Medizin

Was steckt eigentlich hinter …lokalen Hautveränderungen?

Ein einzelner Hautfleck kann angeboren oder erworben, harmlos oder – unbehandelt – auch lebensbedrohlich sein. Oft genügt dem Dermatologen ein Blick für die richtige Diagnose, mitunter sind aber histologische Untersuchungen notwendig, um maligne Hautveränderungen auszuschließen.

Naevi (Muttermale) sind harmlose, gelegentlich behaarte Pigmentflecken in der Haut. Sie bilden sich in der Kindheit und Jugend aus und werden im Alter häufiger. Man unterscheidet die in verschiedenen Brauntönen vorkommenden Lentigines (Leberflecke) von milchkaffeefarbenen Café-au-lait-Flecken, die Babys häufig schon von Geburt an haben. Harmlos sind auch die dunkel- bis schwarzbraunen Naevuszellnaevi. Sie entstehen, wenn sich Naevuszellen stellenweise häufen.

Bedenklich sind Naevi erst, wenn sie sich verändern, wachsen, bluten oder jucken. Dann sollte eine Biopsie ein malignes Melanom ausschließen.

Anders als die Naevi ist ein Naevus flammeus (Feuermal) fast immer angeboren. Es entsteht durch erweiterte kleine Blutgefäße und ist in verschiedenen Rottönen gefärbt. Der sogenannte Storchenbiss verschwindet im Säuglingsalter von selbst. Alle anderen Feuermale persistieren und sind für die Betroffenen mitunter kosmetisch sehr störend. Eine Laserbehandlung hilft meist gut.

Auch das Hämangiom ("Blutschwamm"), das durch eine Gefäßproliferation entsteht, ist meistens angeboren. Die häufigste Form ist kavernös. Hämangiome sehen unterschiedlich aus: prall mit Blut gefüllt, blasen- oder schwammähnlich. Auch die Farbe variiert je nach Hautschicht. An der Oberfläche erscheinen Hämangiome rot, in tieferen Hautschichten eher bläulich. Häufig bilden sie sich bis zur Jugend zurück.

Spider naevi (kleine rote Gefäßsternchen) verblassen bei Druck und füllen sich danach wieder mit Blut. Zahlreich sind sie ein typisches Symptom einer Leberzirrhose. Auch ein Basaliom hat oft Spider naevi.

Von Hämangiomen und Naevi leicht zu unterscheiden sind Fetteinlagerungen. Xanthelasmen sind gelbliche, begrenzte Fetteinlagerungen an Augenlidern. Xanthome treten dagegen an Knien, Ellenbogen, Händen und Füßen auf. Die gutartigen, gelblich bis rötlichen Bindegewebstumoren mit Fetteinlagerungen sind vor allem in jungen Jahren oft Symptom einer Fettstoffwechselstörung. Die Ablagerungen bilden sich auch bei einer Therapie nur selten zurück. Da sie kosmetisch sehr störend sind, entfernt sie der Arzt meist mit Skalpell, Vereisung oder Laser. Sie rezidivieren häufig.

Hautknoten

Ein Atherom (Grützbeutel, Grießknoten) ist eine gutartige Zyste im Unterhautgewebe, die mit Talgdrüsensekret gefüllt ist. Atherome entstehen im Bereich der Haarwurzeln, zu 90% auf der Kopfhaut, aber auch im Gesicht, am Hals oder hinter den Ohren. Die prallelastischen Knoten können stecknadelkopf- bis apfelgroß sein. Sie stören kosmetisch, gelegentlich entzünden sie sich. Dann werden sie chirurgisch entfernt.

Furunkel sind abgekapselte Eiteransammlungen um den Haarbalg, meist von Staphylococcus aureus verursacht. Sie treten an allen behaarten Hautstellen auf. Ggf. muss der Arzt inzidieren.

Wenn Patienten unter schubartigem Auftreten mehrerer Furunkel leiden, liegt eine Furunkulose vor. Konfluieren einzelne Furunkel, bilden sich großflächige Karbunkel. Haut und Unterhaut sind bretthart infiltriert. Neben allgemeinem Krankheitsgefühl kommt es zu Fieber und Schüttelfrost.

Furunkel und Karbunkel sind nicht harmlos. Es besteht die Gefahr einer Sepsis, außerdem können Erreger aus Furunkeln im Gesicht über die Blutbahn ins Gehirn streuen und eine Meningitis verursachen.

Hühneraugen und Warzen

Der Clavus (Hühnerauge) ist eine Hornhautschwiele, vorzugsweise an knochennaher Haut der Füße. Ursache sind lokale Druckstellen bei unpassenden Schuhen. Häufig sind ältere Menschen mit vorgeschädigten und deformierten Füßen betroffen. Clavi können so schmerzhaft sein, dass sie das Laufen zur Tortur machen. Sie lassen sich leicht mechanisch oder chemisch entfernen. Bei der Behandlung diabetischer oder durchblutungsgestörter Füße ist allerdings Vorsicht geboten, um Verletzungen zu vermeiden.

