Arzneimittel und Therapie

Leptin senkt Blutzuckerspiegel bei Mäusen mit Typ-1-Diabetes

Nicht nur Insulin, auch das Fetthormon Leptin senkt bei Mäusen mit Typ-1-Diabetes den Blutzuckerspiegel. US-Wissenschaftler zeigten, dass eine Monotherapie mit Leptin der konventionellen Behandlung mit Insulin gleichwertig war. Die diagnostische Bestimmung der HbA1C -Werte zeigte sogar überlegene Ergebnisse. Da sich Leptin positiv auf den Fettstoffwechsel auswirkt und somit möglicherweise das Risiko für koronare Erkrankungen mindert, könnte eine Kombinationstherapie von Insulin mit Leptin bei nicht-übergewichtigen Patienten von Vorteil sein.
Profitieren Typ-1-Diabetiker? Eine Kombinationstherapie mit dem Proteo­hormon Leptin könnte in der Zukunft die Nebenwirkungen einer Insulin-Behandlung bei normalgewichtigen Typ-1-Diabetikern reduzieren. Klinische Studien müssen nun Sicherheit und Wirksamkeit einer Leptingabe nachweisen.
Foto: Kircher

Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 1 sind möglicherweise bald nicht mehr ausschließlich auf Insulin angewiesen: das Proteohormon Leptin könnte einen Teil der lebenswichtigen Insulininjektionen ersetzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie an zuckerkranken Mäusen. Dazu verabreichten US-amerikanische Wissenschaftler normalgewichtigen Mäusen mit Typ-1-Diabetes mellitus das Fetthormon Leptin, eine Vergleichsgruppe erhielt Insulin oder eine Salzlösung. Sowohl Leptin als auch Insulin senkten den Blutzuckerspiegel und den Diabetes-Marker HbA1c, wobei die Ergebnisse bei Verabreichung des Fetthormons noch überzeugender ausfielen.

Einfluss auf den Fettstoffwechsel

Auch auf den Körperfettanteil wirkte sich Leptin positiv aus: Während die mit Insulin behandelten Mäuse an Gewicht zunahmen, war die Nahrungsaufnahme der mit dem Fetthormon behandelten Mäuse vermindert, wobei gleichzeitig eine Fett- und Gewichtsreduktion beobachtet wurde. Zurückzuführen ist dies nach Ansicht der Wissenschaftler auf bestimmte Proteine, die für die Bildung von Cholesterol und Körperfett mitverantwortlich sind. Im Vergleich zu den mit Insulin behandelten Mäusen wurden für die Testgruppe deutlich geringere Konzentrationen an diesen Eiweißen gemessen, und auch der Anteil an freien Fettsäuren war bei dieser Gruppe geringer.

Allerdings senkte Leptin den Blutzuckerspiegel lediglich bei normalgewichtigen Tieren, bei Mäusen mit Übergewicht konnte dies nicht nachgewiesen werden. Es war bereits bekannt, dass Adipöse oft eine sogenannte "Leptin-Resistenz" haben. In diesem Zustand unterbleibt die physiologische Wirkung des Leptins auf die Zielneuronen. Ein weiterer Einwand gegen eine Leptin-Behandlung stellen die vergleichsweise hohen Kosten einer Leptin-Monotherapie im Vergleich zur Insulinbehandlung dar.

Ein realistischer Ansatz zur kostengünstigeren Nutzung der positiven Ergebnisse von Leptin bei normalgewichtigen Typ-1-Diabetikern könnte nach Auffassung der Wissenschaftler eine Kombinationstherapie mit Insulin und Leptin sein. Immerhin blieben die Nebenwirkungen der Insulinbehandlung, wie Übergewicht, häufig verbunden mit erhöhten Fett- und Cholesterinwerten, im Tierversuch aus. Diese können auch zu Schäden an Herz und Gefäßen sowie einer Resistenz der Körperzellen gegen Insulin führen. Auch konnte beobachtet werden, dass geringere Mengen an Leptin, die regelmäßig über eine Medikamentenpumpe verabreicht wurden, die gleiche Wirkung erzeugten. Die Forscher kündigten die Durchführung klinischer Studien an, um nachzuweisen, dass eine Leptintherapie (wahrscheinlich in Kombination mit Insulin) bei Typ-1-Diabetikern zu den gleichen positiven Ergebnissen führt wie die Tierversuche.

Quelle Wang, M.; et al.: Leptin therapy in insulin-deficient type I diabetes. Proc. Natl. Acad. Sci. 2010; doi: 10.1073/pnas. 0909422107.

 


Dr. Hans-Peter Hanssen

 

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