Briefe

Hanke und Gehe

Realitätsverlust

Offener Brief an Dr. Hanke zum DAZ-Artikel

"Ich bleibe Gehe-Aufsichtsrat", DAZ Nr. 19,

S.

Sie meinen durch gezielte Anfragen und Anträge die Sache der Apotheker vertreten zu können. Da stellt sich doch die Frage von welchem Apotheker Sie sprechen, vom selbstständigen Apotheker in seiner eigenen Apotheke oder vom zukünftig angestellten Apotheker in einer DocMorris-Kettenapotheke.

Nach eigener Aussage haben Sie erst auf der jüngsten Celesio-Hauptversammlung von der Übernahme erfahren. Wenn man dem Glauben schenken kann, ist das ja wohl ein Armutszeugnis. Sie bekommen keine Informationen und Ihre Einflussmöglichkeit in diesem Unternehmen tendiert gegen null Trotzdem meinen Sie auf diesem Posten für uns wichtig zu sein. Nein, Sie leiden nicht unter einem erheblichen Realitätsverlust oder an maßloser Selbstüberschätzung, Ihnen geht es in erster Linie um Ihren vermutlich sehr gut bezahlten Aufsichtsratsposten. Da fällt es nicht schwer, angebliche Selbstzweifel zu heucheln.

Ich hatte das Gehe-Fax mit der Übernahmeerklärung noch nicht zu Ende gelesen, da war mir klar, dass ich bei Gehe nichts mehr bestellen werde. Es hatte mich vorher schon massiv gestört, dass mein Lieferant die DocMorris-Apotheke in Saarbrücken beliefert hat und da, wo es im Ausland erlaubt ist, Apothekenketten betreibt. Eine ganz andere Qualität bekommt die Sache, wenn man DocMorris kauft, die Klage vor dem Verwaltungsgericht nicht zurückzieht, und freigewählte Abgeordnete des Deutschen Bundestages durch falsche Behauptungen zu beeinflussen versucht.

Es ist und bleibt DocMorris-Vorgehensweise, durch permanenten Gesetzesbruch Fakten zu schaffen und damit die Gerichte und den Gesetzgeber unter Druck zu setzen.

Auch die Übernahme durch Ceiesio wird daran nichts ändern.

Das Gehe-Fax vom 10. Mai an alle Apotheken, in dem zum konstuktiven Dialog eingeladen wird, soll den Apothekern suggerieren, dass das deutsche Fremdbesitzverbot kurz vor dem Fall steht und es lediglich noch um die Details geht. Unter konstruktiv versteht Celesio allerdings nicht den Vorschlag beispielsweise die Klage beim Verwaltungsgericht zurückzuziehen und die gesetzeswidrig betriebene DocMorris Apotheke in Saatbrücken zu schließen. Was ein konstruktiver Beitrag ist, da hat Celesio ganz genaue Vorstellungen.

Die Celesio versucht mit allen Mitteln dem freiberuflichen Apotheker sein Grab zu schaufeln. Er darf lediglich bei dem konstruktiv geführten Dialog noch mitentscheiden, wie tief und breit es sein darf und welche Blümchen er gern drauf hätte – nein Danke. Kein Bedarf! Lassen wir uns doch nicht einreden, alles wäre schon gelaufen. Man soll das Fell des Bären erst verteilen, wenn er erlegt ist.

Nutzen wir unsere Marktmacht. Das ist die Sprache, die dieser Konzern versteht.

In diesem Zusammenhang ist Ihr Satz, – nach Ihrer Kenntnis halte sich die Anzahl der Apotheken, die ihre Geschäftsbeziehung zu Gehe beenden, bislang in Grenzen und den negativen Reaktionen stünden auch Zustimmung und etliche Anfragen zur Teilnahme am Franchise-System von DocMorris gegenüber – kontraproduktiv und eines Landesapothekerkammerpräsidenten absolut unwürdig. Hier spricht das Gehe-Aufsichtsratsmitglied in seiner Funktion als Kammerpräsident. Da Sie offensichtlich Schwierigkeiten haben, beide Aufgaben voneinander zu trennen, und Sie mehr die Auffassung von Gehe/Celesio/DocMorris vertreten, lege ich Ihnen den Rücktritt als Präsident der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg nahe.

