DAZ aktuell

Transparency Deutschland bemängelt Rabattverträge

BERLIN (ks). Die Anti-Korruptionsorganisation Transparency International Deutschland e.V. hat ihr Grundsatzpapier zu Transparenzmängeln, Korruption und Betrug im deutschen Gesundheitswesen aktualisiert. Darin kritisiert Transparency unter anderem die unklare Vergabepraxis bei den Arzneimittel-Rabattverträgen sowie den unzureichend regulierten Vertrieb von Arzneimitteln und deren Rohstoffen.

"Durch unwirtschaftliche, verschwenderische und unsaubere Praktiken gehen jedes Jahr Unsummen an Versichertengeldern verloren", erklärte Anke Martiny, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland, anlässlich der Veröffentlichung des aktualisierten Grundsatzpapiers. Sie verwies auf Experten des European Healthcare Fraud and Corruption Network, die davon ausgehen, dass durch Korruption und Betrug im Gesundheitswesen überall in Europa Verluste zwischen drei und zehn Prozent des Gesundheitsbudgets üblich sind. "Das wären in Deutschland Milliardensummen", betonte Martiny.

Intransparente Rabattverträge

"Höchst problematisch" sind aus Sicht von Transparency etwa die Rabattverträge zwischen gesetzlichen Krankenkassen und Arzneimittelherstellern – sie seien von einer korruptionsfördernden Intransparenz geprägt. Weil die Bedingungen solcher Verträge für Ärzte und Patienten nicht einsehbar seien, brächten sie für die Ärzte lediglich zusätzliche Bürokratie und möglicherweise Regressmaßnahmen mit sich. Den Pharmaherstellern aber ermöglichen sie, GKV-Mitarbeiter durch geeignete Maßnahmen quasi zu "Marketing-Agenten für fragwürdige und bedenkliche Pharma-Produkte" zu machen.

Kampf gegen Arzneimittelfälschungen

Die Organisation bemängelt weiterhin die intransparenten Vertriebswege für Arzneimittel. So gelangten verschmutzte und verfälschte Rohstoffe für Arzneimittel zur Weiterverarbeitung in die "erste Welt" und führten zu Gesundheitsschäden bis hin zu Todesfällen. Gefordert wird daher eine lückenlose Kennzeichnung medizinischer Substanzen vom Ursprungsprodukt bis zum Endverbraucher, um Gesundheitsschäden verfolgen und ahnden zu können. Transparency weist auch darauf hin, dass Arzneimittelfälschungen inzwischen bereits als Vollfälschungen oder Look-alikes auf den europäischen Markt gelangten – vorwiegend geschehe dies im Internethandel, so dass eine Kontrolle kaum möglich sei. Nötig seien daher fälschungssichere Verpackungen, die in Verbindung mit einer lückenlosen Kennzeichnung in der Vertriebskette diesem Handel Schranken setzen. Insgesamt fordert Transparency von der Bundesregierung größere Anstrengungen zur Bekämpfung des illegalen Medikamentenhandels und zur Kontrolle des Internets sowie Kontrollmaßnahmen der Bundesländer.

EU: Problematische Apotheken-Regelungen

Problematisch wertet Transparency auch die unterschiedlichen Regelungen für Apotheken in der Europäischen Union: "Während die Niederlassungsfreiheit in den Nachbarstaaten Deutschlands an die Einwohnerzahl und die Entfernung zur nächsten Apotheke geknüpft ist, ist die Möglichkeit zur Niederlassung in Deutschland frei – mit der Folge eines teilweise ruinösen Wettbewerbs und der Entwicklung krimineller Machenschaften". Überdies erlaubten Versandhandel und unterschiedliche Preisniveaus unsaubere Geschäfte bei grenzüberschreitendem Handel, der angesichts offener Grenzen nicht zu kontrollieren sei. Dies gehe zulasten der Arzneimittelsicherheit und des Schutzes von Patienten und Versicherten.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.