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MP3: Drei kleine Zeichen lassen die Musikindustrie erzittern

Die klassische Tonträgerindustrie steht Kopf: Seit das Internet bereits in Kinderstuben Einzug gehalten hat und Teenies die Fingerfertigkeit von Computerprofis haben, fließt eine Menge Geld statt in den CD-Laden in die Taschen der Internet-Provider. Steht dadurch auch die Musikindustrie vor einer Revolution? Und was hat es überhaupt mit dem Kürzel MP3 auf sich?

Wie kommt Musik in den Rechner?

Mit der Masseneinführung der Audio-CD zu Anfang der achtziger Jahre war das Tor zur Digitalisierung der Musik aufgestoßen. Binnen kurzer Zeit war die gute alte Schallplatte völlig verdrängt. Es sollte aber noch mehr als zehn Jahre dauern, bis die Technologie das Abspielen von Songs in akzeptabler Qualität und Geschwindigkeit auf dem Computer möglich machte. Dreh- und Angelpunkt war die Möglichkeit, die recht großen Datenmengen auf ein rechner- und noch vielmehr "internetverträgliches" Maß zu komprimieren. Letztlich wird ein Musikstück auf CD als eine Folge von logischen Nullen und Einsen abgespeichert. Ein Laserstrahl tastet die Scheibe ab, die Auswerteelektronik setzt diese digitalen Informationen nach festgelegten Standards wieder in Töne um. Das ist beim tragbaren Walkman prinzipiell nicht anders als beim Computer-CD-Laufwerk mit angeschlossener Soundkarte oder Kopfhörer. Die klassische CD hat dabei ein Fassungsvermögen von rund 650 MB oder 74 Minuten Musik. Daraus errechnet sich größenordnungsmäßig eine Relation von 10 Megabyte Speicherplatz für eine Minute Musik. Das schon relativ alte WAVE-Datenformat (Endung .WAV), das die CD-Audiodaten so ziemlich 1:1 in entsprechend guter Qualität abbildet, führt also zu gigantischen Datenmengen - 50 Megabyte für einen einzelnen Musiktitel sind auch im Zeitalter der 20 Gigabyte-Festplatten nicht wenig. Soll eine solche Menge via Internet transportiert werden, dann kapituliert ein ISDN-Anschluss sehr schnell, erst recht natürlich ein Modem. Was also tun? Am Fraunhofer-Institut in Erlangen wurde schon vor etlichen Jahren ein mathematisches Verfahren ersonnen, das Datenmengen drastisch zu komprimieren vermag. Dieses Verfahren war nun der Anstoß für den Siegeszug von MP3. Die Abkürzung steht dabei für MPEG-2 Audio Layer 3 ist und MPEG wiederum für die Motion Picture Experts Group, eine Vereinigung der International Standards Organization (ISO), die dieses Format ursprünglich zum Komprimieren von Filmdaten (Motions) standardisiert hatte. Ein Vorteil dieses Verfahrens ist es, dass es ohne Kopfdaten (Header) auskommen kann. Es ist somit zum einen plattformunabhängig, zum anderen hat es alle relevanten Abspielinformationen im Datenstrom kontinuierlich integriert.

