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Hoffnungen für Erhalt der Pharmazie in Hamburg schwinden

HAMBURG (tmb). Die Zukunft des Instituts für Pharmazie an der Universität Hamburg bleibt weiter ungeklärt. Im Juli haben sich die Aussichten für den langfristigen Erhalt des Standortes deutlich verschlechtert. Der Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie wird voraussichtlich bis in das Jahr 2005 hinein nicht langfristig neu besetzt werden können.

Noch im Frühsommer war aufgrund von Äußerungen aus der Politik zeitweilig Hoffnung auf eine langfristige Zukunft der Hamburger Pharmazie mit reduziertem Studienplatzangebot aufgekommen. Doch als Schlüssel für die Zukunft erscheint mehr denn je die Berufung einer Nachfolge für den im Wintersemester 2003/2004 emeritierten Technologen Prof. Dr. Jobst B. Mielck. Denn ohne Lehre in Pharmazeutischer Technologie ist das Pharmaziestudium undenkbar.

Andererseits wird die Mehrzahl der aktiven Professoren in der Hamburger Pharmazie in den nächsten fünf Jahren in den Ruhestand treten. Ein neu berufener Technologe würde die mögliche Schließung des Instituts damit erheblich verteuern. Derzeit wird die Lehre in Pharmazeutischer Technologie durch Prof. Dr. Rolf Daniels, Braunschweig, im Rahmen eines Lehrauftrages wahrgenommen.

Berufungsverfahren nicht weitergeführt

Wie Prof. Dr. Peter Heisig, Hamburg, gegenüber der DAZ erläuterte, konnten die Vertreter des Hamburger Pharmazeutischen Instituts den Fachbereich, die in Gründung befindliche Fakultät und das Präsidium der Universität mit ihren Argumenten für den Standort überzeugen. Daraufhin sei die zuständige Behörde aufgefordert worden, die letzte verbliebene Bewerberin für die Nachfolge von Prof. Mielck direkt zu berufen. Doch antwortete die Behörde, das Berufungsverfahren werde wegen der noch offenen Strukturplanung zunächst nicht weitergeführt. Die Bewerbungsunterlagen sollten zurückgeschickt werden.

Wettlauf gegen die Zeit

Unter "Strukturplanung" sind die diskutierten Vorschläge zu verstehen, das Pharmaziestudium für Hamburg und Schleswig-Holstein an nur einem Standort zu bündeln. Die diesbezüglichen Verhandlungen ruhen jedoch voraussichtlich bis nach der schleswig-holsteinischen Landtagswahl am 20. Februar 2005, weil sich dann neue politische Konstellationen ergeben könnten. Angesichts der vielen offenen Fragen über die mögliche Zusammenarbeit zwischen den Universitäten Hamburg und Kiel erscheint aber auch ein neues Berufungsverfahren, das die Universität Hamburg nach neuen Regeln ohne die Wissenschaftsbehörde durchführen könnte, derzeit wenig realistisch.

Doch die Zeit arbeitet gegen die Pharmazie an der Universität Hamburg. Denn eine lange Vakanz in der Technologie würde das Pharmaziestudium dort unattraktiv machen, so dass die hohen Bewerberzahlen – eines der wichtigsten Argumente für den Standort – zurückgehen dürften.

Für Beobachter des langwährenden Tauziehens um das Pharmaziestudium in Hamburg stellt sich die Frage, ob die Akteure in den zuständigen Behörden die zentrale Bedeutung der Technologie für das Fach Pharmazie verkennen und die Konsequenzen ihres Zögerns übersehen oder ob hier bewusst taktiert wird, um das Institut auszutrocknen. Klare Aussagen von maßgeblichen Behördenvertretern stehen auch nach monatelanger Diskussion weiterhin aus, was die Situation der Betroffenen zusätzlich erschwert.

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