Arzneimittel und Therapie

Probiotischer Kulturenkomplex reduziert Symptome

Probiotischen Mikroorganismen werden positive gesundheitliche Wirkungen zugesprochen. Der wissenschaftliche Nachweis ist allerdings schwierig. Erstmalig wurde nun kürzlich gezeigt, dass Dauer und Ausprägung viraler Erkältungskrankheiten signifikant durch den Einsatz eines speziellen probiotischen Kulturenkomplexes gesenkt werden können.

Atemwegseffekte sind nicht nur unangenehm für den Betroffenen, sie verursachen wegen ihres häufigen Auftretens darüber hinaus der Volkswirtschaft erhebliche Kosten. Pro Jahr leidet ein Erwachsener durchschnittlich zwei bis fünf Mal an einer Erkältung bzw. unter Atemwegsinfekten. Bei Kindern ist das Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift, die Häufigkeit für Atemwegserkrankungen damit höher, und so kommt es im Durchschnitt bis zu sechs Erkältungsepisoden pro Kind und Jahr. Inwieweit Dauer und Schwere banaler Atemwegsinfekte durch die Aufnahme von Probiotika positiv beeinflusst werden können, zeigt eine kürzlich an Erwachsenen durchgeführte randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie.

Probiotikum ist nicht gleich Probiotikum

Probiotika oder probiotische Mikroorganismen sind definiert als lebende Mikroorganismen, die in ausreichender Menge in aktiver Form in den Darm gelangen und dadurch positive gesundheitliche Wirkungen erzielen. In den letzten Jahren sind vermehrt Hinweise gefunden worden, dass verschiedene probiotische Bakterienstämme eine immunstimulierende Eigenschaft aufweisen, wobei nachgewiesene Gesundheitseffekte immer nur für den oder die Bakterienstämme gelten, die in der jeweiligen Studie untersucht wurden. Rückschlüsse von der Wirkung eines Stammes auf andere probiotische Mikroorganismen sind also nicht möglich.

Positive Beeinflussung des Immunsystems

Der Darm ist aufgrund seiner immensen Oberfläche das größte Immunorgan des Körpers (400 m²). Er enthält 70% der menschlichen Abwehrzellen. Daher ist eine gesunde Darmflora wichtig für die Reifung und die optimale Entwicklung des Immunsystems nach der Geburt. Schädigungen der Darmschleimhaut oder der Darmflora bedeuten dagegen immer eine Beeinträchtigung des Immunsystems. Dies kann der Fall sein bei Krankheiten, der Einnahme bestimmter Medikamente, Stress oder auch einseitiger Ernährung. Bezüglich der gesundheitsfördernden Wirkung probiotischer Mikroorganismen konnte gezeigt werden, dass probiotische Bakterien einen positiven Effekt auf das intestinale Immunsystem haben, welches wiederum eng mit dem systemischen Immunsystem verbunden ist. Diverse klinische Studien beschreiben eine Stimulierung sowohl der zellulären als auch der humoralen Immunantwort.

Wirkmechanismen

Der positive Einfluss der Probiotika erklärt sich über drei verschiedene Wirkmechanismen:

1. Barrierefunktion gegen pathogene Keime

 

Probiotika hemmen den Übertritt pathogener Keime durch die Darmwand und verringern damit das Risiko einer Infektion anderer Organe. Folgende Mechanismen werden dieser Wirkung zugrunde gelegt:

  • Unterdrückung pathogener Bakterien durch bakteriostatisch wirkende organische Säuren, z. B. Milchsäure;
  • Hemmung der Besiedlung mit anderen Krankheitskeimen durch Bildung von antimikrobiellen Substanzen;
  • Konkurrenz um Substrate und Oberflächenrezeptoren an der Zelloberfläche in der Darmschleimhaut.

2. Stimulation des darmassoziierten Immunsystems durch

 

  • Erhöhung der Anzahl unspezifischer und spezifischer Immunzellen;
  • gesteigerte Phagozytose (Aktivierung von Makrophagen);
  • gesteigerte Produktion von Antikörpern (z. B. IgA) und Botenstoffen (Zytokinen).

3. Unterstützung der Darmgesundheit

 

Durch bestimmte Stoffwechselprodukte (z. B. Buttersäure) decken Probiotika einen hohen Anteil des Energiebedarfs des Kolongewebes, regen Epithelzellen zur Teilung an und wirken hemmend auf Tumorwachstum. Probiotika fördern durch ihre eigene Laktase die Laktoseverdauung und vermindern somit die Symptome einer Laktoseunverträglichkeit. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass sie bestimmte toxische und krebserregende Substanzen neutralisieren können.