MP3 und die Qualität

Wie überall gilt auch hier: Qualität kostet - in diesem Fall Speicherplatz. Letztlich basiert die Komprimierung darauf, nicht hörbare Frequenzanteile sowie Teile von Passagen, die sich durch starke Laut-Leise-Gegensätze auszeichnen, wegzulassen. So überdeckt eine sehr laute Musikpassage einen Moment lang eine nachfolgende, sehr leise Stelle. Hier kann also etwas weggeschnitten werden - auf Kosten der Dynamik. Somit ist die MP3-Kodierung besonders wirkungsvoll bei komplexen, vielstimmigen, durch zahlreiche Lautstärkegegensätze gekennzeichneten Musiktiteln. Zudem wird durch die so genannte Huffman-Codierung, die gleichartige Datenketten einfach zusammenfasst und auch bei anderen Komprimierprogrammen wie z.B. dem bekannten WinZip zum Tragen kommt, ein weiteres Einschrumpfen des Datenbestandes erreicht. Qualitativ von Bedeutung ist die Aufzeichnungsrate (Sample rate), d.h., in welchem zeitlichen Abstand aufgezeichnet wird. Um z.B. noch einen 20 kHz-Ton nachzeichnen zu können, ist mindestens die doppelte Sample rate, nämlich 40 kHz, erforderlich. So zeichnet sich CD-Qualität durch mindestens 44,1 kHz aus, auch als Bandbreite bezeichnet. Es ist leicht einzusehen, dass höhere Aufzeichnungsraten zu mehr Information pro Zeiteinheit führen und damit mehr Speicherplatz belegen. Und schließlich ist entscheidend, wie exakt das jeweilige Signal in seiner Lautstärke (Amplitude) aufgelöst wird. Um eine ausreichende Abstufung und einen hinreichenden Abstand zum allfälligen Untergrundrauschen zu haben, werden meist 16 bit Auflösung (entsprechend rund 65500 "Stufen") für jedes Signal verwendet. Die Zahl der Aufnahmepunkte pro Sekunde mal der 16 bit pro Datenpunkt ergeben den Datenstrom je Sekunde, bei einer CD also 16 bit mal 44100 Datenpunkte pro Sekunde mal 2 (wegen der Stereoqualität!), macht rund 1,4 Millionen bit pro Sekunde ("Bitrate"), oder eben gut 10 Megabyte pro Minute. MP3 nun komprimiert dies um etwa den Faktor 10 auf rund 1 Megabyte pro Minute Musik. Rechnet man dies wieder auf eine Sekunde herunter, landen wir bei einer Bitrate von etwa 130000 bit pro Sekunde (entsprechend rund 128 kbps, kbps = Kilobit pro Sekunde). Es bleibt also festzuhalten: Ganz ohne Qualitätseinbußen geht es nicht - wie sollte es bei einer solchen Datenreduktion auch anders sein. Feine Ohren können das sehr wohl hören, wobei die Art der Musik durchaus eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielt. Das ist aber oft vernachlässigbar, wenn man auf eine genügende Aufnahmerate (128 kbps oder mehr) achtet, und vielmehr auch die Quelle der Daten im Auge behält. Eine per se schon schlechte, rauschende, verzerrte Aufnahme wird durch gute Kompression nicht besser, und da findet sich im Internet doch ein sehr breites Spektrum in allen Richtungen.

Der Download

Zwischenzeitlich sind Millionen von MP3-Files an allen Ecken und Enden des Internets zu haben und werden wie andere Dateien heruntergeladen. Sie sind sofort ohne weitere Konvertierungen mit einem entsprechenden MP3-fähigen Player (siehe weiter unten) abspielbar und tragen die Dateiendung .mp3. Aufgrund der Tatsache, dass immer mehrere Megabyte übertragen werden müssen, empfiehlt sich ein schneller Netzzugang, noch mehr allerdings ein Ausweichen auf "schwache" Zeiten, z.B. früh morgens oder spät nachts. Wenn Sie zu bester "Fernsehzeit" ins Netz gehen, dürfen Sie sich über lange Downloadzeiten und manchen Abbruch nicht wundern. MP3-Dateien sind glücklicherweise prinzipbedingt schlechte Medien für Computerviren. Schaut man in die einzelnen MP3-Websites, so scheint hier bisher keine größere Problematik zu bestehen, auch wenn vereinzelt Meldungen über zwischenzeitlich neu entdeckte MP3-Viren auftauchen. Eine größere Gefahr geht hingegen von den zahlreichen Zusatzprogrammen und -progrämmchen, Abspielsoftware, Bearbeitungstools u.a.m. aus, die Sie via Netz bekommen können. Je nach Quelle können Sie sich hier verseuchte, ausführbare .EXE-Dateien einhandeln. Wer viel im Internet surft und nicht durch eine "Firewall" (wie in vielen Firmen üblich) geschützt ist, sollte regelmäßig einen Virencheck unternehmen.

Das Abspielen

Um ein MP3-Stück wieder abspielen zu können, benötigen Sie ein Gerät oder eine Software, die die MP3-Dateien "versteht", sprich intern wieder "entpackt" und abrufbar macht. Auf dem Rechner ist das heute eine ganze Flut von kleinen Zusatzprogrammen, die zumeist aus dem Internet, ersatzweise von zahlreichen CD-Beilagen der Computerzeitschriften oder vom "Krabbeltisch" der Buchhandlungen umsonst oder für ein Taschengeld bezogen werden können. Die bekanntesten Programme seien hier erwähnt.

