Medizin

Wann Muttermale entfernen?

Jeder Mensch hat Pigmentflecken auf der Haut. Ob ein Naevus an einer exponierten Körperstelle als attraktiver Schönheitsfleck oder Makel wahrgenommen wird, liegt allein am Betrachter. Ob und wie Muttermale entfernt werden, entscheiden aber nicht nur subjektive Schönheitsideale.

Naevi

Naevi (Muttermale, Leberflecken) sind mittelbraune bis braun-schwarze Hautflecken. Sie bilden sich meist in der Kindheit und Jugend. Im Erwachsenenalter führt insbesondere UVExposition durch Sonne oder Solarien zu Naevi.

Es wird zwischen Pigmentflecken und Naevuszellnaevi unterschieden. Zu den Pigmentflecken zählen Lentigines (Einzahl: Lentigo) und die helleren Café-au-Lait-Flecken. Beide sind harmlos. Lentigines entstehen durch die lokale Vermehrung von Melanozyten und kommen am ganzen Körper vor. Sie sind üblicherweise rund, scharf begrenzt, nur wenige Millimeter groß und nicht erhaben.

Die Naevuszellnaevi sind braun-schwarz und entweder angeboren oder entstehen im Laufe des Lebens. Die Farbe entsteht durch den Pigmentgehalt und eine große Anzahl an Naevuszellen. Die Oberfläche von Naevuszellnaevi ist eben oder erhaben und mitunter behaart.

Gut- oder bösartig?

Naevi sind häufige Veränderungen der Haut. Als melanozytäre Tumoren sind sie zwar primär gutartig, können aber potenziell zu einem Melanom entarten – und damit zu einem aggressiven, meist früh metastasierenden Malignom.

Die Frage, ob ein Naevus ein kosmetisches Problem für den Patienten darstellt, ist daher zweitrangig. Bei der Untersuchung der Naevi geht es zunächst darum, maligne oder potenziell maligne Veränderungen auszuschließen.

Vorsorge und Kostenübernahme

Als Hilfestellung, maligne Veränderungen eines Naevi zu erkennen, dient die ABCDE-Regel (siehe Infokasten). Ist ein Naevus verdächtig, wird er vorsorglich in toto exzidiert.


ABCDE-Regel


Wer seine Muttermale regelmäßig auf Auffälligkeiten hin beobachten möchte, kann sich an diesen Merkmalen orientieren:

A – Asymmetrie?

B – Begrenzung unregelmäßig?

C – (engl. colour) Farbe, Pigmentierung unterschiedlich?

D – Durchmesser größer als 6 mm?

E – Erhabene Oberfläche?

Ist ein Kriterium erfüllt? Wächst, juckt oder blutet ein Naevus? Dann sollte man sofort zum Dermatologen gehen!


Es besteht ein Zusammenhang zwischen UV-Strahlung und der Entwicklung maligner Melanome. Die effektivste Vorsorge gegen UV-induzierte Hautkrebsformen ist daher ein konsequenter Schutz vor Sonnenstrahlung. Aber Achtung: Im Gegensatz zu Basaliomen treten Melanome neben UV-exponierten "Sonnenterrassen" wie dem Gesicht, Schultern und Rücken häufig auch an Handflächen und Fußsohlen auf. Daher dürfen auch die Finger- und Fußnägel und der Genitalbereich bei Kontrollen nicht ausgelassen werden.

Am besten wird ein Kontrolltermin beim Dermatologen oder einem Allgemeinarzt mit entsprechender Zusatzausbildung, aber nicht erst bei begründetem Verdacht vereinbart. Alle zwei Jahre sollte jeder zur Hautkrebsvorsorge gehen – das wird ab dem Alter von 35 auch von allen gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) bezahlt. Einige Kassen, wie die TK und verschiedene Betriebskrankenkassen, übernehmen die Kosten auch ohne Altersgrenze. Es lohnt sich daher, den Leistungsumfang der eigenen Krankenkasse zu erfragen.

Patienten aus Risikogruppen sollten ihre Haut sogar alle sechs bis zwölf Monate kontrollieren lassen. Dazu zählen Menschen mit heller und sehr heller Haut (Hauttyp II bzw. I), denn sie haben ein dreifach höheres Risiko für Melanome. Als weitere Risikofaktoren gelten:

  • große angeborene Naevi,
  • zahlreiche Naevi,
  • Naevi, die dauerhaft mechanischen Reizen, z. B. durch BH-Träger oder Hosenbund, ausgesetzt sind,
  • familiäre Disposition,
  • häufige Sonnenbrände,
  • Verbrennungen der Haut,
  • Immunschwäche.

Nicht im Leistungskatalog der GKV steht die Diagnose mit dem Dermatoskop, die häufig zur sicheren Beurteilung von dunklen Pigmentflecken notwendig ist. Sie wird privatärztlich als IGel abgerechnet. Die Kosten liegen bei rund 16 Euro.

Privatversicherte können bei medizinischer Notwendigkeit die volle Kostenübernahme erwarten.

Kosmetische Entfernung

Sind pathologische Veränderungen eines Naevus sicher ausgeschlossen, ist auch eine Entfernung aus kosmetischen Gründen möglich. Patienten sollten sich nur von Fachärzten behandeln lassen. Zu groß ist das Gesundheitsrisiko, wenn maligne Tumoren, die fälschlich als gutartig klassifiziert wurden, mit dem Laser entfernt werden.

Laserbehandlung

Das Lasern ist nur bei sicher gutartigen Naevi erlaubt. Dabei kommen hauptsächlich abtragende Lasertypen zum Einsatz (CO2 -Laser, Erbium: YAG-Laser). Bei dunklen Muttermalen erzielt auch der Rubin-Laser sehr gute Ergebnisse: Die pigmentreichen braunen Strukturen absorbieren das rote Licht und erhitzen sich. Der Laser zersprengt damit gezielt Hautzellen, die braune Farbpigmente enthalten (Photothermolyse). An der geschädigten Hautstelle nehmen Fresszellen die Farbpartikel auf und transportieren sie ab. Die Behandlung dauert nur wenige Minuten und ist neben vorübergehenden Ödemen und Rötungen nebenwirkungsfrei.

Bei allen Lasertypen trocknet die Wunde nach der Behandlung ein. Die Kruste löst sich nach etwa zwei Wochen. Innerhalb des nächsten Monats vergeht auch die leichte Rötung. Für die ersten sechs Wochen postoperativ gilt ein striktes Sonnenverbot.

Exzision

Muttermale werden unter lokaler Betäubung exzidiert. Einschnitte in den Naevus selbst werden dabei vermieden, damit er restlos entfernt wird. Aus diesem Grund schneidet der Chirurg bei der Exzision mit einem Sicherheitsabstand zum Naevus und entfernt einen schmalen Saum des umliegenden Gewebes. Die Schnitttiefe hängt davon ab, bis in welche Gewebsschicht der Naevus pigmentiert ist.

Das entnommene Gewebe kann pathohistologisch untersucht werden. Erst nach der histologischen Aufbereitung steht fest, ob es gut- oder bösartig ist.

Nach dem Eingriff wird je nach Schnitttiefe und Wundumfang der Schnitt vernäht oder mit sterilen Pflasterstrips verklebt und entsprechend versorgt.


Quellen

Braun-Falko, O. et al. Dermatologie und Venerologie, 5. Auflage, Springer 2005

www.qualimedic.de/melanom.html

www.malignes-melanom.com


Autoren

Hans Reuter, Martina Schramm,

Schäffler & Kollegen, Augsburg

www.schaeffler.cc



DAZ 2011, Nr. 5, S. 88

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