Arzneimittel und Therapie

Rosacea – nicht heilbar, aber meist behandelbar

Rosacea, eine chronische und oft juckende Hauterkrankung, entstellt nicht selten das Gesicht des Betroffenen. Eine kausale Behandlungsmöglichkeit gibt es nicht, aber bei phasengerechter Therapie ist die Rosacea gut kontrollierbar. Empfohlen werden hierzu verschiedene topische und systemische Behandlungen. Jedoch existieren nur für wenige Substanzen reproduzierbare Aussagen zur Wirksamkeit, vor allem für Metronidazol, Azelainsäure und Doxycyclin.

Die Rosacea ist eine häufige und chronische Hauterkrankung des Erwachsenen, deren genaue Ursache nach wie unbekannt ist. Diskutiert wird neben einer genetischen Disposition der Einfluss von Faktoren wie Umweltreizen (Hitze, Sonnenlicht), Irritanzien (Kosmetika, Nahrungsmittel) sowie psychovegetativen Einflüssen (Stress). Unter einer erhöhten Aktivität von Sauerstoffradikalen kommt es zu einer überschießenden inflammatorischen Reaktion.

Über viele Jahre verläuft die Krankheit in Schüben, so dass sich klinisch mehrere Subtypen unterscheiden lassen:

  • Rosacea erythematosa teleangiectatica (Subtyp 1): Anfänglich transiente "Flushs", später persistierendes zentrofaziales Erythem mit oder ohne Teleangiektasie. Starke Reizbarkeit der Haut mit Brennen und Juckzeiz.

  • Rosacea papulopustulosa (Subtyp 2): Entzündlich gerötete Papeln und Pusteln auf erythematösem Grund.

  • Glandulär-hyperplastische Rosacea (Subtyp 3): Hautverdickung durch Knoten und Plaques mit entzündlichen Infiltraten und Gewebshyperplasien. Als Folge die sogenannten Phyme, zumeist der Nase (Rhinophym, s. Abb.), aber auch an Wange, Stirn, Kinn oder Ohren.

  • Okuläre Manifestation der Rosacea (Subtyp 4): Chronische Entzündungsvorgänge, teilweise mit Ulzerationen, an Auge bzw. Augenlid.

Aufgrund der Hauptmanifestation im Gesicht wirkt die Erkrankung für viele Betroffene entstellend (s. Abb.) mit erheblichen psychosozialen Folgen.


Foto: Prof. Dr. M. Schaller, Tübingen
Rosacea mit Hauptbefall des Gesichts – für viele Betroffene entstellend mit erheblicher Einschränkung des Selbstwertgefühls. Das Rhinophym ist für viele Betroffene nicht nur psychisch belastend. Wenn die Wucherungen eine Nasenöffnung verlegen, kann die Atmung behindert sein.

Nur die Hälfte der Studien aus Patientensicht

Um die Effizienz gängiger Therapieoptionen zu prüfen, wurden in ein aktuelles Cochrane-Review-Update 58 randomisiert-kontrollierte Studien (davon 27 aus dem originalen Review) mit insgesamt 6633 Teilnehmern aufgenommen. Die 40- bis 50-jährigen Patienten litten an klinisch mäßig bis schwer ausgeprägter Rosacea, zumeist an Subtyp 2.

In den Studien ließen sich sechs Kategorien therapeutischer Intervention unterscheiden: topisches Metronidazol, topische Azelainsäure, orale Antibiotika, topisches Benzoylperoxid (auch kombiniert mit topischen Antibiotika), Sulfacetamide bzw. schwefelhaltige Präparate und andere Therapieoptionen.

Als primäre Zielparameter galten die Verbesserung der Lebensqualität sowie der Rückgang der Rosacea-Intensität aus Patientensicht. Die sekundären Zielparameter dagegen betonten die ärztlich beobachtete Verbesserung bzw. einen Rückgang der Hautläsionen um mindestens 50%. Allerdings berücksichtigten nur zwei der in die Analyse eingeschlossenen Studien den Aspekt der Lebensqualität, und nur 29 der 58 Studien evaluierten von den Patienten wahrgenommene Veränderungen der Rosacea-Aktivität.

Als First-line-Substanzen für die topische Rosacea-Behandlung gelten im Allgemeinen Metronidazol und Azelainsäure. Für die Behandlung von Subtyp 2 belegten zum einen gepoolte ärztliche Daten aus drei Studien mit 334 Patienten, dass die Therapie mit topischem Metronidazol gegenüber Plazebo effizienter war, zum anderen zeigten Patientendaten aus drei Studien mit 778 Teilnehmern eine höhere Wirksamkeit von Azelainsäure gegenüber Placebo.

In Bezug auf die systemische Therapie erwies sich Doxycyclin in der antiinflammatorischen Dosierung von 40 mg aus ärztlicher Sicht gegenüber Placebo statistisch signifikant als wirksamer. Gestützt wurde dieses Resultat von einer weiteren Studie, in der die 40-mg-Dosierung von Doxycyclin – bei einer geringeren Rate von Nebenwirkungen – der 100-mg-Dosierung als gleichwertig eingeschätzt wurde.

Eine Studie zur Behandlung der okulären Rosacea zeigte eine statistisch signifikante Überlegenheit von Cyclosporin-Emulsion 0,5% gegenüber künstlicher Tränenflüssigkeit. Für die Therapie der Subtypen 1 und 3 konnten keine reproduzierbaren Wirksamkeitsdaten erhoben werden.

Evidenz für Metronidazol, Azelainsäure und Doxycyclin

Ein allgemeines Datenpooling sowie ein direkter und akkurater Vergleich der einzelnen Therapieoptionen waren aufgrund der heterogenen, das Review bestimmenden Faktoren nicht möglich, seien es unterschiedlich konfigurierte Studiendesigns, Dosierregimes oder Fragebögen. Dennoch ergab diese aktuelle Cochrane-Auswertung eine gewisse Evidenz zugunsten der Wirksamkeit von topischem Metronidazol und Azelainsäure sowie von oralem Doxycyclin in der 40-mg-Dosierung bei mäßig bis schwer ausgeprägter Rosacea bzw. von Cyclosporin 0,5% für die lokale Behandlung des Auges.

Rosacea bedeutet für die Betroffenen nicht nur ein subjektiv unangenehmes Leiden mit oft starker Beeinträchtigung der Lebensqualität, sondern auch einen zumeist chronisch-langwierigen Krankheitsverlauf. Daher sind weitere randomisierte und kontrollierte Studien zur Wirksamkeit von Metronidazol und Azelainsäure notwendig, vor allem unter dem Gesichtspunkt der Dauer- oder Erhaltungstherapie. Bis hierzu Aussagen hoher Evidenz vorliegen, sollten spezifische Therapieentscheidungen bei Rosacea nicht nur auf der klinischen Erfahrung des Arztes beruhen, sondern auch auf individuellen Patientencharakteristika und -erfordernissen.


Quelle

Van Zuuren EJ, Kramer S, Carter B, Graber MA, Fedorowicz Z. Interventions for rosacea. Cochrane Database of Systematic Reviews 2011, Issue 3. Art. No.: CD003262. DOI: 10.1002/14651858.CD003262.pub4.


Medizinjournalist Clemens Bilharz



DAZ 2011, Nr. 22, S. 36

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