  • Microsoft hat seit langem im Lieferumfang von Windows 9x einen Media-Player integriert und stellt diesen auch kostenlos ins Netz (www.microsoft.com/downloads). Neuere Ausgaben (aktuell: Version 7 für Windows 98/2000, 6.4 für Windows 95) spielen neben vielem anderen auch MP3-Dateien ab.
  • Ein bekannter und sehr vielseitiger Player ist der WinAmp von Nullsoft (letzte Version 2.65, kostenlos erhältlich bei www.winamp.com). Er kann zudem Musik-Dateiformate hin- und herkonvertieren.
  • Neuere QuickTime-Versionen der Firma Apple (derzeit aktuell: Version 4.1) können neben Videos und allerlei Grafikformaten ebenfalls MP3-Dateien verarbeiten.

Daneben gibt es Dutzende andere Programme, die Sie leicht über das Internet oder als Beilage zu Computerzeitschriften und -büchern erhalten können. Wenn Sie aber über eine halbwegs neuzeitliche, multimediafähige Ausstattung mit "Plug-Ins" und Zusatztools verfügen, sollte bereits automatisch eines dabei sein, das ungetrübten Hörgenuss gestattet. Beim MP3-Streaming hören Sie den Titel "online", während der Download läuft. Dies setzt eine ausreichende Datenübertragungsrate - rund 15 kByte pro Sekunde auf CD-Niveau - voraus, oder aber eine niedrigere Qualität der Tondateien. Mit einem Modem sind diese hohen Übertragungsraten nicht erreichbar, bei ISDN allenfalls mit Kanalbündelung unter günstigen Umständen. Neue Angebote wie T-DSL (max. rund 100 kByte pro Sekunde) lassen hier ein ganz anderes Potenzial erkennen - der Download selbst von Filmen gerät in Reichweite. Für das "online-Hören" hat sich das RealAudio-Format der Firma RealNetworks etabliert. Es setzt einen Realaudio-Player, wiederum ein kleines Softwareprogramm, voraus. Hiermit können Sie z.B. online Radio hören (in entsprechender Qualität, also unterhalb CD-Niveau), die meisten Radio-Stationen bieten unter ihrer Homepage (wie z.B. www.swr3.de) ihr normales Programm als "Netz-Radio" an, dort findet sich auch zumeist ein Querverweis auf die Bezugsquelle des Players. Hardwareseitig hat sich in jüngster Zeit ebenfalls einiges getan. So gibt es tragbare MP3-Player, solche für das Auto, aber auch klassische HiFi-Anlagen erhalten bisweilen bereits MP3-Fähigkeiten implantiert. Gespeist werden diese Geräte mittels eines Interface-Kabels zum Rechner, vom dem die einzelnen Files heruntergeladen werden. Die normalen, bisherigen Computer-CD-Laufwerke hingegen sind per se nicht MP3-fähig, sondern benötigen Zusatzprogramme, um im Zusammenspiel mit der Soundkarte Ihrem Gerät Töne zu entlocken. Ebenso ist Ihr bisheriger CD-Player der HiFi-Anlage oder Walkman mit hoher Sicherheit nicht auf MP3 ausgelegt, erst die neuesten Gerätegenerationen erhalten jetzt langsam diese Fähigkeiten.

Die Bearbeitung

MP3-Files lassen sich mit der entsprechenden Software wieder in WAV-Dateien zurückkonvertieren und mittels der gängigen Brennersoftware u.a. auf eine Audio-CD packen, die dann auch ein nicht MP3-fähiger, "normaler" CD-Spieler lesen kann. Umgekehrt können käufliche CDs mit sogenannter "Ripper"- oder "Grabber"-Software erst in WAV-Dateien und schließlich in MP3-Files konvertiert werden ("Encoding") - sonst wäre das ganze Tauschgeschäft ja dahin. Schon recht kleine Programme wie WinAmp, der AudioCatalyst oder die MusicMatch Jukebox leisten hier Erstaunliches. Interessenten seien auf die MP3-Einstiegsseiten - siehe Adressliste - verwiesen. Und schließlich lassen sich die Daten auf dem Weg von CD über WAV zu MP3 auch noch vielfältig "ummodeln", sprich Teile herausschneiden, etwas überspielen und einblenden und vieles mehr... Bereits der einfache Microsoft Audiorecorder erlaubt erste Gehversuche beim Musik-Mixing, und gute Programme für den Hobby-Musiker gibt es zuhauf in jedem Computermarkt. Rechtlich dürfen Sie durchaus Ihre CDs in das MP3-Format als "Sicherungskopie" überspielen und bearbeiten - für Ihren persönlichen Gebrauch. Die Weitergabe hingegen stellt eine strafbare Verletzung des Urheberrechtes dar.