Wir Apotheker müssen geschlossen unsere Position vertreten. Wir wollen uns dabei nicht korrumpieren lassen, nicht von außen, und schon gar nicht vom eigenen Landeskammerpräsidenten. Unsere Argumente gegen den Fremdbesitz müssen wir sachlich und kompetent in die öffentliche Diskussion bringen. Wir müssen stärker als bisher auf die Nachteile eines von wenigen Konzernen beherrschten Apothekenmarktes aufmerksam machen. Wir dürfen nicht unwidersprochen hinnehmen, wenn Herr Oesterle sagt, es macht keinen Qualitätsunterschied, ob eine Apotheke Inhaber- oder Konzern-geführt ist, und wenn er auf kostenlose Blutdruck- und Zuckermessungen in seinen ausländischen Apothekenketten als Beweis für seine Behauptung verweist. Wenn Herr Oesterle kein Problem damit hat, solche Peinlichkeiten einem Abgeordneten des Deutschen Bundestages zu erzählen, sollten wir auch kein Problem haben, dagegen zu argumentieren.

Warum klären wir unsere Kunden nicht über die drohende Gefahr von Apothekenketten auf und sammeln Unterschriften. Wir haben viele Möglichkeiten!

Was wir nicht tun sollten, ist starr wie ein Kaninchen vor der Schlange zu sitzen und ergeben und stumm auf das Urteil des EuGH zu warten.

Ihren Rücktritt erwartend

Bernd Töpfer, Bahnhof-Apotheke, Bahnhofstraße 30, 37115 Duderstadt

Hanke und Gehe

Pflichten verletzt

Apotheker sind Pflichtmitglieder der Kammer und werden durch diese vertreten. Die Kammer ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Der Leiter und Repräsentant unserer Kammer, Herr Dr. Hanke, hat den Interessen der meisten Mitglieder zuwidergehandelt.

Mitglieder eines Aufsichtsrates erhalten Tantieme. Zu ihren Pflichten gehört die Bestellung des Vorstandes, die Überwachung der Geschäftsführung und die Prüfung der Bücher. Herr Dr. Hanke hat in beiden Positionen seine Pflichten verletzt. Man kann ihm nicht mehr vertrauen.

Sind andere Kammerpräsidenten und Vereinsvorstände noch Kunden der Gehe? Bekommen sie womöglich Sonderrabatte?

Wolf-Dieter Schwedler, Hintere Straße 8, 74632 Neuenstein

Celesio und DocMorris

Nur 10 Minuten

Ich verstehe die ganzen Aufgeregtheiten um den Kauf von DocMorris durch Celesio nicht. Leserbriefe über Leserbriefe mit Gejammer hoch zwei, hoch drei und hoch N. Celesio handelt rein kaufmännisch, mehr nicht. Sie haben eine Zukunftsvision und arbeiten daran. Sie wissen, dass sie mit den deutschen Apothekern alles machen können, im schlimmsten Fall schieben sie noch mal 0,2% Rabatt nach und das war‘s. Lächelnd wird dann anschließend auf dem Golfplatz die Analogie zum "Gewerbe" gezogen. Apotheker? Naja, für 0,2% tun die alles. Und bald brauchen wir sowieso nur noch Filialleiter. Wissendes Lachen der Anwesenden, nahtloser Übergang zur Tagesordnung.

Auch wenn es weh tut, hier an dieser Stelle ein ganz offenes Wort:

Von den Krämerseelen in unseren eigenen Reihen geht die größte Gefahr aus, nicht von den Konzernen.

Wir sind – solange es die Ketten noch nicht gibt – ohne Probleme nur durch unser Kaufverhalten in der Lage, jede Großhandlung dieses Landes in fünf Jahren vollkommen zu atomisieren. Ein Gespräch mit dem Außendienst dauert zehn Minuten und nimmt weniger Zeit in Anspruch als das Verfassen eines Leserbriefes. Noch können wir als inhabergeführte Apotheke entscheiden, wer unsere Waren liefert.

Ich pflege schon seit Jahren keine Geschäftsbeziehung zu der Tochter der Celesio mehr und bin sehr froh darüber. Andere Mütter haben auch sehr schöne Töchter, selbst bei uns im fernen Ostfriesland.

