Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Genorte für den Fettstoffwechsel

Neuherberg - 18.08.2010, 06:51 Uhr


In einer großen internationalen Studie mit Beteiligung des Helmholtz Zentrums München haben Wissenschaftler 95 Genorte gefunden, die den Fettstoffwechsel im menschlichen Organismus

Langfristig eröffnen die Ergebnisse neue Perspektiven für die Prävention und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es handelt sich um die erste genomweite Assoziationsstudie dieser Art. Sie wird jetzt von dem renommierten Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht.

Gemeinsam mit ihren Kollegen vom Global Lipids Genetics Consortium haben Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München 95 Genorte im menschlichen Genom ausfindig gemacht, die jeweils mit mindestens einer der vier wichtigsten Größen des Fettstoffwechsels in Zusammenhang stehen: Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin und Triglyceriden.

In der Studie standen neben anderen Aspekten vor allem zwei Fragen im Vordergrund: Finden sich an den Genorten wirklich Gene mit direkter Bedeutung für den Fettstoffwechsel und haben sie überhaupt Bedeutung für mögliche therapeutische Ansätze? Diese Fragen konnten die Wissenschaftler am Ende eindeutig mit ja beantworten. Mit ihrer Analyse gelang es ihnen sogar, Genvarianten zu finden, die nicht nur mit erhöhten Blutfettwerten, sondern zugleich mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert sind. Einige Genvarianten bieten einen molekularen Ansatzpunkt für cholesterinsenkende Medikamente.

In die Metaanalyse waren Daten aus 46 genomweiten Assoziationsstudien mit insgesamt über 100.000 Probanden eingeflossen. Eine wichtige Datenquelle war dabei die Bevölkerungsstudie KORA (KORA = Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg) des Helmholtz-Zentrums München. Die Wissenschaftler wandten eine Vielfalt von methodischen Ansätzen an: Unter anderem verglichen sie mehr als zweieinhalb Millionen DNA-Bausteine aus Bevölkerungsgruppen europäischer und nicht-europäischer Herkunft, analysierten Genvarianten von Patienten mit besonders hohen Blutfettwerten und bestätigten einige ihrer Ergebnisse aus den Genomanalysen im Mausmodell.

Quelle: Tesloich, T. et al.: Nature, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1038/nature09270.


Dr. Bettina Hellwig