Studiendaten zu probiotischem Kulturenkomplex und Erkältungen

Positive Effekte bei Erkältungen konnten kürzlich in einer klinischen Studie für den speziellen aus dem menschlichen Darm stammenden probiotischen Bakterienkomplex belegt werden und wurde von der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA als sicher anerkannt. Über die Winter-/Frühjahrsperioden 2001 und 2002 hinweg nahmen 479 gesunde Erwachsene zwischen 18 und 67 Jahren an der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie teil. Die eine Hälfte erhielt mindestens drei Monate lang täglich eine Tablette mit einer probiotischen Drei-Stamm-Mischung (identisch zu den Stämmen in Multibionta Immun®) sowie Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Der spezifische Kulturenkomplex, auch Trium Viralis genannt, bestand aus Lactobacillus gasseri PA 16/8, Bifidobacterium longum SP 07/3 und Bifidobacterium bifidum MF 20/5 (5 x 107 Kolonie bildende Einheit [KBE] pro Tablette). Die anderen Studienteilnehmer nahmen über den gleichen Zeitraum lediglich Tabletten mit analogen Mengen an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen ein. Während einer Erkältungsperiode wurde die Anzahl der Krankheitstage sowie der Fiebertage erfasst und die Ausprägung bestimmter nasaler, bronchialer und pharyngealer Symptome von den Patienten mit Punkten bewertet. Etwa 150 Teilnehmer beider Gruppen litten während der Studiendauer unter einer Erkältung.

Der Gesamt-Symptomenscore, die Erkältungsdauer und die Fiebertage während einer Erkältungsepisode lagen in der Verum-Gruppe signifikant niedriger als in der Kontroll-Gruppe. Die Krankheitssymptome hielten in der Kontroll-Gruppe im Durchschnitt 8,9 ± 1,0 Tage an. Mit nur 7 ± 0,5 Tagen waren die Studienteilnehmer der Verum-Gruppe fast zwei Tage früher symptomfrei.

Signifikant gesenkt wurde auch die Anzahl der Fiebertage mit 0,24 ± 0,1 Tagen Fieber in der Verum-Gruppe gegenüber 1,0 ± 0,3 Tagen Fieber in der Kontrollgruppe. Der niedrigere Gesamt-Symptomenscore in der Verum-Gruppe zeigt, dass die Schwere der Symptome durch die Einnahme des probiotischen Kulturenkomplexes signifikant abgeschwächt wurde.

Fazit

Der in Multibionta Immun® verwendete probiotische Kulturenkomplex weist eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Magen- und Gallensäuren auf, so dass die eingesetzten probiotischen Kulturen die Magen-Darm-Passage überleben und ihre gesundheitsfördernde Wirkung im Darm entfalten können. Darüber hinaus mindert der spezielle Schutzfilm der Tablette den Kontakt mit den aggressiven Säuren und Dünndarmenzymen, so dass die probiotischen Bakterien den Wirkort in ausreichender Anzahl lebend erreichen können.

Aufgrund der positiven Ergebnisse der Untersuchung bezüglich der Verringerung der Dauer und Schwere von Erkältungen eignet sich der untersuchte Kulturenkomplex zur Therapie von Erkältungen. Positive Aussagen zur Verhinderung des Auftretens banaler Atemwegsinfekte bei Erwachsenen konnten noch nicht gemacht werden. Der präventive Einsatz muss in weiteren Studien noch überprüft werden. Daher kann bislang lediglich eine Empfehlung zur therapeutischen Verwendung des Präparates gemacht werden.

Apothekerin Gode Meyer-Chlond

 

Quelle
Dr. Bernd Brüggenjürgen, Berlin; Prof. Dr. Jürgen Schrezenmeir, Kiel; Dr. Thomas Schneider, Hamburg: Fachpressekonferenz
„Mit speziellem probiotischen Kulturen- komplex gegen Erkältungen“, 15. Septem- ber 2005, veranstaltet von der Merck Phar- ma GmbH, Darmstadt.

Qualitäts- und Wirkanforderungen an probiotische Bakterienstämme

Um einen positiven Effekt der probiotischen Bakterien auf die Gesundheit zu sichern, hat ein Gremium europäischer Experten 2004 einige Qualitäts- und Wirkanforderungen an hochwertige probiotische Bakterienstämme festgelegt:

  • Sie müssen unbedenklich für den Menschen sein und aus dem menschlichen Gastrointestinaltrakt stammen.
  • Sie müssen eine gute Überlebensfähigkeit bei der Magen-Darm- Passage zeigen.
  • Die gesundheitsfördernde Wirkung sollte mittels geeigneter klinischer Studien nachgewiesen sein.
  • Die verwendeten Bakterienstämme müssen eindeutig klassifiziert sein. Da sich probiotische Kulturen nicht dauerhaft im Darm ansiedeln können, müssen Probiotika kontinuierlich durch die Ernährung zugeführt werden.

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