Prisma

Legato vs. Staccato

Wie Musik das Esstempo beeinflusst

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Beim nächsten Mal zum Essen lieber ein lang­sames Stück auflegen, und anschließend genießen.

us | Wer zu schnell isst, neigt dazu, zu viel zu essen. Das Sättigungsgefühl setzt nämlich erst mit einer gewissen Verzögerung ein. Auch gründliches Kauen kommt bei zu hohem Esstempo zu kurz. Beides ist ungesund, man kann sich jedoch mit einem einfachen Trick selbst zügeln, wie Wissenschaftler der Universität Aarhus in Dänemark feststellten. Sie untersuchten den Einfluss von Musik auf die Essgeschwindigkeit ihrer Probanden. Die Teilnehmer glaubten zunächst, es ginge lediglich darum Schokolade zu testen. Während des Versuchs trugen sie jedoch Kopfhörer und bekamen einen eigens für die Studie zusammengestellten Soundtrack vorgespielt. Außerdem stoppten die Experimentatoren die Zeit, die sich die Teilnehmer nahmen, um ein Stück Schokolade zu verkosten. Die Hypothese der Forscher, dass lang­same Musik das Esstempo reduziert, bestätigte sich. Alle Teilnehmer ließen sich signifikant mehr Zeit zum Essen, wenn ein langsames Stück über die Kopfhörer lief. Die Esszeit war umso länger, wenn ein Stück legato, also mit fließend ineinander übergehenden Noten, gespielt wurde, als wenn ein langsames Stück staccato, also mit abgehackten Noten, lief. Schnelle Musik beschleunigte das Esstempo, ob das Stück staccato oder legato gespielt wurde, wirkte sich hier nicht weiter aus. Mit Abstand am schnellsten aßen die Testpersonen jedoch bei absoluter Stille. Wer sich beim Essen also etwas bremsen will, kann sich selbst in die richtige Richtung dirigieren, indem er langsame melodische Musik laufen lässt. Wer in Eile ist, sollte dagegen lieber auf musikalische Untermalung beim Essen verzichten. Ob ein schneller Marsch insbesondere bei älteren Menschen, zum Beispiel im Seniorenheim, zu gesteigertem Appetit führen könnte, bleibt abzuwarten. |

Literatur

Mathiesen SL et al. Music to eat by; A systematic investigation of the relative importance of tempo and articulation on eating time. Appetite 2020:104801. doi:10.1016/j.appet.2020.104801

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