Die Seite 3

Ringen um den Nachwuchs

Foto: DAZ/Kahrmann

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Zurzeit erhitzt die Diskussion um den Entwurf des PTA-Reformgesetzes die Gemüter (s. S. 10). Erklärtes Ziel aller ist es, den PTA-Beruf attraktiver zu machen und so dem Fachkräftemangel in den Apotheken entgegenzuwirken.

Über das „Wie“ wird dagegen munter gestritten. Die einen möchten die Ausbildung dazu auf drei Jahre verlängern und durchgängig vergüten, die anderen die derzeitige Ausbildungszeit belassen und die Inhalte entrümpeln. Die einen möchten die Kompetenzen der PTA deutlich erweitern bis hin zur Vertretung des Apothekenleiters, andere lehnen dies vehement ab, man möchte keine „Apotheker light“.

Fakt ist, dass öffentliche Apotheken unter zunehmendem Fachkräftemangel leiden, neben PTA werden auch ­angestellte Approbierte händeringend gesucht. Guter Rat ist gefragt, wenn es darum geht, junge Menschen für die Arbeit in den Apotheken zu begeistern.

Dazu ist zunächst einmal zwingend ein Bürokratieabbau notwendig, verbunden mit der Beseitigung der derzeit alles beherrschenden Lieferengpass- und Rabattvertragsproblematik.

Anlass zur Hoffnung für attraktivere Arbeitsplätze in den Apotheken vor Ort sind die geplanten neuen honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen. Mit ihnen sollen gravierende Lücken auf dem Weg zu einer erfolgreichen Arzneimitteltherapie und vor allem in der Arzneimitteltherapiesicherheit geschlossen werden. Daraus ergeben sich neue und wichtige Aufgaben für das gesamte Apothekenteam.

Auch auf pharmazeutisch-technische Assistenten warten hier weitere attraktive und herausfordernde Aufgaben. Diese zu definieren, zu kommunizieren, in die Ausbildung und ein neues Berufsbild mit Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten einfließen zu lassen, das wäre ein wichtiger Schritt, um junge Menschen für den PTA-Beruf zu begeistern.

Eine solche Neuorientierung des PTA-Berufs wird jedoch nichts daran ändern, dass es sich auch weiterhin um einen Assistenzberuf handeln wird, der nicht zu einer generellen Vertretung eines Apothekers befähigen kann. Das gilt erst recht vor dem Hintergrund, dass auch Apotheker fit für die neuen Anforderungen der patientenorientierten Pharmazie gemacht werden müssen. Die Forderung nach einer Novellierung der Approbationsordnung mit Stärkung der Fächer Klinische Pharmazie und Pharmakologie steht im Raum. Entsprechende Fort- und Weiterbildungen haben Hochkonjunktur. Denn Medikationsanalyse und -management, Herzstück der neuen Dienstleistungen, werden mit einer noch einmal gesteigerten heilberuflichen Verantwortung der Apotheker verbunden sein, die nicht auf einen ­Assistenzberuf zu übertragen ist.

Doch jenseits all dieser Überlegungen ist der Kampf um den pharmazeutischen Nachwuchs nur zu gewinnen, wenn in den Apotheken Gehälter gezahlt werden, die mit anderen akademischen und Ausbildungsberufen konkurrieren können. Das ist momentan weder bei angestellten Approbierten noch bei den PTA der Fall – und diese Botschaft ist längst angekommen. Eine brandgefährliche Situation!

Denn wenn es nicht gelingt, Politik und Kostenträger davon zu überzeugen, dass Sicherheit und Erreichen von Zielen auch in Sachen Arzneimitteltherapie ihren Preis haben, wenn es nicht gelingt, die Honorierung der Apotheken auf so solide Füße zu stellen, dass Apothekenleiter ihren Angestellten ein konkurrenzfähiges attraktives Gehalt bieten können, dann haben Vor-Ort-Apotheken schon mangels Personal keine Chance mehr, gegen den Versandhandel zu bestehen.

Doris Uhl

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