Arzneimittel und Therapie

Osteoporose: Warten bis der Knochen bricht?

Wenn bei alten Patienten Knochen brechen, steckt häufig eine Osteoporose dahinter. Spätestens dann sollte adäquat therapiert werden. Besser aber wäre es, die erste Fraktur gar nicht erst abzuwarten, sondern bereits präventiv tätig zu werden. Doch die Diagnose im Vorfeld ist unter den derzeitigen gesundheitspolitischen Bedingungen äußerst schwierig.

Die Osteoporose verläuft stumm. Zumindest so lange, bis die erste Fraktur schmerzlich auf die bereits fortgeschrittene Zerstörung des Knochens aufmerksam macht. Seit die Knochendichtemessung als präventive diagnostische Maßnahme aus dem Leistungskatalog der GKV gestrichen wurde, ist die frühzeitige Diagnosestellung noch schwieriger geworden.

Osteoporose: häufige Ursache von Knochenbrüchen im Alter

Dass bei einem hohen Prozentsatz älterer Patienten, die eine Fraktur erleiden, tatsächlich eine Osteoporose zugrunde liegt, zeigen Daten, die auf dem Deutschen Orthopädenkongress in Berlin präsentiert wurden: Bei 97 Patientinnen (Durchschnittsalter: 67,6 Jahre) und 27 Patienten (Durchschnittsalter: 59,4 Jahre) mit operierten Knochenbrüchen, überwiegend Schenkelhalsfrakturen, wurde die Knochendichte des nichtoperierten Hüftgelenks per Osteodensitometrie (DXA) bestimmt.

Bei 41,3% der Patienten war die Knochendichte deutlich reduziert. Wer zum Glimmstängel griff, war in besonders hohem Maße gefährdet: Bei Rauchern lag die Osteoporosehäufigkeit bei 50%. Kommt es im Alter zu Knochenbrüchen, sollte deshalb immer abgeklärt werden, ob sich dahinter eine Osteoporose verbirgt. Steht die Diagnose "Osteoporose", ist eine effektive Therapie durchaus möglich. Zur Basisbehandlung gehören ausreichende Bewegung sowie die Gabe von Calcium und Vitamin D3. In der gezielten Therapie gelten inzwischen Bisphosphonate als Mittel der ersten Wahl.

Therapieoption auch für das schwache Geschlecht

Obwohl unbestritten auch Männer unter Osteoporose leiden, wurde die überwiegende Mehrzahl der Studien zur Osteoporosetherapie mit Bisphosphonaten bei Frauen in der Postmenopause durchgeführt. Für den Einsatz bei Männern gab bisher es keine offizielle Zulassung. Seit diesem Jahr ist das anders: Alendronat (Fosamax®) kann auch in Deutschland bei Männern mit Osteoporose zum Zuge kommen.

Basis der Zulassung ist eine offene, randomisierte, kontrollierte Studie an 134 Männern mit primärer Osteoporose, die die Überlegenheit von Alendronat im Vergleich zu Alpha-Calcidol hinsichtlich Knochendichte und Frakturrate klar belegt. Die Probanden wurden über insgesamt drei Jahre entweder mit Alpha-Calcidol (10 µg/d) oder Alendronat (10 mg/d) behandelt.

Alle Patienten erhielten zusätzlich täglich 500 mg Calcium. Innerhalb der 36 Monate nahm die Knochendichte in den Wirbelkörpern der Lendenwirbelsäure unter Alendronat um 11,5% zu, unter Alpha-Calcidol dagegen nur um 3,5%. Die Knochendichtemessung im Oberschenkelhals ergab einen Zuwachs um 5,8% unter Alendronat gegenüber 2,3% unter Alpha-Calcidol.

Hohe Akzeptanz der einmal wöchentlichen Gabe

Ein besonderer Vorteil der Alendronattherapie: Es genügt die einmal wöchentliche Einnahme, die erwartungsgemäß beim Patienten eine hohe Akzeptanz genießt. So konnte in einer offenen Cross-over-Studie mit 287 Patientinnen der Nachweis erbracht werden, dass die einmal wöchentliche Gabe von 70 mg Alendronat der täglichen Gabe von 10 mg Alendronat vorgezogen wird.

287 Patientinnen erhielten zunächst über vier Wochen entweder einmal wöchentlich 70 mg oder täglich 10 mg Alendronat, anschließend über vier Wochen die jeweils andere Medikation. Die überwiegende Mehrzahl der Frauen (86,4%) bevorzugten die wöchentliche Einnahme. Von 87,5% wurde eine bessere Compliance attestiert. Die könnte sich langfristig auch positiv im Therapieerfolg niederschlagen.

Erstmals zwei Bisphosphonate im Direktvergleich

Erst seit kurzem gibt es einen plazebokontrollierten Head-to-head-Vergleich zwischen zwei Bisphosphonaten. An 549 postmenopausalen Frauen mit Osteoporose wurde der Effekt einer einjährigen Therapie mit Alendronat (70 mg/Woche) oder Risedronat (5 mg/Tag) auf Knochenmarker und Knochendichte verglichen. Innerhalb von zwölf Monaten konnte mit Alendronat im Vergleich mit Risedronat ein deutlich höherer Anstieg der Knochendichte in der Lendenwirbelsäule (4,8% versus 2,8%) sowie im Hüftknochen (2,7% versus 0,9%) erreicht werden. Die biochemischen Marker des Knochenabbaus hatten sich bereits nach drei Monaten unter Alendronat deutlich stärker reduziert. Gemessen wurde die N-Telopeptidmenge im Urin, eine gängige Methode zur Bestimmung der Knochenresorption. Unter Alendronat wurde eine Reduktion um 56% erreicht, unter Risedronat dagegen nur um 35%.

Knochendichtemessung: nur bedingt Kassenleistung

Eine Osteodensitometrie kann nur bei Patienten abgerechnet werden, die einen Knochenbruch ohne entsprechendes Trauma erleiden und bei denen die Anamnese einen begründeten Verdacht auf eine Osteoporose liefert. Wird sie lediglich als Präventivmaßnahme zur Abklärung des Risikos durchgeführt, beispielsweise bei postmenopausalen Frauen, muss der Patient selbst in die Tasche greifen.

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