Tauschbörsen im Netz

Das jüngste Rauschen im Blätterwald hat die Tauschbörsen wie Napster, Gnutella, Napigator und Co. erst richtig ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gehoben. Worum geht's? Nun, clevere Unternehmer der "Internet-Generation", vor allem in den USA, sind auf die Idee gekommen, regelrechte Tauschbörsen im Internet einzurichten, in die sich jedermann eintragen kann, und damit Zugriff auf Millionen anderer Teilnehmer mit ihren Songs hat - gratis, versteht sich. So sind, vorsichtig ausgedrückt, nicht alle Angebote legal, ein großer Teil der angebotenen Stücke ist einfach von CD herunterkopiert und in MP3-Format konvertiert worden - was natürlich gegen die Urheberrechte verstößt. Die Prozesslawine ließ angesichts der gefährdeten Milliardenumsätze der etablierten Medienfirmen nicht lange auf sich warten. Napster in den USA war zeitweilig sogar auf richterliche Anordnung geschlossen, hat nun aber wieder etwas Aufschub bekommen, bis die nächste Instanz sich mit dem Fall beschäftigt. Das Damoklesschwert schwebt über diesen Firmen, aber eines ist auch sicher: Selbst wenn einige Tauschplätze geschlossen werden sollten, dürften rasch andere, raffiniertere entstehen. Oder aber es gelingt, preiswerte Angebote zu schnüren, die auf breite Resonanz stoßen und den illegalen Download unattraktiv machen. Vor kurzem hat sich eine überraschende Wende ergeben: Die Bertelsmann-Gruppe (BMG) hat einen Kooperationsvertrag mit Napster geschlossen und sich dort beteiligt. Ziel: Den wilden Internettausch in geregelte, kostenpflichtige Bahnen zu lenken, angedacht ist eine monatliche Pauschale im Bereich von etwa fünf Dollar. Lassen wir uns überraschen.

Wie nutzen Sie nun eine solche Tauschbörse?

Beispiel Napster:

  • Napster registriert alle angeschlossenen User und fungiert als Informationsdrehscheibe. Ein zentraler Server verwaltet das Angebot dergestalt, dass hier die Angebote der Mitglieder wie an einem schwarzen Brett verwaltet werden. Die eigentliche "Ware", die MP3-Dateien, werden jedoch bei Interesse vom Musikliebhaber von den einzelnen Privatrechnern der Tauschpartner selbst heruntergeholt. Napster stellt also nur die Verbindung zwischen Anbieter und Interessent her und lagert keine Musikstücke bei sich ein. Damit entsteht ein fraktales Netzwerk von Anbietern und Nachfragern; die zentrale, verwaltende Informationsspinne ist jedoch Napster.
  • Um an der Tauschbörse teilzunehmen, benötigen Sie zuerst ein kleines Programm, das Sie mit der Napster-Gemeinde verbindet. Dieses bekommen Sie über das Internet bei www.napster.com. Hier erhalten Sie auch weitere Hinweise und eine Installationsanleitung.
  • Bei der Installation geben Sie Ihren Namen (ggf. Phantasienamen) und einige Verbindungsdaten an, zudem die Verzeichnisse, in die Sie downloaden möchten und die Sie zum Upload für andere bereitstellen. Diese Verzeichnisse sollten nicht identisch sein. Damit ist es Ihnen freigestellt, was Sie Ihrerseits für andere zum Herunterladen von Ihrer Festplatte freigeben.
  • Um nun auf Jagd gehen zu können, gehen Sie zuerst online, starten Sie dann das Napster-Programm, und jetzt erst gehen Sie auf die Napster-Homepage (Adresse s.o.). Nun sind Sie eingewählt und können mittels der Schaltfläche Search einen Sucheditor starten, mit dessen Hilfe Sie nach Titeln suchen können.
  • Klicken Sie den gewünschten Titel aus der Trefferliste an (Sie sehen u.a. Informationen zu Dateigröße, Qualität anhand der Bitrate und Samplingfrequenz sowie den Anbieter unter seinem Namen oder Pseudonym und seiner Verbindungsgeschwindigkeit), und starten Sie den Download mit der Schaltfläche Transfer oder aber über das Kontextmenü (rechte Maustaste). Sinnvoll ist das natürlich nur dort, wo ein grüner, allenfalls noch gelber Punkt am Titelanfang Bereitschaft signalisiert.
  • Napster baut die Verbindung zum Zielrechner (in der Regel ein Privat-PC) auf, und nun sollte der Ladevorgang beginnen. Aber nicht wundern: Stopps und Geschwindigkeitseinbrüche sind häufig!
  • Zwischendrin lässt sich schon einmal hereinhören - via Kontextmenü findet sich eine entsprechende Option. Trifft der Titel nicht Ihren Geschmack, brechen Sie den Ladevorgang ab (Kontextmenü). Das spart manche Minute.
  • Wenn die Anzeige Upload erscheint, dann lädt jemand von Ihrem Rechner etwas herunter. Gehen Sie nun offline oder brechen das Napster-Programm ab, werfen Sie das Gegenüber aus der Leitung, der Transfer ist unterbrochen. Das verbietet Ihnen natürlich niemand, in umgekehrter Rolle wünschen Sie sich so etwas aber auch nicht...

