Wirtschaft

DAX bei 7400 Punkten gedeckelt

Leitindex kämpft sich pünktchenweise nach oben – Händler beklagen magere Umsätze

(hps). Nach oben scheint es für den DAX zunächst keinen Raum mehr zu geben – aber es traut sich auch niemand, die Börsenparty vorzeitig zu verlassen, kommentieren Händler die Situation am Parkett. Während die guten Unternehmenszahlen offensichtlich weitgehend eingepreist erscheinen, fragen sich die Profis, wo der Ölpreis eigentlich noch hin will.

Die Marktlage

Mit Erleichterung hat die Börse auf den Rücktritt Mubaraks in Ägypten reagiert. Unterstützt wurde die Stimmungsaufhellung dabei von Nachrichten aus China, wo kräftige Zuwächse bei den Im- und Exportgeschäften die Anleger auf eine weiterhin boomende Wirtschaft im Reich der Mitte hoffen ließ. Der weit verbreitete Optimismus wird auch mit der Hoffnung auf eine konjunkturelle Erholung in den USA sowie zunehmenden Übernahmeaktivitäten begründet. Das brachte den DAX zunächst auf ein neues Jahreshoch von knapp über 7400 Zählern. Doch die steigenden Kurse werden seit Tagen von stark sinkenden Umsätzen begleitet, was von einigen Börsianern als Zeichen für das nahende Ende der gegenwärtigen Aufwärtsbewegung gewertet wird. Fundamental mehren sich die Negativmeldungen. In Großbritannien lag die Verbraucherpreisinflation im Januar bei stolzen 4%. Die Reaktion der Notenbank fiel aus wie befürchtet: Sie tut nichts. China wies für Januar eine Inflationsrate von 4,9% aus. Hauptverantwortlich für den Preisschub zeichnen die hohen Rohstoffpreise. Die Akteure fürchten hier aber nicht nur den Inflationsdruck. Die Analysten gehen zunehmend davon aus, dass auch die Gewinnmargen der Unternehmen darunter leiden werden. Das könnte dann in eine Rücknahme der Gewinnprognose münden. Und mit jedem Tick, den der Ölpreis weiter nach oben geht, sehen sich die Experten näher an einer breit angelegten Gewinnherabstufung. Die Marktteilnehmer werden bei Preisen von 104 Dollar pro Barrel der Marke Brent langsam nervös.

Bulle & Bär

Die positiven Signale aus der Wirtschaft lassen die Analystenschätzungen in immer höheren Sphären schweben. Die DekaBank liegt da mit 7500 DAX-Punkten auf Sicht der nächsten sechs Monate eher im konservativen Bereich. Einige Experten sehen dagegen die 8000er Marke nun geradezu als ein Muss für das Börsenbarometer an. Charttechniker billigen ihm bereits auf kurze Sicht 7800 Punkte zu. Diesen ausgeprägten Optimismus wollen die Führungskräfte europäischer Großunternehmen nicht teilen. Insbesondere die Topmanager von Banken und Versicherungen zeigen sich außergewöhnlich skeptisch. Meldepflichtigen Verkäufen in Höhe von 174 Mio. Euro standen hier lediglich Käufe in einem Volumen von 8,3 Mio. Euro gegenüber. Offensichtlich hält man hier die Kurse der Finanztitel für weitgehend ausgereizt. Das scheint indes eher eine Ausnahmesituation zu sein. Nach einer Umfrage der Bank of America (BofA) Merrill Lynch unter 188 internationalen Fondsmanagern präsentieren sich die Strategen geradezu rekordverdächtig optimistisch. Doch ganz so ungetrübt sehen die Experten der BofA die Zukunft nicht. Sie sehen mit Argwohn, dass die Investoren in den Schwellenländern im großen Stil Kasse machen und dass die Inflationserwartungen allgemein zunehmen. Die Auslöser für eine Korrektur könnten entsprechend steigende Zinsen und enttäuschende Wachstumsraten sein. Der von den BofA-Strategen angepeilte Zeitraum: Im Frühjahr.

Bekleidung – ein weiterer Treibsatz für die Preisspirale?

Über ein Jahrzehnt galt die Branche als der Gewinner der Globalisierung schlechthin. Für die Bekleidungsindustrie war es am Ende schon zur Normalität geworden, dass sie dank niedriger Lohnkosten in Asien und moderaten Rohstoffpreisen ihre Produktionskosten fest im Griff hatte. Bei Bekleidung machen die Rohstoffe – etwa bei der Jeansproduktion – ca. 50%, und die Arbeitskosten – je nach Aufwand – bis zu 40% der Herstellungskosten aus. Doch damit scheint es nun vorbei zu sein. Die Baumwollpreise haben sich allein im letzten Jahr mehr als verdoppelt. Auch synthetische Stoffe wurden teurer und legten um 50% zu. Gleichzeitig sind die Löhne in Asien kräftig nach oben geschossen. Zunächst gelang es der Bekleidungsindustrie noch, durch Beimischung billigerer Materialen und Verlagerung der Produktionsstandorte – etwa in das Billiglohnland Vietnam – die Kontrolle über die Kostensituation zu behalten. Doch nun scheint man damit am Ende des Machbaren angekommen zu sein und gibt die gestiegenen Kosten an den Verbraucher weiter. So kündigten der Jeanshersteller Levi Strauss, das Kaufhauskette J.C. Penny und auch der Sportartikelhersteller Nike für die kommenden Monate Preiserhöhungen von 10% an. Ob der Verbraucher diese Kröte tatsächlich auch schlucken wird? Die Branche zeigt sich laut dem amerikanischen Wirtschaftsnachrichtensender CNBC skeptisch. Branchenkenner fürchten sogar den Todesstoß für so manches Unternehmen. Und dem Konsumenten dürfte es immer schwerer fallen, der Lieblingsgeschichte der Notenbanken von der nur "gefühlten Inflation" Glauben zu schenken.


Eckdaten zum 17. Februar 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (17. 2., 13.45 h)
7409 Punkte
Dow Jones (16. 2. Schluss)
12.288 Punkte
Gold (Feinunze)
1379,00 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,20%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,93%
1,30% (ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,46%
2,00% (SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de



AZ 2011, Nr. 8, S. 5

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