Adipositas

Genetische Differenzen bei weiblichem und männlichem Bauchfett

München/Konstanz - 27.07.2009, 11:08 Uhr


Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München und der Medizinischen Universität Innsbruck haben drei neue Genorte für die zentrale Fettleibigkeit gefunden. Einer der Geneffekte tritt nur bei Frauen auf.

Adipositas, also erhebliches Übergewicht, ist einer der Hauptrisikofaktoren für Herzerkrankungen und Diabetes. Die Identifizierung neuer Gene kann helfen, die molekularen Mechanismen zur Entstehung von Adipositas und seiner Folgeerkrankungen aufzuklären. Adipositas wird in der Regel über den Body-Mass-Index BMI definiert, der das Gewicht relativ zur Körpergröße im Quadrat beschreibt. Ein entscheidender Risikofaktor für chronische Erkrankungen ist insbesondere die erhöhte Fettsammlung am Bauch. Bei hohem Taillenumfang oder einem Taillen-Hüft-Verhältnis von über 1 spricht man umgangssprachlich von einem "Apfeltyp" der Bauchform. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen typisch männlichen und typisch weiblichen Bauchformen. Die genauen Gründe dafür sind bislang nicht vollständig entschlüsselt.

Jetzt haben Professor Dr. Iris Heid und Kollegen aus Oxford und Innsbruck drei Genorte für die zentrale Adipositas gefunden. Dafür werteten die Wissenschaftler die genomweiten Daten von 40.000 Personen aus der KORA-Bevölkerungsstudie des Helmholtz Zentrums München aus und brachten sie in Zusammenhang mit Taillenumfang und Verhältnis zwischen Taille und Hüftumfang bei den Studienteilnehmern. KORA (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg) ist eine Untersuchungs-Plattform für bevölkerungsbasierte Gesundheitsforschung in Epidemiologie, Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung.

Einer der drei Genorte, das TFAP2B Gen, ist hauptsächlich in den Fettzellen exprimiert und deshalb ein sehr plausibler Kandidat für Adipositas. Der biologische Mechanismus für die anderen beiden genetischen Varianten, eine in der Nähe des LYPLAL1 Gens und die andere im MSRA-Gen, ist unbekannt.

"Einer der Geneffekte, die wir gefunden haben, tritt nur bei Frauen auf", erläuterte Iris Heid, die vor kurzem vom Helmholtz Zentrum München an das Universitätsklinikum Regensburg gewechselt hat. "Damit haben wir erstmals einen genetischen Hinweis auf den verbreiteten Unterschied im Verhältnis zwischen Taille und Hüftumfang zwischen Männern und Frauen gefunden."

Unterschiede zwischen Mann und Frau finden sich auch in der Verbreitung von Krankheitsbildern, die als Folge von Adipositas entstehen können. Zum Beispiel treten Herzerkrankungen bei Frauen weniger häufig auf als bei Männern. Die genauen Gründe für diese Unterschiede sind jedoch noch nicht vollständig entschlüsselt. Ohne Zweifel spielen genetische Effekte für die Entstehung von Adipositas im Vergleich zu Ernährung und Bewegung eine nachgeordnete Rolle, aber gerade für die Aufklärung möglicher geschlechtsspezifischer Ursachen bei der Entstehung von Adipositas und chronischen Folgekrankheiten wie Diabetes oder Herzerkrankungen bieten die gefundenen Genorte einen neuen Ansatz.

Literatur

Lindgren CM, Heid IM, Randall JC, Lamina C, Steinthorsdottir V, et al.: Genome-Wide Association Scan Meta-Analysis Identifies Three Loci Influencing Adiposity and Fat Distribution. PLoS Genet. 2009 Jun;5(6):e1000508. Epub 2009 Jun 26.


Bettina Hellwig