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Lutz Bäucker: Iris macht's ohne Approbation

Wo man hinsieht, ist fachfremdes Personal im Einsatz: Iris Berben will "dem Husten was husten" und preist schleimlösende Mittelchen an – riesengroß auf Plakatwänden überall in unserer Republik. Iris Berben ist Schauspielerin. Von einem Staatsexamen in Pharmazie ist der Bundesapothekerkammer nichts bekannt. Eine uns namentlich nicht bekannte ältere Dame, vermutlich Ende 60, weißhaarig, empfiehlt uns: "Vitamintabletten, 1,95 DM!" Ebenfalls riesengroß, mit freundlichem Großmutter- Lächeln. Auch bei ihr: Approbation liegt offensichtlich nicht vor. Und so weiter und so fort. Wieder müssen wir fragen: wo bleibt der Apotheker?! Aktricen, Drogisten, Omas – alle plaudern über, werben für und empfehlen Medikamente. Dürfen wir nicht, klar.

Ist ja okay. Doch der Eindruck setzt sich fest: kompetent in Sachen Arzneimittel ist Iris Berben, nicht Günter Friese! Ganz zu schweigen von den alljährlich um diese Jahreszeit aus der Tiefe des Raumes auftauchenden Spezialisten der "Bild"-Zeitung, die uns mit obskuren Ratschlägen nerven für "fettschmelzende Enzyme" und was es dergleichen Blödsinn sonst noch gibt. Der deutsche Apotheker schweigt und leidet. Jawohl: müssen wir uns das gefallen lassen?! Mit uns kann man’s ja machen (s. Mifegyne-Abgabe). Da brauchen wir uns nicht zu wundern, dass unsere Position schwächer und schwächer wird.

Noch ein aktuelles Beispiel: Günter Gerhardt, wohlbekannter ZDF-Fernseharzt, durchaus volksnah und kompetent, hat einen neuen Ratgeber herausgegeben ("Aktivbuch Gesundheit", Falkenverlag). Damit will Gerhardt "erreichen, dass es der Patient bei seinem Besuch in der Arztpraxis leichter hat." Denn: "Den mündigen Patienten gibt es noch nicht!" sagt der TV-Doc. Also gibt er ihm Hinweise für die richtigen Fragen an den Doktor und schreibt jede Menge Tipps für die Selbsterforschung kranker Körper auf. So weit, so gut. Nur: den Apotheker hat er dabei glatt "vergessen". Als Kontrolleur für die Hausapotheke findet er gerade noch freundliche Erwähnung – das isses dann auch. Dass wir erwiesenermaßen viel mehr Zeit haben für den Patienten – kein Wort darüber. Dass wir medikamentenmäßig jeden Normalo-Mediziner in die Kitteltasche stecken – will er vielleicht nicht hören, wäre aber für so ein Patientenbuch durchaus eine Überlegung wert. Ist leider nicht so, schade. So bleibt nur wieder, der schönen Iris zuzuschauen und zu denken: schad’, dass die keine Approbation hat...!

Lutz Bäucker

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