Fegt die Oesterles einfach weg, in drei Jahren machen sie es sonst mit uns, wetten? Das ist Geschäft, eine geschäftliche Ethik existiert dort nicht mehr und unsere Ethik ist für Konzerne, die so handeln wie Celesio, einfach nur belächelte, aber äußerst nützliche Schwäche. Als Opium fürs Volk ein paar salbungsvolle Wort an die anwesende Kommunalpolitik im Berliner Reichstag und an deren gesetzgeberische Verantwortung. Die Kette muss her, damit das System gerettet wird. Klingt für mich wie Abrüsten durch Aufrüsten. Die Jungdynamiker bei Lichtwer hielten sich auch für so schlau – sorry – visionär, sich gegen ihre Kunden zu entscheiden. Viele der jüngeren Kollegen kennen Lichtwer nicht mehr. Liebe Kollegen: redet nicht, handelt. Nur zehn Minuten, die die Welt verändern werden. Lächerliche zehn Minuten, um des Deutschen Liebsten willen, dem Prinzip.

Dr. Wolfgang Windmann, Friesen-Apotheke, 26810 Ihrhove, E-Mail DrWindmann@aol.com

Lieferanten

Der richtige Großhandel hilft

In Kollegengesprächen wird immer wieder deutlich, wie sehr wir Apotheker uns als Heilberufler und nicht als Kaufleute begreifen.

Hat man sich einmal für einen Lieferantenpartner entschieden bleibt jedes weitere Controlling meist aus.

Die Entscheidungen sind wesentlich von der Sympathie zum Außendienst und von Scheinkonditionen geprägt

Dabei erscheinen uns die wichtigsten Kriterien für die Auswahl und das weitere Bestehen einer Zusammenarbeit beinahe trivial:

Dienstleistungen und Service: Welche der Angebote werden tatsächlich genutzt? Welche Angebote sind für den Apothekenbetrieb relevant?

Tatsächliche Konditionen: Entsprechen die gewährten Vorteile den Vereinbarungen (ggfs. über Treuhand oder externen Dienstleister überprüft)? Gebühren, Kooperationsbeiträge und ähnliches müssen ggfs. verrechnet werden.

Partnerstrategie: Wir beurteilen unseren Partner und bewerten seine Firmenstruktur und das Verhalten der Firma im Markt (auch außerhalb Deutschlands). Wichtig ist uns, dass der Partner von heute nicht möglicherweise zum Feind von Morgen mutieren kann: In diesem Zusammenhang nehmen wir alle Aktivitäten des potenziellen Partners kritisch unter die Lupe. Der Schwerpunkt liegt bei uns auf Verhaltensweisen, die nicht zu dem eigenen Wunschbild für die Apothekenzukunft passen. Dieser Aspekt wird entsprechend gewichtet.

Die Wichtigkeit der aufgeführten Entscheidungspunkte nimmt für uns nach unten in der Liste zu. Bei Partnern deren Strategie nicht mehr zu uns passt, leiten wir trotz möglicherweise vorübergehend besserer Konditionen und trotz freundlichem Außendienst auch kurzfristig Änderungen ein.

Denn für unsere Zukunft sind faire Handelspartnerschaften überlebensnotwendig!

Damit die Kollegen in der Region gewissenhafte Entscheidungen treffen, kann es durchaus sinnvoll sein, dass bei drastischen Entwicklungen auch einmal das persönliche Gespräch gesucht wird.

Dr. Roland Hermes, St. Georg-Apotheke, 85354 Freising, E-Mail: service@st-georg-apotheke.com

Wirtschaftsbericht

Deshalb will Oesterle Ketten

Jetzt weiß ich, warum Celesios Dr. Oesterle in Deutschland eine Apothekenkette will! Nach dem Wirtschaftsbericht der ABDA sind die Apotheken in diesem Land sicher die einzigen Unter-nehmen der Welt, die trotz sinkender Preise und sinkender Mengen Mehrumsatz generieren können: Von 1992 (=100) bis 2006 gingen die Preise auf 90,6% zurück. Gleichzeitig waren die Mengen auf 86,8% rückläufig (1,74 Mrd Packungen in 1992, 1,51 in 2006). Aber der Umsatz kletterte auf 166,2% (21,0 Mrd in 1992, jetzt 34,9 Mrd). Eigentlich wären nur 16,5 Mrd zu erwar-ten gewesen (21,0 x 0,906 x 0,868).