Auch Verrucae (Warzen) sind gutartige Hornhautwucherungen, werden aber, bis auf Alterswarzen, durch Viren hervorgerufen und sind deshalb ansteckend. Das gilt sowohl für andere Stellen des betroffenen Körpers als auch für die Übertragung von Mensch zu Mensch. Verrucae kann man sich leicht im Schwimmbad, in der Sauna oder in Umkleideräumen "einfangen". Formen sind:

  • Verrucae vulgares (vulgäre Warzen): schmerzlos, derb, maximal erbsengroß, mit unregelmäßiger Oberfläche, vorwiegend an den Händen.
  • Verrucae plantares (Dornwarzen): an den Fußsohlen, durch den Druck nach innen wachsend, daher schmerzhaft, hohe Rezidivrate nach Entfernung.
  • Verrucae planae (Flachwarzen): flach, unauffällig, oval, hautfarben bis rötlich, neigen zur Ausbreitung, hohe Spontanheilungsrate.
  • Condylomata acuminata (Feigwarzen): gruppenförmige Wucherungen im Anal- und Genitalbereich von Erwachsenen, gehören zu den sexuell übertragbaren Krankheiten, unbedingt behandlungsbedürftig, zumal einige Virentypen Gebärmutterhalskrebs verursachen können.
  • Mollusken (Dellwarzen): linsengroße, schmerzlose, rosafarbene Knötchen mit einer zentralen Delle und ausdrückbarem, weißlichem, virushaltigem Sekret. Betroffen sind vor allem Kinder, Jugendliche und Abwehrgeschwächte.

Viele Warzen bilden sich spontan zurück. Sie sollten behandelt werden, wenn sie kosmetisch stören, sich entzünden oder bluten, sich rasch ausbreiten oder auf andere Hauterkrankungen aufpfropfen.

Von den virusbedingten Warzen unterscheiden sich die gutartigen Alterswarzen, die in der zweiten Lebenshälfte bei fast allen Menschen auftreten. Die Oberfläche kann kugelig, warzig, flach oder wachsartig aussehen. Stören sie kosmetisch, werden sie chirurgisch entfernt. Alterswarzen lassen sich allerdings auch mit Tumoren verwechseln. Bei Unsicherheit sollte deshalb bioptisch ein maligner Tumor ausgeschlossen werden.

Tumoren

Fibrome sind gutartige Bindegewebstumoren. Weiche Fibrome ("Fleischwarzen") sind hautfarben und gestielt. Sie kommen vor allem in Hautfalten wie Kniekehlen, Halsfalten oder in den Achselhöhlen vor. Übergewichtige und Diabetiker sind besonders häufig betroffen. Harte Fibrome (Dermatofibrome) bilden kleine, halbkugelige, manchmal juckende Knötchen vornehmlich an Armen und Beinen. Beide Fibromarten können mit einem kleinen Schnitt abgetragen werden.

Abb. 1: Häufige Hauttumoren: Basaliom

Das Basaliom (Basalzellkarzinom) ist ein semimaligner Hauttumor, da er einerseits zerstörend wächst, andererseits aber keine Metastasen bildet. Kennzeichnend ist ein rötlich-braunes, manchmal glänzendes Knötchen, das sich langsam vergrößert. Sein Randsaum ist erhöht, der Herd häufig blutig oder verkrustet. Manchmal, vor allem am Rumpf, ist der Herd eher hautfarben und sieht einer Narbe ähnlich. Zu 80 % entstehen Basaliome an sonnenlichtexponierten Stellen wie Kopf und Hals. Auch eine vorausgegangene Strahlentherapie und Immunsuppression erhöhen das Risiko. Ein Basaliom heilt folgenlos aus, wenn es vollständig exzidiert wird.

Abb. 2: Spinaliom

Das Spinaliom (Stachelzelltumor, Plattenepithelkarzinom) ist ein maligner Tumor von Haut und Schleimhaut. Auch hier ist vor allem sonnenlichtexponierte Haut betroffen. Typisch ist ein anfangs schuppender, rötlicher Herd, der zu einem krustig blutigen Geschwür wird. Er wächst langsam, zwischendurch bessert sich das Bild scheinbar. Anfangs nur oberflächlich wachsend, zerstört das Spinaliom zunehmend umgebende Strukturen wie Knorpel und Knochen. Die einzige sinnvolle Therapie ist die chirurgische Exzision. Sind bereits Lymphknoten befallen, werden auch diese entfernt.



Abb. 3: Malignes Melanom

Der gefürchtetste Hautkrebs ist wegen seiner frühzeitigen Metastasierung das Maligne Melanom (schwarzer Hautkrebs). Es wird immer häufiger, wahrscheinlich wegen früherer sorgloser Sonnenbäder und Solarienexzesse. Typische Merkmale sind ein dunkler Fleck unter einem Finger- oder Zehennagel, ein vorhandenes Muttermal, das wächst, juckt oder blutet, oder ein neu entstandenes Muttermal, das dunkel und unregelmäßig begrenzt ist.

Um Muttermale beurteilen zu können, hilft die ABCDE-Regel. Demnach sind folgende Merkmale melanomverdächtig:

  • Asymmetrie
  • Begrenzung unscharf
  • Färbung (Colour) unregelmäßig
  • Durchmesser über 6 mm
  • Erhabenheit.

Das A und O der erfolgreichen Melanombehandlung ist die Früherkennung. Ist das Melanom auf die oberflächlichen Hautschichten beschränkt, beträgt die 10-Jahres-Überlebensrate über 90%. Hat der Krebs erst metastasiert, beträgt sie nur noch 5%.

Quellen Fritsch, P.: Dermatologie und Venerologie, 1. Aufl. 2009, Springer-Verlag Renz-Polster, H. et al: Basislehrbuch Innere Medizin, 4. Aufl. 2008. Elsevier Schäffler, A. (Hrsg.): Gesundheit heute, 2. Aufl. 2009, Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart

 


Autoren: 

Dr. G. Wurlitzer, Dr. A. Schäffler, Schäffler & Kollegen, Augsburg, www.schaeffler.cc

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