Prisma

Hai wird 400 Jahre alt

„Programm“ für Langlebigkeit noch unbekannt

cae | Der Grönlandhai ist das lang­lebigste Wirbeltier. Das Alter eines Exemplars wurde anhand der C-14-­Methode auf 400 Jahre geschätzt.

Fische sind niemals ausgewachsen, sodass die Länge eines Exemplars spezies- und geschlechtsspezifisch mit seinem Alter korreliert. Beim Grönlandhai oder Eishai (Somniosus microcephalus) war die Lebensdauer bislang unerforscht, weil er selten mit Menschen in Kontakt kommt. Er lebt in den Tiefen des Polarmeers und ist ein unwillkommener Beifang in Schleppnetzen, denn sein Fleisch gilt (den meisten Menschen) als ungenießbar, weil es Trimethylaminoxid enthält.

Nun haben dänische Meeresbiologen die Augenlinsen von 28 weiblichen Grönlandhaien mithilfe der Radiocarbonmethode untersucht. Die kristallinen Proteine im Kern der Linse werden schon beim Embryo gebildet und danach nicht mehr regeneriert; die in ihnen enthaltenen 14C-Atome zerfallen deshalb genauso wie in toter organischer Materie. Nur zwei Haie wiesen Spuren der Nuklearwaffentests in den 1950er-Jahren auf; das Alter des einen Exemplars wurde auf 50 Jahre geschätzt. Bei einer Länge von 220 cm und einer Geburtsgröße von 40 cm (Differenz: 180 cm) ergab sich ein jährliches Wachstum von etwa 3,5 cm.

Mit etwa 150 Jahren und einer Länge von etwa vier Metern wird der Grönlandhai geschlechtsreif; danach sinkt seine Jahreswachstumsrate deutlich unter 1 cm. Das Alter des größten, 502 cm langen Exemplars bestimmten die Autoren mit 392 (± 120) Jahren. Damit übertrifft der Grönlandhai auf jeden Fall den Grönlandwal (Balaena mysticetus), das langlebigste Säugetier (Rekord: 211 Jahre). Günstig auf die Lebensdauer wirkt sich wahrscheinlich die geringe körperliche Aktivität in der kalten Tiefsee aus (der Name Somniosus bedeutet schläfrig); dennoch sind die eigentlichen Ursachen der Langlebigkeit in den jeweiligen Tieren selbst zu suchen. |

Quelle

Nielsen J, et al. Eye lens radiocarbon reveals centuries of longevity in the Greenland shark (Somniosus microcephalus). Science 2016;353(6300):702-704

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