Wirtschaft

Was denken Apotheker über OTC-Switches?

Ergebnisse einer vertieften Analyse des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH)

Was denken Apotheker und ihre Mitarbeiter über die Entlassungen von Wirkstoffen oder Arzneimitteln aus der Verschreibungs- in die Apothekenpflicht, den sog. Rx-to-OCT-Switch? Dieser Frage ging der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Apotheker Zeitung (DAZ) im Herbst 2017 mit einer großangelegten Be­fragung nach. Nun wurden die Ergebnisse in einer erneuten Untersuchung nochmals genau unter die Lupe genommen.

Die Studie in Zusammenarbeit mit der DAZ, an der sich 940 Apotheker und ihre Mitarbeiter beteiligten, zeigte eine grundsätzlich sehr positive Einstellung gegenüber Switches im Allgemeinen und den zur Diskussion gestellten potenziellen Switch-Projekten. Trotz der großen Teilnehmerbasis blieben jedoch einige Fragen offen, bzw. gaben die Antworten Anlass zu konkreten Nachfragen. Diesen weiteren Fragen ging der BAH nun in Zusammenarbeit mit der Firma marpinion im Rahmen einer weiteren, größer angelegten Studie nach. Für die Befragung wurde der von marpinion betriebene ApoChannel® genutzt. Nach Angaben von marpinion nehmen rund 3300 Apotheken und 16.000 Teilnehmer regelmäßig an Befragungsprojekten teil. An der Be­fragung über Switches nahmen im Zeitraum vom 16. August bis 19. Oktober 2018 insgesamt 286 Apothekeninhaber, 569 angestellte Apotheker und 1330 PTAs teil. Die erhaltenen Antworten unterstützen und erläutern die in der früheren DAZ-Befragung ermittelten Ergebnisse.

Große Zustimmung für Switches

Antworteten in der DAZ-Befragung rund 85% der Teilnehmer ­positiv auf die Frage „Befürworten Sie weitere Switches?“, so waren es in der marpinion-Befragung ­sogar 95%, die sich zustimmend auf die Frage „Unterstützen Sie grundsätzlich OTC-Switches?“ äußerten. Neben dieser verifizierenden Funktion bot die neuer­liche Befragung die Möglichkeit, weitergehende Fragen im Zusammenhang mit Switches zu stellen. Auf die Frage „Ist Ihnen die Möglichkeit, ein rezeptpflichtiges Arzneimittel in die Apothekenpflicht zu entlassen, bekannt?“ antworteten 19 von 20 Inhabern (94,1%) mit ja. Von den angestellten Apothekern kannten immerhin nahezu neun von zehn Apothekern (87,9%) das Switch-Verfahren. Bei den PTAs waren es lediglich zwei von drei (62,6%).

In einer Nachfrage bei denjenigen, die erklärten, dass ihnen das Switch-Verfahren bekannt sei, wurde geklärt, dass knapp 78% der Apothekeninhaber das Ver­fahren in groben Zügen kennen, ebenso wie gut 80,5% der angestellten Apotheker und 73,5% der PTAs. Dabei bezogen die Teilnehmer ihre Kenntnisse größtenteils nicht aus dem Studium bzw. aus der Ausbildung. Lediglich gut 10% der Apothekeninhaber, 24,3% der angestellten Apotheker und 14,3% der PTAs gaben auf eine entsprechende Nachfrage an, dass das Switch-Verfahren im Rahmen ihres Studiums sowie in ihrer Ausbildung erklärt wurde. Mehr als zwei von drei Inhabern und ebenso viele PTAs berichteten, dass dieses Thema in ihrer Ausbildung nicht einmal erwähnt wurde. Seitens der angestellten Apotheker gaben 45,9% dies an.

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Im zweiten Teil der Befragung wurde detaillierter zu einzelnen Aspekten von Switches befragt. Auf die Frage „Welche Chance sehen Sie in zusätzlichen apothekenpflichtigen Arzneimitteln, die aus der Rezeptpflicht entlassen werden?“ wurden verschiedene Antwortmöglichkeiten angeboten. Die Auswahlmöglichkeit „Ich kann durch meine Beratungskompetenz bei Patienten punkten“ unterstützten 83,6% der Inhaber, 69,7% der Apotheker und 52,9% der PTAs. TOP-Antwort war allerdings „Ich kann im Rahmen der Selbstmedikation flexibler agieren“, die Unterstützungsraten von 88,1% (Inhaber) bis 83,5% (PTA) aufwiesen. Zusätzliche Umsätze spielten lediglich bei Inhabern eine dominierende Rolle. Die Antwortmöglichkeit „Ich kann zusätzliche Umsätze generieren“ wählten 51,4% der Inhaber, jedoch nur 32,1% der Apotheker und 27,2% der PTAs.

