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Rauchverbot im Auto – Sinnvoll oder gefährlich?

Da die Bundesregierung im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Regierungen bisher nicht in der Lage war, Nichtraucher endlich durch ein totales Rauchverbot in der Öffentlichkeit zu schützen, bringt sie immer wieder neue Vorschläge auf den Tisch. Und natürlich hat jeder Politiker, der im Gespräch bleiben will, zu diesen Vorschlägen auch etwas zu sagen, schließlich stehen bei uns den etwa 25% Rauchern 75% Nichtraucher gegenüber (die auch Wähler sind).
Das Thema Rauchverbot im Auto wurde ja im vergangenen Sommer schon einmal kurz in die Diskussion gebracht. ADAC, AvD und der österreichische Autoclub ÖAMTC hatten sich sofort dagegen ausgesprochen.
Nun erwägt die Bundesregierung offenbar tatsächlich ein Rauchverbot in Autos. Sabine Bätzing (SPD), unsere Bundesdrogenbeauftragte, die noch im Sommer beim Rauchverbot in Gaststätten ganz auf Vernunft und Freiwilligkeit setzte, hat nun erkannt, dass damit gar nichts zu erreichen ist, und warnt jetzt vor freiwilligen Lösungen.
O-Ton Bätzing: "Nur mit gesetzlichen Maßnahmen können wir etwas erreichen." (Hört, hört!)
Dies nicht genug, legt sie sogar noch nach und lässt nun prüfen, ob und wie es möglich ist, Rauchen beim Autofahren zu verbieten. Sie hält ein Verbot "für dringend erforderlich", auch wenn es einen Eingriff in die Privatsphäre des Einzelnen bedeuten würde. "Wir müssen uns aber ernsthaft fragen", so Bätzing, "ob Verkehrssicherheit und Gesundheitsschutz nicht höher zu bewerten sind." (Die Frage ist berechtigt, sollte aber auch die richtigen Antworten nach sich ziehen.)
Das mit dem Eingriff in die Privatsphäre gefällt nun aber Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber (CSU) gar nicht, der (obwohl selbst Nichtraucher!) meint, der Raucher sollte in seiner privaten Wohnung und in seinem Auto auch rauchen dürfen. Und Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), der schon dank seines Amtes zu diesem Thema etwas zu sagen hat, hält ein Rauchverbot am Steuer auch nicht für sinnvoll und hat hierfür auch keine Pläne. "Es muss nicht alles durch Verbote geregelt werden", sagt sein Ministeriumssprecher, vor allem, wenn es um den privaten Bereich geht. Es käme ja auch niemand auf die Idee, ein Rauchverbot in Privatwohnungen zu erlassen. (Was wohl auch schwer zu kontrollieren wäre.)
Immer wenn man Gesundheitsschutz beim Rauchen nicht so recht zu begründen weiß, muss der Schutz der lieben Kleinen herhalten, denn wer wollte dagegen schon etwas sagen. Wer mit Kindern rauchend im Auto unterwegs ist, wird uns von Frau Bätzing gesagt, handelt verantwortungslos, und sie lässt uns auch gleich wissen, dass die Gesundheitsgefahr durch den Qualm im Inneren des Fahrzeuges um ein Vielfaches höher ist als in anderen Bereichen (was wir alle schon wussten).
Wie aber steht es mit der gefährdeten Verkehrssicherheit, die neben dem bedrohten Gesundheitsschutz der Kinder von Frau Bätzing ins Gespräch gebracht wird? Wir wissen, dass Telefonieren während des Autofahrens das Unfallrisiko erhöht, Gesetze regeln es sogar.
Ein ähnliches Unfallrisiko wird nun auch beim Rauchen (des Fahrers) im Auto vermutet. Abgesehen davon, dass es hierfür bisher keine wirklichen Belege gibt, kann auch ohne Studien hierzu gesagt werden, dass sogar das Gegenteil der Fall ist: Das Unfallrisiko kann steigen, wenn ein Raucher im Auto nicht mehr rauchen darf. Warum?
Wird einem regelmäßigen Raucher das Rauchen im Fahrzeug verboten, kann dies unter bestimmten Umständen nicht nur den Fahrer gefährden, sondern auch die Unfallgefahr für andere erhöhen. Das hängt damit zusammen, dass sich beim regelmäßigen Raucher nach 20 bis 30 Minuten das Verlangen nach einer weiteren Zigarette bemerkbar macht. Gibt der Raucher diesem Drang nicht nach, treten unweigerlich Entzugserscheinungen auf. Sie äußern sich vor allem in nachlassender Konzentration, Müdigkeit, Aggressionsbereitschaft, Blutdruckabfall, Herzschlagbeschleunigung und damit der Gefahr einer plötzlichen Herz-Kreislauf-Störung, alles beim Fahrzeuglenken durchaus problematisch. Käme das Rauchverbot im Auto tatsächlich, bliebe dem Fahrer dann nur übrig, regelmäßig (alle 20 bis 30 Minuten) zum Rauchen anzuhalten und auszusteigen. Oder zum Nicotin-Kaugummi zu greifen.
Nicht alles also, was man vorschlägt und was dem Laien zunächst sinnvoll erscheint, muss auch sinnvoll sein. Wenn man sich aber von Amts wegen mit Drogen (wie den Zigaretten) beschäftigt, sollte man solche Zusammenhänge eigentlich kennen.
Klaus Heilmann

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