Arzneimittel und Therapie

Infektiologie: Oxazolidinon gegen Grampositive Problemkeime

Mit der Entdeckung der Antibiotika schien das Problem der Infekte weitgehend gelöst. Doch die Bakterien haben gelernt sich zu wehren. Die Resistenzsituation gilt weiterhin als besorgniserregend. Eine neue Wirkstoffklasse sind die Oxazolidinone, die äußerst effektiv gegen Gram-positive Keime sind, darunter auch gegen kritische Erreger wie Methicillin-resistente-Staphylococcus-aureus-Stämme (MRSA) und Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE). Linezolid (Zyvoxid®), der erste Vertreter der Oxazolidinone ist bereits auf dem Markt.

Die Zahl der Menschen, die an einer Infektion sterben, ist noch immer groß. Populärstes Beispiel ist der HIV-Infekt. Laut aktueller Zahlen der WHO fordert er jährlich 2,7 Millionen Todesopfer. Weit mehr, nämlich 4 Millionen, sterben allerdings an Atemwegsinfekten.

Zunahme der Resistenzen in Europa

Verursacht werden sie häufig durch Gram-positive Keime wie Pneumokokken, Staphylokokken und Streptokokken. Gerade die Pneumokokken-Pneumonie war bislang gut mit dem Altvater der Antibiotika, dem Penicillin, therapierbar. Dies gilt für Deutschland noch immer. Weniger als fünf Prozent der Erreger gelten hierzulande als resistent.

Doch der Blick auf die Nachbarländer zeigt, dass eine Änderung der Resistenzsituation möglicherweise nur noch eine Frage der Zeit ist. In Spanien sind bereits jetzt 37 Prozent der Pneumokokken, in Frankreich sogar 45 Prozent Penicillin-resistent. In Hong-Kong lassen sich gerade einmal noch 20 Prozent der Pneumokokken wirksam mit Penicillin behandeln. Weltweit, so die aktuelle Bewertung, ist die Hälfte der Pneumokokken Penicillin-resistent.

Staphylococcus aureus: Bedrohung auf der Intensivstation

Als weiterer kritischer Erreger gilt Staphylococcus aureus, der für 5 bis 15 Prozent aller Pneumonien und 70 bis 80 Prozent aller Wundinfektionen verantwortlich gemacht wird. Problematisch vor allem: die Methicillin-resistenten-Staphylococcus-aureus-Stämme (MRSA). Sie finden sich vor allem auf der Intensivstation und im Krankenhaus. 12,8 Prozent aller Infekte auf der Intensivstation sind dadurch verursacht, 6 Prozent auf der Normalstation und nur 1,3 Prozent in der Ambulanz. Ein weiterer Problemkeim sind Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE).

Charakteristisch: gute Gewebegängigkeit

Linezolid (Zyvoxid®), der erste Vertreter der Oxazolidinone, erfasst Gram-positive Erreger, darunter auch kritische Keime wie Methicillin-resistente-Staphylococcus-aureus-Stämme und Vancomycin-resistente Enterokokken. Es zeichnet sich durch eine gute Gewebegängigkeit aus, die weit über der großmolekularer Glykopeptidantibiotika liegt. Hervorgehoben wird die sehr gute Penetration in Lunge, Haut, Knochen, Muskel und ZNS.

Studiendaten von etwa 4000 Patienten aus plazebokontrollierten Studien belegen die gute Verträglichkeit. Lediglich gastrointestinale Beschwerden waren etwas häufiger. Zugelassen ist Linezolid derzeit für nosokomiale Pneumonien, ambulant erworbene Pneumonien und schwere Haut- und Weichteilinfekte, die von Gram-positiven Erreger verursacht werden. Bei einer kalkulierten Therapie muss zusätzlich ein Antibiotikum zum Zuge kommen, dessen Wirkspektrum Gram-negative Keime abdeckt.

Da die unbedacht breite Anwendung die Gefahr von Selektion und Resistenz birgt, wird ein wohlüberlegter Einsatz angemahnt. Fallbeispiele zeigen allerdings, dass es durchaus sinnvoll sein kann, Linezolid nicht ausschließlich als Reservemedikament zu nutzen, sondern auch in der Primärtherapie einzusetzen, beispielsweise bei schweren septischen Staphylokokken-Infektion und komplizierten Pneumonien, z. B. bei beatmeten Patienten.

Wirkmechanismus der Oxazolidinone

Die Oxazolidinone hemmen die bakterielle Proteinsynthese über einen Wirkmechanismus, der sich von dem anderer Antibiotikaklassen unterscheidet. Sie binden spezifisch an eine Bindungsstelle des bakteriellen Ribosoms (23S der 50S-Untereinheit) und verhindern so die Bildung eines funktionellen 70S-Initiationskomplexes aus m-RNA, 70S-Ribosom und Formylmethionon-t-RNA, der einen wesentlichen Teil des Translationsprozesses darstellt.

Quelle

T. Weinke, Postdam, A. Amann, München, D. Schürmann, Berlin; Satellitensymposium "Neue Erkenntnisse in der Behandlung von Gram-positiven Infektionen", München, 6. Juni 2002, veranstaltet von der Pharmacia GmbH, Erlangen.

Die Resistenzsituation beim Einsatz von Antibiotika gilt weiterhin als besorgniserregend. Eine neue Wirkstoffklasse sind die Oxazolidinone, die äußerst effektiv gegen Gram-positive Keime sind, darunter auch gegen kritische Erreger wie Methicillin-resistente Staphylococcus-aureus-Stämme (MRSA) und Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE). Linezolid (Zyvoxid), der erste Vertreter der Oxazolidinone, ist bereits auf dem Markt. 

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