Pharmacon Davos

Vorsicht beim Austausch retardierter Arzneistoffe

Davos - 11.02.2010, 14:35 Uhr


Durch eine Retardierung können viele Therapieziele besser erreicht werden: die Wirksamkeit kann erhöht werden, das zu schnelle Anfluten von Antihypertensiva oder Plasmaspiegelfluktuationen bei Antiepileptika vermieden werden. Doch gerade bei

Dabei bezeichnete Weitschies die Diskussion Originator versus Generikum als „unsinnig“. Das Problem sieht er in der "wahllosen Substitution" – besonders im Zusammenhang mit den Rabattverträgen – vor allem bei Patienten, die auf ein Präparat gut eingestellt sind. Dabei sei es egal, ob das ein Original oder Generikum ist. Es ist derzeit nicht ganz klar, inwieweit bei retardierten Antiepileptika nach einem Präparatewechsel Anfälle gehäuft auftreten. Allerdings berichteten in einer Untersuchung 50 von 150 Ärzten, dass sie nach einer Umstellung stabiler Patienten auf ein Präparat eines anderen Herstellers Anfälle beobachtete hatten, nachdem die Patienten zuvor lange Zeit anfallsfrei gewesen waren. Und dies sei in jedem einzelnen Fall eine persönliche Tragödie, so Weitschies, da das Wiederauftreten von Anfällen Konsequenzen von Führerscheinentzug bis zum Verlust des Arbeitsplatzes nach sich ziehen kann. Besonders wenig Verständnis zeigte Weitschies in diesem Zusammenhang für die in Krankenhäusern oft übliche Praxis der Umstellung von stationär aufgenommenen, stabil eingestellten Epileptikern auf das im jeweilige im Krankenhaus gelistete Präparat.

Galenische Maßnahmen wie eine Retardierung können sowohl bei Monopräparaten als auch bei Kombinationspräparaten einen Beitrag zur Therapieoptimierung leisten. Doch je komplexer die Anforderungen an die Arzneiform sind, desto fraglicher ist ihre Austauschbarkeit, betonte Weitschies und verwies auf die DPhG-Leitlinie: Gute Substitutionspraxis – GSP. Und desto höher ist der Bedarf einer Beratung zum sachgerechten Umgang mit Retardarzneiformen. Hier nannte Weitschies an erster Stelle Empfehlungen zu den Einnahmemodalitäten, die dem Patienten bei der Abgabe immer wieder genau erläutert werden müssten. Dies betrifft insbesondere die Frage des optimalen Einnahmezeitpunktes hinsichtlich der Tageszeit (morgens, mittags, abends) als auch den Zusammenhang mit einer Nahrungsaufnahme (nüchtern, vor dem Essen, mit dem Essen, nach dem Essen). Ganz abgesehen davon, dass die Einnahmebedingungen der Patienten im Alltag nie den optimierten klinischen Prüfbedingungen entsprechen, sind potenzielle "Food-Effekte" von generischen schnell freisetzenden Arzneiformen in der Regel überhaupt nicht untersucht. Eventuell kann das bei sehr kritischen Indikationen jedoch von Bedeutung sein.


Dr. Carolina Kusnick