Arzneimittel und Therapie

Radioaktiv gegen hellen Hautkrebs

Therapie mit Betastrahler muss meist nur einmalig erfolgen

Mit dem künstlichen radioaktiven Isotop Rhenium-188, einem Betastrahler, könnte sich heller Hautkrebs bald nicht invasiv, schmerzarm und mit guten kosmetischen Ergebnissen behandeln lassen. Das Isotop wird in einer halbfesten Zubereitung direkt auf die betroffenen Hautareale aufgetragen und zerstört die Tumorzellen, ohne das umliegende Gewebe zu schädigen. Damit eignet sich die Behandlung auch für aus operativer Sicht ungünstig gelegene Tumoren, beispielsweise an der Ohrmuschel oder am Augenlidrand.

Heller Hautkrebs, also Basalzell- und Plattenepithelkarzinome und ihre Vorstufen, werden in der Regel chirurgisch behandelt. Falls eine Exzision nicht möglich ist, sind beispielsweise bei Basalzellkarzinomen die photodynamische Therapie z. B. mit 5-Aminolävulinsäure (Ameluz®) oder die Behandlung mit Imiquimod-Creme (Aldara®) eine Option. Nun bietet sich mit der Rhenium-Skin-Cancer-Therapy (Rhenium-SCT) eine neue Behandlungsmöglichkeit.

Betastrahler mit geringer Eindringtiefe

Die Strahlung von Rhenium-188 dringt nur maximal drei Millimeter tief in die Haut ein, und die Strahlenbelastung ist deutlich niedriger als beim Röntgen oder einer Magnetresonanztomografie (MRT). Das Isotop wird in einen zunächst flüssigen Kunststoff eingearbeitet und mithilfe eines Applikators auf eine exakt auf dem Tumor platzierte Schutzfolie aufgetragen (s. Abb.). Es ist in der Regel nur eine einzige Behandlung mit einer Dauer von 30 Minuten bis drei Stunden sowie eine Kontrolluntersuchung notwendig. Entwickelt wurde die Behandlungsmethode von der deutschen Firma OncoBeta.

Foto: OncoBeta GmbH

Mithilfe eines speziellen Applikators lässt sich die Rhenium-188-haltige ­Zubereitung präzise und homogen auftragen.

Erste positive Ergebnisse

Zur Anwendung der Rhenium-Skin-Cancer-Therapy bei Patienten mit hellem Hautkrebs liegen erste Ergebnisse vor. Beispielsweise führte die Behandlung von zehn Patienten mit histologisch gesicherten Basalzellkarzinomen, Plattenepithelkarzinomen sowie dessen Vorstufe Morbus Bowen an der Klinik für Nuklear­medizin, Universitätsmedizin Rostock, bei 88% der Läsionen dazu, dass sie klinisch als nicht mehr maligne eingestuft werden konnten, 12% als möglicherweise noch maligne. Der kosmetische Aspekt wurde bei den behandelten Läsionen als sehr gut bis perfekt beurteilt. Bei 58% der Patienten traten keine Nebenwirkungen auf, 35% berichteten über ein leichtes lokales Brennen und 6% über Juckreiz. Derzeit wird in Studien­zentren in Deutschland, Österreich, dem Vereinigten Königreich und Australien die Phase-IV-Studie EPIC-Skin durchgeführt, in die mehr als 200 Patienten mit hellem Hautkrebs eingeschlossen werden sollen. Das Studienende wird im Mai 2024 ­erwartet. |

Literatur

Cipriani C et al. Personalized irradiation therapy for NMSC by rhenium-188 skin cancer therapy: a long-term retrospective study. J Dermatolog Treat 2022;33(2):969-975, doi: 10.1080/09546634.2020.1793890

Efficacy of personalised irradiation with Rhenium-Skin Cancer Therapy (SCT) for the treatment of non-melanoma skin cancer: a Phase IV, multi-centre, international, open-label, single arm study, Studiennummer: NCT05135052, www.clinicaltrials.gov

Erste Hautkrebspatienten in der klinischen EPIC-Skin® Studie in Österreich behandelt. Meldung der MedienDiensteMedizin-Verlagsgesellschaft mbH, 2. Mai 2022

Heuschkel M et al. Rhenium SCT zur topischen Therapie des nicht-melanozytären Hautkrebs, Nuklearmedizin 2022;61(02):200-201, doi: 10.1055/s-0042-1746128

Rhenium-SCT. Informationen der OncoBeta GmbH, Garching bei München, www.oncobeta.com

Rhenium-SCT® – Therapie von hellem Hautkrebs (Basaliom oder Spinalzellkarzinom), Informationen der Überörtlichen Berufs­ausübungs­gemeinschaft für Nuklear­medizin, Hanau

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.