Die ABDA beschert uns mehr als das Doppelte! Wir müssen der Standesführung dankbar sein, dass sie uns so positiv in die Zukunft blicken lässt. Aller-dings bleibt zu erklären, wieso die sonst geltende Gleichung "Umsatz = Menge x Preis" für Apotheken nicht gilt.

Dr. Peter Post, Weser-Apotheke, Verdener Str. 157, 28832 Achim-Baden

Celesio und DocMorris

Die Maske ist gefallen

Zum Statement von Karin Wahl, Vorsitzende des

Deutschen Pharmazeutinnen Verbandes e.V., in

DAZ Nr. 18, S. 23, zur Übernahme von Doc

Morris durch Celesio:

Die Vorsitzende des Deutschen Pharmazeutinnen Verbandes e.V., Frau Karin Wahl, ist froh darüber, dass die Firma Celesio den holländischen Versand- und Apothekenbetreiber gekauft hat. Das überrascht mich wirklich. Aber so ist das eben, wenn man sich aus der aktiven Berufspolitik (Frau Wahl war Präsidentin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg) verabschiedet hat. Da geht sehr schnell der Bezug zur Realität verloren. Die Fähigkeit, Fehlentwicklungen richtig einzuordnen, lässt offensichtlich ebenfalls deutlich nach. Der Informatiker aus Holland hat zunächst einmal ordentlich Kasse gemacht. Das freut die Investoren. Es war der öffentlich erklärte Wille des Herrn Däinghaus, sein Unternehmen an der Börse zu platzieren.

Ich habe große Zweifel, ob mit diesem Mechanismus der Aktionärsbefriedigung das im Grundgesetz festgelegte Recht der Menschen auf körperliche Unversehrtheit erfüllt werden kann. Nach deutschem Recht hat der Apotheker darauf zu achten, dass Fehl- und Mehrverbrauch von Arzneimitteln vermieden wird. Das könnte ein börsenorientiertes Unternehmen anders beurteilen. Die Politik wird ihre Beobachtungsposition angesichts des Treibens am Arzneimittelmarkt aufgeben müssen, wenn sie denn das bewährte System der ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung nach deutschem Recht erhalten will. Der "Berufsstand und die Funktionäre" haben keinesfalls vergessen, dass durch das holländische Unternehmen behauptet wurde, "preiswert, modern und diskret" zu sein. Ich habe dazu Zweifel und fordere Frau Wahl auf, sich bei den Apothekerinnen und Apothekern zu entschuldigen, denen sie unterstellt, dass sie die Diskretion gegenüber "vielen HIV-positiven" Menschen nicht wahren würden. Die stärkste Marke in Deutschland ist das rote Apotheken-A, welches unverändert und dauerhaft für eine hohe Qualität der Arzneimittelversorgung durch die so firmierenden Apotheken steht. Frau Wahl äußert, dass nicht vergessen werden dürfte, dass die Prozessführung die holländische Marke "erst richtig bekannt gemacht habe". Das vergisst die Standesvertretung selbstverständlich nicht, aber Frau Wahl sollte sich daran erinnern, dass sie als Präsidentin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg an den Beschlüssen gegen den holländischen Versandhändler juristisch vorzugehen, mitgewirkt hat. Also müsste auch sie sich "die Füße von Jens Apermann küssen lassen".

