Fachmedien

Ein Werk der Superlative

Friedrich Lottspeich, Joachim W. Engels (Hrsg.), Bioanalytik, 3. Auflage 2012, XXIV, 1201 Seiten, 812 Abbildungen, 123 Tabellen, 89,95 Euro, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, ISBN 978-3-8274-2942-1

Um es gleich vorweg zu nehmen, das nunmehr in dritter Auflage erschienene Werk "Bioanalytik" ist in jeglicher Hinsicht ein Superlativ: Es ist groß und schwer, besitzt eine ungeheure Informationsdichte und sucht nicht nur deutschlandweit, sondern auch international seinesgleichen. Dabei ist das Werk sich und seinen Stärken treu geblieben. Es beging nicht den Fehler, mit biochemischen Lehrbüchern in Konkurrenz treten zu wollen, sondern ist ein Methodenbuch geblieben, das Studenten wie Wissenschaftler in Industrie und Hochschule gleichermaßen an die Hand nimmt, sei es bei der Einarbeitung in etablierte Techniken oder bei der Entwicklung neuer Methoden. Trotz der inhaltlichen Fülle behandelt das Werk die beschriebenen Methoden nicht nur oberflächlich, sondern geht in die Tiefe, hinterfragt ihre Aussagekraft und bewertet deren Potenziale.

Neben der Aktualisierung von bereits bekannten Inhalten wurden unter anderem die Kapitel Kalorimetrie und Chemische Biologie komplett neu in das Werk aufgenommen. Auch hier ist es den Herausgebern Lottspeich und Engels mit Professor Alfred Blume sowie Professor Daniel Rauh und Dr. Matthias Rabiller einmal mehr gelungen, die erste akademische Garde für die Mitarbeit an ihrem Buch zu gewinnen. Wobei sich die Autoren der neuen Kapitel angesichts des zuvor schon erheblichen Umfangs des Werks auf die wesentlichsten Facetten ihres jeweiligen Fachgebiets beschränken mussten. Die Verzeichnisse zur weiterführenden Literatur sind sehr hilfreich, mitunter allerdings recht knapp geraten und teilweise etwas verlagsfokussiert. Dies führt dazu, dass die Bibliographien mancher Kapitel für die wissenschaftliche Arbeit nur bedingt von Nutzen sind, was den Nutzwert des Buches als Ganzes allerdings in keiner Weise schmälert.

Einziger Wermutstropfen, sofern man einen solchen finden möchte, ist die nicht durchgehend vierfarbige Gestaltung des Werks. 16 mittig eingeheftete Farbtafeln entsprechen sicher nicht dem, was die Leserschaft heute von einem Werk dieser Güte erwartet und auch zu Recht erwarten darf, zumal das bei der letzten Auflage vor sechs Jahren möglicherweise noch nachvollziehbare Preisargument mittlerweile von neuen Angeboten der Druckindustrie überholt sein dürfte. Durch den Verzicht auf vierfarbige Grafiken vergibt das Werk eine Chance, die komplexen Sachverhalte noch anschaulicher und didaktisch eingängiger aufzubereiten. Wobei die Grafiker trotz dieser bedauerlichen Limitierung ganze Arbeit geleistet und auch optisch ansprechende Abbildungen geschaffen haben. Gleiches gilt für die Setzer, deren Arbeit hier explizit hervorgehoben werden soll. Selten findet man ein Werk dieses Umfangs und dieser Komplexität, das sich eine so klare und nachvollziehbare Struktur bewahrt hat. Der reduzierte und logische Gebrauch der Marginalienspalte sowie die durchdachte Platzierung der Abbildungen verdienen ebenso wie der fachliche Inhalt des Werkes uneingeschränktes Lob. Der seitens der Studenten bei Büchern dieser Preisklasse – aus nachvollziehbaren Gründen – immer wieder kritisch zu betrachtende Kosten-Nutzen-Aspekt fällt hier eindeutig zugunsten des über 1000 Seiten dicken Wälzers aus. Wer sich mit dem Werk beschäftigt, wird schnell zu dem Schluss kommen, dass die "Bioanalytik" jeden Cent wert ist.


Dr. Andreas S. Ziegler, Großhabersdorf



DAZ 2012, Nr. 49, S. 112

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.