Im Unterschied zu Napster verwaltet Gnutella (www.gnutella.de) die Angebote nicht zentral, sondern fungiert tatsächlich nur als Durchleitestation. Der Benutzer muss die einzelnen Rechner selbst durchforsten. Weitere Foren hören auf Namen wie Napigator und lassen sich ebenfalls leicht im Internet aufstöbern. Der Haken an allen diesen Börsen: Neben der Urheberrechtsverletzung und der qualitativ nicht immer überzeugenden Angebote ist eben der Download, zusätzlich zu den üblichen Geschwindigkeitsproblemen, vom Wohlwollen des Gegenübers abhängig. Klinkt der sich aus der Verbindung aus, ist der Download unterbrochen, und Sie können an anderer Stelle neu suchen. Zudem findet sich überwiegend zeitgenössische Musik, die sich an jüngeres Publikum richtet.

Preisvergleich

Als Faustregel benötigt eine Minute Musik im MP3-Format etwa 1 Megabyte Speicherplatz. Gängige Musikstücke benötigen somit etwa 3 bis 5 MB. Das ergibt bei Internet-Kosten von z.Z. zwei bis drei Pfennigen pro Minute und Downloadzeiten von knapp einer bis über 15 Minuten schlussendlich Kosten im Pfennigbereich bis hin zu knapp einer Mark pro Song. Eine komplette CD ist so schon für wenige Mark zusammenzustellen, eine Ersparnis um den Faktor 5 bis mehr als 10. Natürlich hängt das von der Dateigröße ab - Maxiversionen können durchaus über 10 Megabyte pro Titel hinauswachsen - zum anderen aber von der effektiv erzielbaren Datentransferrate. Bei den Tauschbörsen kommt noch hinzu, dass zusätzlich die Verbindungsgeschwindigkeit und -stabilität Ihres Tauschpartners mit eingeht. Glücklicherweise bekommen Sie die Art der Leitung (Modem, ISDN, DSL usw.) angezeigt, Sie sollten also auf eine schnelle Verbindung setzen! Dennoch reißt der Datenstrom schon mal unvermittelt ab oder wird nach geglücktem Anlauf plötzlich quälend langsam. Summieren sich dann mehrere Versuche, ist der Download auf einmal gar nicht mehr so günstig, zumal wenn man dann hinterher noch feststellt, dass das eben erbeutete Werk qualitativ doch nicht überzeugt. Wie gesagt, Sie haben es hier ganz überwiegend mit Privatleuten zu tun, die im Grunde fast alles anbieten können, selbst wenn sie es eigentlich nicht dürfen.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Verständlicherweise lassen die neuen Mechanismen der Musikverbreitung vor allem bei etablierten Anbietern manche Alarmglocken schrillen und Emotionen hochkochen. Nicht zuletzt spektakuläre Aktionen, wie die juristischen Auseinandersetzungen um die Tauschbörse Napster (s.o.) oder die Beauftragung ganzer Heerscharen an "Internet-Detektiven", die im Namen der Konzerne das Netz nach illegalen Angeboten durchsuchen, zeigen die Nervosität. Wie so vieles im Leben, hat auch dies mehrere Seiten: Zum einen bangen natürlich die großen Medienkonzerne um ihren Umsatz: Warum eine komplette CD für 20,-, 30,- oder 40,- DM kaufen - auf der in der Regel sowieso nur wenige Stücke wirklich interessieren - wenn man aus dem Internet die passenden Songs quasi gratis, nur gegen die Downloadkosten, bekommt? CDs und inzwischen DVDs sind, sofern die Stückzahlen stimmen, ein gutes Geschäft: Die reinen Herstellkosten einer CD sind vernachlässigbar (im Bereich von 1,- DM), die Künstlerhonorare häufig im unteren Prozentbereich, die Distributions- und Händlermargen überschaubar. Es bleibt der dickste Brocken - das Marketing, um auf Stückzahlen zu kommen. Und da stecken für ein neues Album schnell mal etliche Millionen drin... Ärgerlich, wenn dieses Marketing vor allem die Seitenzugriffe auf Napster und Co. hochtreibt! Andererseits stellt das Internet gerade für