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Forscher wollen das menschliche Gehirn nachbauen

(cae). Wie wir denken und warum uns bestimmte Krankheiten daran hindern, zu denken und uns zu erinnern, ist großenteils noch ungeklärt. Das Human Brain Project soll hier möglichst viele neue Erkenntnisse gewinnen und wird von der Europäischen Union in den nächsten zehn Jahren mit etwa 1,2 Milliarden Euro gefördert.

Koordinator des Projektes, an dem über 80 Institutionen mitwirken, ist der Neurologe Henry Markram an der Eidgenössischen TH in Lausanne (EPFL). Die Forscher wollen das Gehirn simulieren, das heißt mit synthetischen Teilchen ein funktionsfähiges Gehirn gewissermaßen nachbauen, um herauszufinden, wie "Lernen" funktioniert, wie Intelligenz entsteht und wie neurodegenerative Krankheiten die Hirnfunktionen behindern oder lahm legen.

Einer der beiden Kodirektoren des Human Brain Project ist der Physiker Karlheinz Meier an der Universität Heidelberg. Unter seiner Leitung wird eine Plattform für "neuromorphes Rechnen" entwickelt. In ihrem Aufbau orientiert sie sich an den organischen Strukturen des Nervensystems und funktioniert daher fundamental anders als konventionelle Computer, die mithilfe von Siliciumchips rechnen. Die neue Plattform soll wichtige Eigenschaften des Gehirns aufweisen: Fehlertoleranz, Lernfähigkeit und einen sehr geringen Energieverbrauch.

Meier hat in den vergangenen zehn Jahren bereits zwei europäische Forschungsprojekte geleitet, in denen Neurologen, Informatiker, Ingenieure und Physiker interdisziplinär zusammengearbeitet und das Konzept von universalen und konfigurierbaren physikalischen Modellen neuronaler Schaltkreise entwickelt haben. In Deutschland sind insgesamt 16 Institutionen am Human Brain Project beteiligt.


Quelle: www.medizin-aspekte.de, Pressemitteilung vom 28.1.2013.



DAZ 2013, Nr. 6, S. 8

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