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Spanien: Apotheker mit gutem Renommee

(jr). Spaniens Apothekenmarkt ist durch eine hohe Konzentration an Geschäften, bescheiden anmutende Umsatzzahlen und niedrige Preise gekennzeichnet. Der Service gilt dennoch als gut und vor allem als fair.

Spanien gilt als eines der Länder mit der höchsten Apothekendichte weltweit. Während es 1977 etwa 15.000 Apotheken im Königreich südwestlich der Pyrenäen gab, waren es 2001 bereits 20.000. Die Bevölkerung wiederum nahm in der letzten Dekade lediglich um 1,6 Prozent zu, und so kommt auf 2000 Einwohner jeweils eine Apotheke. Der Markt unterliegt seit jeher starken Regulierungsmechanismen, darunter die Beschränkung der Anzahl von Apotheken entsprechend der Bevölkerungsdichte oder aber die zwingend einzuhaltenden Abstände zwischen den Apotheken.

Dennoch schob sich Spanien in der Liste der Staaten mit der höchsten Apothekendichte auf den dritten Rang vor, hinter den hier führenden Ländern Belgien und Griechenland. Infolgedessen können sich über 98 Prozent der Spanier heute rühmen, am Wohnort die umfassende Versorgung durch eine Apotheke gesichert zu wissen, sei das Domizil auch noch so abgelegen. Für spanische Apotheker hingegen bedeutet dies, mit einem im Vergleich zu anderen Staaten äußerst geringen Marktanteil bestehen zu müssen, zudem haben sie im europäischen Vergleich die niedrigsten durchschnittlichen Umsätze pro Apotheke.

Spaniens Apotheker gelten dennoch als gute und vor allem faire Dienstleister, wie eine landesinterne Studie belegte. Jeder vierte Kunde verließ danach die Apotheke ohne ein OTC-Produkt, da der angestrebte Kauf vom Personal als nicht sinnvoll für eine Gesundung eingestuft wurde.

Aktiv in der Gesundheitsaufklärung

Doch es gibt noch mehr Gründe für das ausgesprochen gute Renommee spanischer Apotheker. Seit Jahren beteiligen sie sich aktiv an der Verbreitung neuer Gesundheitsinformationen. Über 120.000 Schulkinder wurden beispielsweise in speziellen Kursen zu korrekten Essensgewohnheiten unterwiesen. Neben verstärkter Aufklärungsarbeit zu AIDS unterstützen die Apotheker Anti-Drogen-Kampagnen und begleiten Substitutionsprogramme, einschließlich des Austausches von Spritzen und der Ausgabe von Methadon.

Im Interesse des eigenen Berufsstandes lassen sie zukünftigen Apothekern eine sechsmonatige Ausbildung angedeihen, die einen ersten Einblick in die Praxis eröffnet. Immerhin stellen sich die annähernd 32.000 Apotheker Spaniens jährlich mehr als 150 Millionen Fragen zu Gesundheit, Medizin und Pflege, nicht zuletzt auch denen der zahlreichen Touristen aus aller Welt. Während die Öffnungszeiten - normalerweise von 9 bis 13 Uhr und von 16 bis 19 Uhr - oftmals auf wenig Gegenliebe bei Touristen stoßen, schätzen diese auf der anderen Seite vor allem die preiswerten Produkte.

Abgesehen von Frankreich wartet Spanien mit den niedrigsten Durchschnittspreisen für Medikamente auf, und die Apotheker sind verpflichtet, das preiswerteste Produkt zu verkaufen, wenn dies ausdrücklich vom Kunden verlangt wird. Die Apotheken des Königreichs zählen zu den besten weltweit und dürften erheblich zur äußerst positiven Bewertung des spanischen Gesundheitssystems durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beigetragen haben. Danach belegt Spanien den siebten Platz, noch vor Staaten wie den USA oder Großbritannien.

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