Um einen Switch erfolgreich umsetzen und in die Praxis bringen zu können, ist eine Schulung des Apothekenpersonals von großer Bedeutung. 34,3% der teilneh­menden Apothekenmitarbeiter wünschten sich Schulungsmaterial im Umfang von maximal einer Seite. Für nahezu die Hälfte aller Teilnehmer (47,2%) waren Materialien mit bis zu fünf Seiten Umfang sinnvoll. Weniger ausführlicheres Material wünschten sich hingegen zwei von zehn Teilnehmern (18,5%). Demnach sollten für über 80% des Apothekenpersonals Switch-begleitende Schulungs­unterlagen nicht umfangreicher als fünf Seiten sein. Viele Apothekenmitarbeiter befürworten im Einzelnen Checklisten und mit etwas Abstrichen Entscheidungsbäume als hilfreich für ihre Beratung. Auf die Frage, welche Form der Schulung die Mitarbeiter zum Thema OTC-Switches bevorzugen, tendierte die Mehrheit zu Erklärvideos sowie zu E-Learnings. Dabei ergaben sich vergleichsweise geringe Unterschiede zwischen Apothekeninhabern, ihren angestellten Apothekern und PTAs. Besonders hohe Affinität zu elektronischen Formaten zeigten die Inhaber von Apotheken. Erklär­videos bevorzugten zwischen 40,1% (Inhaber) und 34% (angestellte Apotheker), E-Learnings zwischen 35,7% (Inhaber) und 30,7% PTAs. Für die angestellten Apotheker stellten auch Schulungen durch die Apothekerkammer eine bevorzugte Informations­quelle dar; 27,2% der angestellten Apotheker begrüßten solche Schulungen, während lediglich etwa 20% der Inhaber und der PTAs solche Schulungen wählten.

Bei der Bewertung dieser Befunde sollte allerdings berücksichtigt werden, dass die Inhalte von ApoChannel® per Tablet zur Verfügung gestellt werden, die Nutzer demzufolge eine hohe Affinität zu dieser Form der Weiterbildung aufweisen.

Im Ergebnis der Auswertung von insgesamt 2163 Teilnehmern zeigt sich, dass in etwa gleich viele Apothekeninhaber und PTAs Informationen durch die Apothekerkammer und Informationen direkt vom pharmazeutischen Unternehmer begrüßen. Bei angestellten Apothekern begrüßen nahezu zwei von drei (64,9%) die Information über die Kammern.

Fazit

Mit der neuen, noch umfangreicheren Befragung wurden die Erkenntnisse aus der früheren DAZ-Umfrage bestätigt und weiter vertieft. Die Bewertung der gestellten Fragen durch Inhaber, angestellte Apotheker und PTAs zeigt zudem teilweise deutliche Bewertungs­unterschiede, die vermutlich auf der unterschiedlichen Ausbildung sowie den Tätigkeitsschwerpunkten beruhen. Die Daten zeigen deutlich, dass Apothekeninhaber generell mehr die Chancen von Switches sehen als angestellte Apotheker und PTAs. Die Möglichkeit, mithilfe solcher Produkte in der Selbstmedikation flexibler agieren zu können, sehen nahezu alle Mitarbeiter von Apotheken ebenso wie die Inhaber sehr positiv. Die Chance, mit geswitchten Arzneimitteln mehr Umsatz zu erzielen, wird vom jedem zweiten Inhaber gesehen. Dieser Anteil ist bei angestellten Apothekern und PTAs deutlich geringer.

Informationen zu Switches beziehen die Apothekenmitarbeiter überwiegend durch die führenden Journale der Apothekerpresse sowie durch von den Herstellern bereitgestellten Materialien. Wünschenswert sind kurze Schulungsunterlagen – gerne in Form von Checklisten und Entscheidungsbäumen –, die fünf Seiten nicht überschreiten sollten. Das Apo­thekenpersonal zeigte eine hohe Affinität zu elektronisch bereit­gestellten Informationen, vorzugsweise in Form von Videos und E-Learnings.

Die Ergebnisse machen zudem deutlich, dass die unterschiedlichen Mitarbeiter der öffentlichen Apotheke differenziert angesprochen werden müssen, um einen Switch optimal umsetzen zu können. Offensichtlich besteht insbesondere bei PTAs teilweise ein erhöhter Bedarf an für sie zugeschnittenen Informationsmaterialien. |

Dr. Elmar Kroth, Andrea Stippler, Prof. Dr. Niels Eckstein

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