten die Patienten dabei täglich mit Taschencomputern ihre Beschwerden sowie den Medikamentenverbrauch protokolliert. In den Kursen hatten die Patienten zunächst Informationen über die Krankheit und deren mögliche Auslöser erhalten sowie verschiedene Entspannungstechniken gelernt, die zu Hause mit einem Handbuch und Audiolektionen vertieft wurden. Unter der Anleitung von Psychologen hatten sie zudem Verhaltensänderungen eingeübt, einen individuellen Migräne-Management-Plan verfasst und den Umgang mit Rückschlägen gelernt.

Quelle: Holroyd, K. A., et al. Br. Med. J. 2010;341:c4871; Online-Veröffentlichung: doi: 10.1136/bmj.c4.


Dr. Bettina Hellwig


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