Wirtschaft

DAX: Im Kriechgang nach oben

Aktionäre freuen sich über Liquidität-getriebene Kurse – Wirtschaftsexperten sorgen sich um die USA

(hps). Am 3. November dürfte es soweit sein. Der Offenmarktausschuss der amerikanischen Notenbank wird sehr wahrscheinlich eine neuerliche Ausweitung der Geldmenge beschließen, um damit der Konjunktur unter die Arme zu greifen. Bis dahin könnte es mit den Kursen weiter nach oben gehen, meinen Experten. Doch nach der Börsenparty folgt womöglich die Katerstimmung, zumal die Berichtssaison bereits ihren Höhepunkt überschritten hat.

Die Marktlage

Das Zwischenresümee der Quartalsberichterstattung fällt gemischt aus. Glanzlichter wie die Zahlen von Coca Cola, Google, eBay, Boeing oder der Citigroup begeistern die Anleger. Enttäuschte Gesichter dagegen nach den Zahlen von Credit Suisse in Europa und von den US-Größen Morgan Stanley, IBM und Apple. Bei steigenden Kursen darf man auch schon einiges erwarten, sagen sich viele Anleger. Und bei einem Kursniveau von über 300 Dollar scheint man gerade bei dem iPhone-Hersteller jetzt offensichtlich das Haar in der Suppe zu suchen. Und so lässt der erwartete Käuferandrang, den man von allen Seiten nach Überschreiten des bisherigen Hochs bei 6380 DAX-Punkten prognostiziert hatte, weiter auf sich warten. Die Hoffnung auf die groß angelegten Anleihenkäufe der US-Notenbank (FED) scheinen bereits eingepreist zu sein und bereiten den Anlegern inzwischen offensichtlich mehr Kopfzerbrechen als Freude, denn solche Interventionen werden nicht einhellig für gut geheißen. Nach Ansicht der Experten ließe sich damit bestenfalls eine Rezession verhindern, aber kein tragfähiger Aufschwung unterfüttern – wie ihn die Börse derzeit bevorschusst. Und wie soll man mit der Unmenge an Liquidität umgehen? Was die Hessische Landesbank mit "Keine Wachstumsperspektive für die USA" auf den Punkt bringt, begleitet die Börsianer auf Schritt und Tritt: Die Angst, dass die USA im Verschuldungssumpf versinken. Gelingt es phasenweise dann doch, die Sorgen auszublenden, lässt es sich allerdings mit der gewaltigen Liquiditätswalze im Rücken gut spekulieren. So läuft der DAX im Hin und Her der Datenlage mit angezogener Handbremse: Knapp 80 Punkte konnte der DAX unter dem Strich seit letzter Woche zulegen. Den Ausbruch aus dem Seitwärtstrend haben sich die meisten Anleger sicher dynamischer vorgestellt.

Bulle & Bär

Mit den höheren Aktiennotierungen trauen sich auch die Optimisten wieder aus der Deckung. Laut dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sehen die führenden Banken den DAX bis Jahresende bei bis zu 7000 Punkten. Die Fondsgesellschaft Pioneer und die M.M.Warburg liegen dabei mit ihrer Prognose von rund 6800 Punkten im oberen Bereich der Schätzungen. Sal. Oppenheim, die in den letzten drei Jahren von allen Instituten die präzisesten Prognosen abgeliefert haben, taxieren den DAX auf gut 6600 Punkte zum Jahresende.

Unterdessen befindet sich der DAX weiter auf Schleichfahrt nach oben. Die Aufwärtsbewegung steht ganz im Zeichen der Notenbankentscheidung am 3. November, bei der es nur noch um das Volumen der Geldspritze gehen dürfte. Der Liquidität getriebene Kursanstieg steht damit gleichzeitig im Konflikt mit der Sorge um die amerikanische Wirtschaft, was sich derzeit in einer behäbigen Aufwärtsbewegung widerspiegelt. Der 3. November könnte sich indes als entscheidendes Datum erweisen. Zum einen, weil die FED mit dem neuerlichen Aufkauf von Anleihen alle Optionen ausgeschöpft haben dürfte. Zum anderen, weil die Berichtssaison dann praktisch zu Ende ist und der Nachrichtenstrom aus den Unternehmen versiegt. Die Preisentwicklung bei Rohöl und Industriemetallen signalisiert bereits eine gewisse Müdigkeit, weshalb auch diese Woche keine großen Kurssprünge am Aktienparkett zu erwarten sind. Aber immerhin: Bis Anfang November dürfte noch die Liquiditätskarte gespielt werden. Danach aber werden die Karten neu gemischt.

Eckdaten zum 21. Oktober 2010
(alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (21. 10., 11.30 h)
6550 Punkte
Dow Jones (20. 10. Schluss)
11.107 Punkte
Gold (Feinunze)
1344,00 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,09%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,81%
1,30%
(ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate
(Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,31%
1,75%
(SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.