Gesundheitspolitik

(Un)realistische Forderungen

Kommentar von Dr. Benjamin Wessinger

Es war zu einem Mantra der Standesvertreter geworden: Eine automatische Dynamisierung des Fixums müsse her, um eine kontinuierliche Anpassung der Vergütung an die ebenso kontinuierlich steigenden Kosten zu erreichen. Dass man dadurch auch gleich die unerfreuliche Diskussion über eine Verrechnung mit den ebenfalls steigenden Packungszahlen vom Tisch gehabt hätte, wäre wohl mehr als nur ein erfreulicher Nebenaspekt gewesen.

Hätte, wäre, wenn – vorbei! Der ABDA-Vorstand hat sich von der Forderung nach einem Automatismus verabschiedet. Nun soll die bisher gesetzlich festgelegte „regelmäßige“ durch eine „jährliche“ Überprüfung ersetzt werden. Die Begründung, dies sei eine „realistische Forderung“, zeigt, dass die Einsicht gereift ist, dass das ursprüngliche Ziel nicht durchsetzbar war.

Die neue Forderung scheint da tatsächlich bessere Chancen zu haben, auch weil eine Überprüfung eben nicht automatisch eine Erhöhung ist.

Dieser Umstand könnte aber die Akzeptanz bei der eigenen Basis und auch bei den Delegierten des Apothekertags schmälern. Die Angst, wieder zehn Jahre auf eine Erhöhung des Festzuschlags warten zu müssen, sitzt tief.

Trotz allem: Es ist sinnvoll, eine Forderung aufzugeben, wenn man sie als unrealistisch erkannt hat. Die dadurch frei werdende Kraft lässt sich dann zum Erreichen anderer, realistischerer Ziele einsetzen – beispielsweise eine Änderung der Berechnungsmethodik im Wirtschaftsministerium durchzusetzen und so der Zwickmühle zu entgehen, dass der Mehrumsatz durch mehr Verordnungen mit der Honorarerhöhung „verrechnet“ wird.

Dr. Benjamin Wessinger

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