Die ABDA betreibt keine Politik des Aussitzens und Taktierens, sondern versucht immer mit Sachargumenten zu überzeugen. Es wird dabei bleiben, denn ein kleiner Berufsstand kann sich eine andere Berufspolitik nicht erlauben. Ich kann mich nicht erinnern, dass Frau Wahl für eine andere Methode geworben hätte. Der Käufer der holländischen Marke hat seine Entscheidung auch im Vorgriff auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes getroffen. Der Jurist geht davon aus, dass die Liberalisierung des europäischen Marktes zur Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes führen wird. Möglicherweise kann die Vorsitzende des "Deutschen Pharmazeutinnen Verbandes e. V." zustimmen, dass diese Entscheidung abgewartet werden muss. Es kann auch bei dem Verbot bleiben. Was dann, Frau Wahl? Warum so voreilig? Ich gehe davon aus, dass der deutsche Bundestag seine Entscheidung, am Fremd- und Mehrbesitzverbot festzuhalten, weiterhin vertreten wird. Aus diesem Grund muss die berufspolitische Arbeit an der geltenden Gesetzeslage ausgerichtet bleiben. Wir werden einen Weg, der nach meiner Auffassung rechtswidrig beschritten wird (Saarland) nicht mitgehen. Wir wehren uns im Interesse der deutschen Apothekerschaft. Ich bin überzeugt davon, dass damit der Erwartungshaltung der großen Mehrheit der Apothekerinnen und Apotheker entsprochen wird. Frau Wahl wirbt durch ihren Beitrag für das Geschäftsmodell eines Unternehmers zu Lasten der Apothekerschaft und vor allem der in ihrem Verband organisierten Apothekerinnen. Ich kann nicht glauben, dass ihr dazu ein Mandat erteilt wurde.

Götz Schütte, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der ABDA

Gehe und Aufsichtsrat

Das meiste Land

"Herr Präsident, wie verhalten sie sich nun in dieser historischen Lage?" – "Mein erster Impuls (merke: der erste Impuls ist meist der richtige, Anm.d.Verf.) war, den ganzen Krempel hinzuschmeißen, dann überlegte ich jedoch, dass es das Beste für mich, bzw. vor allem natürlich auch für die Apotheker ist, bei Kapitalgesellschaften und als Vertreter einer heilberuflichen Kultur Vorteile zu genießen. Ich meine, am besten kann doch schließlich ich meine Interessen gegen mich vertreten, da ja wohl ich mich am besten kenne, können Sie das etwa bestreiten oder/und mir folgen? Ich will damit sagen, wenn ich z. B. Schach spiele, kann doch nur ich mich am schnellsten matt setzen, weil nur ich meine eigenen Gedanken vorhersehen kann, klingt doch logisch, oder?" – "Ja gut, aber meinen Sie nicht, dass Ihnen die ‚Indianer‘ das Amt des Kriegshäuptlings entziehen werden, wenn Sie mit den ‚Bleichgesichtern‘ gemeinsame Sache machen?" – "Ich weiß gar nicht, was Sie von mir wollen, wie naiv musste man all die Jahre sein, um den Satz zu glauben, ‚wir haben noch nie Ketten betrieben und wir werden auch keine weiteren gründen‘? Das meiste Land haben die Indianer übrigens immer, um im Bild zu bleiben, nicht in den Indianerkriegen verloren, sondern durch legale Verträge, bei denen die Häuptlinge bei Benefizveranstaltungen Glasperlen, ausrangierte Schießprügel und Feuerwasser bekamen und die Indianer ins Reservat geschickt wurden. Das ist immer so! Ich wundere mich bloß über die Naivität der Indianer, die sich über mangelnde Vertretung ihrer Rechte beklagen, wo wir Häuptlinge doch natürlich unsere eigenen, äh, wollte sagen die Interessen anderer vertreten.

(Aufgrund einer Störung in der Informationsübertragung erfolgte ein Resultat logischen Denkens erst nach längerer Zeit, so dass die Antwort auf die oben gestellte Frage erst nach ca. 24 h erfolgte, symbolisiert durch vier lange Gedankenstriche. Anm. d. Verf.)

– – – –

"Ähm, äh, was ich noch sagen wollte, zu welcher Sorte Häuptling ich natürlich nicht gehöre und nach nun wirklich gereiftem Entschluss mein Mandat bei den Großkapitalisten aufgebe, da ich den Kampf für die Freiheit meiner Indianer nie verraten habe und es nie wieder tun werde!" – "Herr Präsident, ich danke ihnen für dieses offene Gespräch!"

(Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen und Ereignissen sind weder beabsichtigt noch erfunden. Anm. d. Verf.)

Wolfram Kunz, Pinguin-Apotheke Maichingen, Berlinerstr.24, 71069 Sindelfingen, E-Mail wolframphilippkunz@yahoo.de

Rabattverträge

Gerne, gut und preiswert?

