Aus der Hochschule

Martin Suter: Romancier mit pharmazeutischem Wissen

Am 17. März fand in der mit über 400 Besuchern vollbesetzten Alten Aula der Universität Marburg eine Lesung mit dem in Guatemala und Spanien lebenden Schweizer Kolumnisten, Dramatiker, Drehbuchautor und Romancier Martin Suter statt.
Schriftsteller Martin Suter (rechts) ­neben Gast­geber Prof. Christoph Friedrich bei der Lesung in Marburg.
Foto: Müller

Prof. Dr. Christoph Friedrich vom Institut für Geschichte der Pharmazie, der die Lesung moderierte, betonte, dass Suters Romane für Pharmazeuten und auch Pharmaziehistoriker von besonderem Interesse sind. Obwohl Suter, der 1948 als Sohn eines Naturwissenschaftlers in Zürich geboren wurde, von sich selbst sagt, dass er von Naturwissenschaften wenig versteht, finden sich in seinen Romanen erstaunlich viele naturwissenschaftlich-medizinische und auch pharmazeutische Bezüge.

Bereits in seinem ersten, 1997 erschienenen Roman "Small World" steht ein an der Alzheimer-Krankheit Leidender im Mittelpunkt. Für die Beschreibung der Symptome und ihrer Behandlungsmöglichkeiten hat Suter sehr genau recherchiert und den Verlauf der Krankheit eindrucksvoll geschildert. Es spricht für die Qualität seines Romans, dass dieser inzwischen Altenpflegern und Medizinstudenten als Lektüre empfohlen wird. Ein Mord mit einer hohen Dosis Insulin wie auch klinische Studien eines Alzheimer-Medikamentes im Roman vermitteln pharmazeutische Kenntnisse.

Im Roman "Ein perfekter Freund" schildert Suter die Amnesie, die der Journalist Fabio Rossi nach einer rätselhaften Kopfverletzung erleidet. Es geht unter anderem auch um Prionen in Schokolade, also um Proteine, die bei Rindern BSE und bei Menschen die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit erregen können.

Im Roman "Die dunkle Seite des Mondes" beschreibt der Autor die Einnahme von psychotropen Pilzen wie Psilocybe semilanceata , dem Spitzkegeligen Kahlkopf, die zu Persönlichkeitsveränderungen führen und das Leben des Wirtschaftsanwalt Urs Blank aus den Fugen geraten lassen.

In "Der Teufel von Mailand" steht eine Physiotherapeutin im Mittelpunkt, die nach einem LSD-Trip in einer entlegenen Kureinrichtung tätig wird. Im Vorfeld hatte der Autor Kontakt zu dem Schweizer Chemiker Albert Hofmann (1906 – 2008), der 1943 die halluzinogene Wirkung des Lysergsäurediethylamids (LSD) entdeckt und in Selbstversuchen studiert hatte.

In Suters neustem Roman "Der Koch" geht es um die Zubereitung von modern interpretierten Ayurveda-Rezepturen mit durchschlagender aphrodisischer Wirkung; die Geschichte der Aphrodisiaka hat auch immer wieder Pharmaziehistoriker interessiert.

Friedrich betonte, dass Suters Bücher ein Phänomen erzeugen, das Pharmazeuten nicht fremd ist, weil es auch einige Arzneistoffe hervorrufen können: die Sucht. Seine Romane zeichnen sich durch sorgfältige Milieu- und Charakterstudien sowie eine schöne und prägnante Sprache aus, die, wie ein Rezensent schrieb, "das Erzählte zum Klingen bringt". Schon nach den ersten Seiten kann man mit dem Lesen nicht mehr aufhören.

Der Autor las mehrere Abschnitte aus seinem jüngsten Buch, beantwortete charmant und freundlich die Fragen aus dem Publikum und signierte einige seiner Bücher. Die Einnahmen der Benefizveranstaltung gingen zu gleichen Teilen an die Universitätsbibliothek und das Institut für Geschichte der Pharmazie in Marburg.


Johannes Müller, Marburg

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.