Aus Kammern und Verbänden

Warum Männer früher sterben als Frauen

Frauen leben etwa sechs Jahre länger als Männer. Warum das so ist, erläuterten zwei Referenten auf der ersten Fortbildungsveranstaltung der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe am 30. August in Münster.
Foto: AK Westfalen-Lippe
Foto: Prof. Dr. Marc Luy

Prof. Dr. Marc Luy, Wien, nannte zunächst eine genetische Erklärung für die männliche Übersterblichkeit: die Ausstattung mit zwei verschiedenen Geschlechtschromosomen (X und Y) und kürzere Telomere der Chromosomen.

Hinzu kommt eine Reihe von Faktoren der Lebensweise wie höherer Alkohol- und Zigarettengenuss, riskantere Verhaltensweisen, ungesündere Ernährung und eine größere sozioökonomische Stressbelastung. Daraus schloss Luy: In einem geschützten Raum müssten sich die Lebenserwartungen von Frauen und Männern signifikant annähern.

Da Nonnen und Mönche in solchen geschützten Räumen leben, hat Luy ihre Mortalität analysiert. Die entsprechenden Daten finden sich in den Professbüchern der Klöster. Er kam zu dem Ergebnis, "dass biologische Faktoren allenfalls dazu führen, dass Frauen eine etwa um zwei Jahre längere Lebenserwartung haben. Lebensstile und Verhaltensweisen sowie gesellschaftliche Faktoren sind für zwei Drittel der Übersterblichkeit von Männern heranzuziehen – also für die übrigen vier Jahre."

"Weiblicher Bio-Bonus"

Dass sich im Hinblick auf die Lebenserwartung die Schere zwischen Frauen und Männern langsam schließt, verdeutlichte Dr. Ursula Pasero, Zentrum für Gender-Forschung an der Universität Kiel, in ihrem Korreferat: "Eine Tendenz des 21. Jahrhunderts ist, dass die Lebenserwartung bei Männern stärker steigt als bei Frauen."

Als weitere Faktoren für die Längerlebigkeit von Frauen stellte Pasero u. a. ein anderes Gesundheitsverhalten ("mehr Vorsorge") und unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten ("männliche Salatfeindlichkeit") heraus. Auch sie ging auf die genetischen Unterschiede mit dem "weiblichen Bio-Bonus" ein: Auf dem X-Chromosom liegen Gene, die eine Reihe wichtiger Enzyme codieren. Bei Frauen können Genmutationen auf einem X-Chromosom durch die entsprechenden Gene auf dem anderen X‑Chromosom kompensiert werden, während bei den Männern die negativen Auswirkungen der Mutationen voll durchschlagen.

Nach den Vorträgen und der Diskussion fragte Kammerpräsident Hans-Günter Friese die etwa 200 Zuhörer, ob sie eine weitere Fortbildungsveranstaltung dieser Art wünschen, und erntete einen donnernden Applaus. Die gelungene Fortbildungs-Premiere der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe klang bei einem kleinen Umtrunk aus, den vier Kolleginnen und Kollegen durch eine Spende ermöglicht hatten.


cae


Quelle: AK Westfalen-Lippe

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