Aus Kammern und Verbänden

Apotheker in der pharmazeutischen Industrie

Am 25. Oktober fand das dritte Seminar des Deutschen Pharmazeutinnen Verbands (dpv) in Berlin zum Thema "ApothekerIn – berufliche Vielfalt kennen lernen, verstehen und miteinander kommunizieren" statt. Diesmal ging es um die Industriepharmazie am Beispiel der Firma Bausch + Lomb in Berlin.
Foto: Dunin v. Przychowski
Blick in den Reinraum der Produktionsstätte.

Nicolas Graber, Head of Sales Pharma Germany von Bausch + Lomb, stellte kurz die Geschichte des Unternehmens vor. Danach berichtete Jochen Reutter über seine berufliche Tätigkeit als Industrieapotheker und führte die Teilnehmer durch den Produktionsbereich.

Reutter hat nach seiner Approbation 1986 ein Jahr lang in einer öffentlichen Apotheke gearbeitet und war anschließend in der Zulassung und Qualitätssicherung eines pharmazeutischen Herstellers tätig. Vier Jahre lang arbeitete er in New York, anschließend war er Betriebsleiter in Quito, Ecuador, wo er vier Jahre mit seiner Familie gelebt hat. Seit Januar 2010 ist er Betriebsleiter von Bausch + Lomb in Berlin und koordiniert den Gesamtbetrieb, was bedeutet, dass er sich neben der Produktion u. a. auch um Fragen der Qualitätssicherung, Technik und Umwelt kümmert. Sein Motto lautet: "Gemeinsam den Betrieb und Standort nach vorne bringen."

Die Produktion in Berlin ist spezialisiert auf aseptische Produkte, wobei insbesondere die Produktion nicht-konservierter Ein-Dosis-Ophtiolen und Mehrdosisbehältnisse stark wächst. Die Produktion flüssiger Augenpräparate ist ein Alleinstellungsmerkmal des Berliner Standortes, an dem allein in der Produktion etwa 300 Mitarbeiter arbeiten; insgesamt beschäftigt die Firma rund 30 Apotheker in Berlin, davon die Hälfte Frauen.

Wie Reutter darlegte, können Apotheker in relativ vielen Bereichen der pharmazeutischen Industrie arbeiten: in der Produktion, der Qualitätssicherung, der Zulassung, der Pharmakovigilanz und der Forschung. Sie haben den Vorteil, dass sie bereits durch die Approbation den theoretischen Nachweis für die sachkundige Person nach § 15 AMG besitzen und "nur" noch eine mindestens zweijährige praktische Tätigkeit auf dem Gebiet nachweisen müssen.

Sehr aufgeschlossen beantwortete Reutter die vielen Fragen der Teilnehmer, z. B.: "Wie viel Prozent Ihrer Arbeit verbringen Sie am Schreibtisch?", "Welchen Kontakt haben Sie mit den Mitarbeitern?", "Bringen Sie auch eigene Produkte in Berlin auf den Markt?"

Reutter verbringt etwa sechs bis acht Stunden pro Woche vor Ort in der Produktion. Wichtig ist es, den Kontakt mit den Mitarbeitern zu suchen, um eventuelle Probleme schnell vor Ort zu lösen. Der Arbeitsplan am Folgetag unseres Seminars war z. B. mit Teambesprechungen aller Schichten von 6 Uhr morgens bis abends gefüllt.

Auch die Entwicklung von neuen Produkten, insbesondere in der Galenik, findet in Berlin statt. Die Einsatzgebiete von Apothekern in der Industrie sind sehr vielseitig, sie erfordern aber unter Umständen auch die Arbeit rundum die Uhr im Schichtbetrieb.

Die Teilnehmer und der dpv sagen vielen Dank für die unkomplizierte Organisation, die interessante Führung mit vielen Informationen und die gute Bewirtung!


Annette Dunin v. Przychowski



DAZ 2011, Nr. 45, S. 101

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