Aus den Ländern

Haut- und praxisnah

42. Schwarzwälder Frühjahrskongress

VILLINGEN-SCHWENNINGEN (pj) | Der 42. Schwarzwälder Frühjahrskongress befasste sich mit dem Thema Haut und Haare. Knapp 700 Teilnehmer besuchten die ausgebuchte, von der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg veranstaltete Fortbildung, die vom 5. bis 6. April in Villingen-Schwenningen stattfand.
Foto: DAZ/pj
Ausgebucht war die Fortbildung in Villingen-Schwenningen.

Die Schwerpunkte des diesjährigen Fortbildungskongresses lagen auf Erkrankungen der Kopfhaut, Virus- und Pilzinfektionen von Haut und Nägeln sowie auf Präventionsmöglichkeiten lichtinduzierter Hauterkrankungen. Wie Kammerpräsident Dr. Günther Hanke und Dr. Matthias Fellhauer, dem die wissenschaftliche Leitung des Kongresses oblag, in ihren einleitenden Worten betonten, ist für viele Patienten mit Hauterkrankungen die öffentliche Apotheke die erste Anlaufstelle. Grund genug, sich den neuesten Stand der Rezepturzubereitung anzueignen und sich über häufig auftretende dermale Erkrankungen zu informieren.

Im einleitenden Vortrag ging Dr. Stefanie Melhorn, Eschborn, auf die systematische und qualitätsgesicherte Zubereitung von Rezepturen ein. Mit der neuen Apothekenbetriebsordnung wird der Apotheker wieder stärker in einen originär pharmazeutischen Arbeitsbereich einbezogen. Ein wichtiges Hilfsmittel dabei ist die BAK-Leitlinie, die einen strukturierten Ablauf bei der Zubereitung von Rezepturen aufzeigt.

Der nächste Vortrag befasste sich mit verschiedenen Möglichkeiten des Sonnenschutzes. Wie Prof. Dr. Ulrike Heinrich, Witten, darlegte, werden geeignete Präparate unter Berücksichtigung von Alters-, Personen- und Berufsgruppen ausgewählt und mit textilem und eventuell systemischem Lichtschutz ergänzt. Sonnenschutz ist wichtig, da geschädigte Haut nicht mehr regeneriert werden kann. Beim Eincremen gilt der Grundsatz „Viel hilft viel“ (empfohlen werden 2 mg/cm², was bei einem Erwachsenen 20–30 ml oder etwa der Menge von drei Esslöffeln entspricht).

Von der Kopflaus zum Fußpilz

Drei weitere Vorträge befassten sich mit der Therapie dermaler Erkrankungen. Prof. Dr. Henning Hamm, Würzburg, gab einen Überblick zu Symptomen, Ursachen und Therapie häufiger Erkrankungen von Haaren und Haut. Darunter fallen u.a. verschiedene Arten von Kopfhautekzemen, Muttermale, Infektionen wie Syphilis (Frühstadium), Herpes zoster auf der Kopfhaut, Pilzinfektionen und Kopfläuse sowie diverse Alopeziearten einschließlich der Sonderform der Alopecia areata, einer Autoimmunerkrankung, die bereits bei Kindern auftreten kann. Zu den tumorösen Erkrankungen zählen Präkanzerosen wie die aktinische Keratose, maligne Tumoren wie das Basaliom oder Melanom sowie das benigne Hämangiom.

Mit den häufigsten viralen Erkrankungen der Haut befasste sich Dr. Ralf Hartmann, Berlin. An erster Stelle stehen Warzen, die durch humane Papillomviren – derzeit sind mehr als 100 Subtypen bekannt – hervorgerufen werden. Des Weiteren spielen humane Herpesviren und Varicella-Zoster-Viren eine wichtige Rolle bei der Pathogenese unterschiedlicher Hauterkrankungen. Ist die Haut bereits vorgeschädigt wie etwa bei einer Neurodermitis, können diese Infektionen häufiger auftreten und einen schwereren Verlauf nehmen.

Prof. Dr. Hans-Jürgen Tietz, Berlin, referierte über die Behandlung von Nagelmykosen. Davon betroffen seien rund 20% der Bevölkerung, zunehmend auch Kinder. Laut Tietz ist jede Nagelmykose heilbar, die Behandlung dauert aber etwa ein Jahr. Der erste Schritt ist die Abtragung befallener Gebiete mit einer 40%igen Harnstoffpaste über zehn bis 14 Tage hinweg. Dann folgt die Behandlung mit einem sporoziden Lack (Ciclopirox-haltig). In hartnäckigen Fällen kann zusätzlich eine systemische Therapie mit Terbinafin (bei Kindern mit Fluconazol) angezeigt sein. Die lokale Behandlung wird fortgeführt, bis der Nagel völlig gesund herausgewachsen ist.

Im Schlussvortrag ging Dr. Michael Scheuermann, Freiburg, auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker ein. Hier wurde aus der Sicht eines Psychologen die Kommunikation verschiedener Professionen durchleuchtet und die Frage diskutiert, wie die Zusammenarbeit über die Grenzen der Disziplinen und Berufsgruppen hinweg gestaltet werden kann. 

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