Offener Brief an den ABDA-Geschäftsführer

Dr. Seitz zum Artikel "ABDA steht zu Rabatt

verträgen, Apotheker Zeitung Nr. 20, S. 8:

Sehr geehrter Herr Seitz, beim ABDA-Informationsgespräch mit wirtschaftspolitischen Journalisten am 8. Mai haben Sie laut Apotheker Zeitung vom 14. Mai gesagt, dass die Apotheker sich als "Gesetzesumsetzungsmanager" sehen. Weiter äußern Sie, die Apotheker erfüllten diesen politisch und gesellschaftlich gewollten Auftrag "gerne, gut und preiswert".

Ich für meine Person verstehe mich nicht als Gesetzesumsetzungsmanager sondern als Heilberufler. Sollen jetzt wirklich Paragraphen und Verträge im Mittelpunkt unserer Beratungstätigkeit stehen? Wo bleibt die Zeit, unsere Kunden umfassend über die von ihnen genommenen Arzneimittel aufzuklären? Wann sollen wir unsere Kunden auf sinnvolle Therapie-Ergänzungen aufmerksam machen? Alles das erscheint im Moment unwichtig – Hauptsache, wir helfen der Regierung und den Krankenkassen bei der Umsetzung einer völlig verfehlten Gesundheitsreform!

Bisher habe ich nicht mitbekommen, dass Politik und Gesellschaft wünschen, dass wir uns als Gesetzesumsetzungsmanager betätigen. Habe ich da etwas verpasst? Wo hat das in der Fachpresse gestanden? Gab es dazu ein Rundschreiben? Wurden uns diese Gesetze erläutert, damit wir bei der Umsetzung helfen können? Mir scheint, meine Kollegen und ich haben da eine grundlegende Änderung unseres Berufsbildes verschlafen, oder?

Weiter sagen Sie, wir erfüllten diesen Auftrag gerne. Bitte zeigen Sie mir die Kollegen, Herr Seitz, die ihren Kunden gerne erklären, warum sie ihr altgewohntes Arzneimittel nicht mehr von der Fa. Hexal sondern von der Fa. AAA-Pharma bekommen und dass dieses erst in einigen Tagen zu beschaffen ist. Ich jedenfalls erkläre diesen Vertragsquatsch mit geballter Faust in der Tasche und lasse dabei einige nicht sonderlich wohlwollende Sätze über bestimmte Krankenkassen und über unsere Gesundheitspolitik fallen.

Wir als Apotheker machen alles gut! So erklären wir die Lieferverträge zwischen Krankenkassen und Herstellern unseren Kunden natürlich gut! Um etwas gut zu erklären, muss man es zunächst einmal verstanden und möglichst auch verinnerlicht haben. Beides ist bei mir nicht der Fall. Warum soll ich einem GEK-Versicherten die entsprechenden Lieferverträge erklären und damit den ureigensten Job der Krankenkasse erledigen – und anschließend fordert genau diese Krankenkasse ihre Versicherten auf, ihre Arzneimittel doch bitte per Internet zu bestellen?

Selbstverständlich erledigen wir unseren neuen Job als Gesetzesumsetzungsmanager auch preiswert, so sagen Sie. Preiswert bedeutet allerdings, dass diese Arbeit ihren Preis hat. Bisher konnte ich noch keiner Krankenkasse meine dahingehende "Beratungstätigkeit" in Rechnung stellen. Habe ich da etwas nicht mitbekommen? Oder ist es nicht vielmehr so, dass wir diese Beratung kostenlos gewähren? Warum aber sagen Sie das nicht?

Herr Seitz, ich frage mich allen Ernstes, wie abgehoben man in der Berliner Jägerstraße sein muss, um einen solchen hanebüchenen Unsinn vor Journalisten zu erzählen! Sollten Sie vielleicht doch Interesse an der Wirklichkeit in einer deutschen Apotheke nach dem 1. April 2007 haben, dann lade ich Sie gerne für einen Tag in meine Apotheke ein. Damit wir uns dann gut als Gesetzesumsetzungsmanager betätigen können, bringen Sie bitte die ca. 300 Verträge zwischen Herstellern und Krankenkassen mit – diese liegen mir nämlich nicht vor.

Johannes Hoffmann, Reuland-Apotheke, Brückenstr. 20, 54338 Schweich, E-Mail reuland.schweich@t-online.de

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