unbekannte Künstler einen noch nie gekannten Marktplatz dar, mit Millionen von potenziellen Interessenten in aller Welt. Wer nicht die entsprechende Popularität hat, nicht zu den "Neuentdeckungen" zählt und dessen Musikrichtung nicht als "massenmarkttauglich" befunden wird, kann eben nicht auf millionenschwere Werbeunterstützung der Konzerne bauen. Im Internet erreicht er dafür prinzipiell fast jeden, und zwar gratis! Jedoch stellt sich hier das "Nadel-im-Heuhaufen-Phänomen", ein solcher Künstler muss in dem riesigen Angebot erst einmal entdeckt werden. Wer aber sucht, findet rasch eine ganze Menge, was frei ins Netz gestellt wurde (entweder auf einem der zahlreichen Musikforen, die häufig über die Startseiten etablierter Provider zugänglich sind, oder aber ggf. auf eigenen Websites der Interpreten) und damit völlig legal heruntergeladen werden darf. Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass nicht allein die Qualität entscheidet, sondern vielmehr, die Werbemaschinerie aus Medien, Promotionaktionen und Agenturen dahinter steht, die die Top-Titel mit Massenpotenzial förmlich in den Markt drücken. Somit haben wir also wieder einen Neuaufguss der alten Auseinandersetzung "klein gegen groß" oder auch "schnell gegen langsam". Man weiß heute, dass der CD-Absatz bisher nicht eingebrochen ist, manche Scheibe sogar erst erworben wurde, nachdem dank MP3 sozusagen probegehört wurde. Somit entdecken viele Firmen das MP3-Format schon als Promotion-Medium. Als seinerzeit die Kassetten auf den Markt kamen und jeder billig mitschneiden konnte, sahen Skeptiker ebenfalls das Ende der Tonträgerindustrie hereinbrechen. Heute wissen wir: Das klare Gegenteil war der Fall. Dennoch arbeitet man an technischen Schutzmaßnahmen zur Sicherung der Urheberrechte, z.B. mittels eines eingebauten Kopierschutzes. Firmen wie Microsoft, Sony oder IBM haben hier bereits etliche Konzepte fast fertig in der Schublade liegen. Abgesehen davon, dass so etwas nach kurzer Zeit wieder umgehbar ist, sind auch etliche technische Ungereimtheiten zu lösen. Letztlich werden sich neue Angebotsstrukturen heranbilden, erste Beispiele gibt es schon - z.B. der kostenpflichtige, gleichwohl preiswerte Download von Stücken nach Wunsch: "Music on demand". Die Musikindustrie wird somit nicht aussterben. Eher im Gegenteil. Denn die Ware "Musik" (und bald auch Film und Video) wird den Kunden via Internet so nah gebracht wie nie zuvor. Und MP3 (bzw. demnächst einmal MP4) wird dabei eine bedeutende Rolle spielen...

Kastentext

Eine gute MP3-Aufnahme sollte eine Bitrate von mindestens 128 kbps aufweisen, bei hohen Ansprüchen sind 160 oder 192 kbps vorzuziehen, die Files sind dann etwas größer. Die Bandbreite sollte bei mindestens 44,1 kHz in Stereo liegen. Die Bitrate wird häufig bei den Download-Informationen mit angegeben.

Kastentext: Internet-Adressen:

Einstiegsseiten: http://www.mp3.com http://www.mp3.de http://www.mpex.net

Tauschbörsen: http://www.napster.com http://www.gnutella.de Musikforen aller Art erreichen Sie recht einfach über die Startseiten von AOL, T-online, oder Portalen wie Yahoo, Lycos usw.

Die klassische Tonträgerindustrie steht Kopf: Seit das Internet bereits in Kinderstuben Einzug gehalten hat und Teenies die Fingerfertigkeit von Computerprofis haben, fließt eine Menge Geld statt in den CD-Laden in die Taschen der Internet-Provider. Steht die Musikindustrie vor einer Revolution? Und was hat es überhaupt mit dem Kürzel MP3 auf sich? Lesen Sie dazu unseren Beitrag in der Rubrik ComPharm.

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