Feuilleton

Ausstellung: Vögel von A bis Z

Einen Einblick in die vielfältige Vogelwelt vermittelt eine Sonderausstellung im Heimatmuseum und Naturalienkabinett in Waldenburg. Bis Ende Oktober werden Präparate aus dem eigenen Bestand sowie den Sammlungen der Naturkundemuseen Chemnitz und Leipzig gezeigt, darunter historische Objekte. Über die wissenschaftlichen Inhalte hinaus inspiriert die Schau den einen oder anderen Besucher gewiss auch, sich einmal mit historischen und mythologischen Aspekten einiger Spezies zu beschäftigen.

Paradiesvögel

Paradiesvögel hätten keine Füße und bräuchten auch gar keine, weil sie hoch oben in der Luft leben, vermutete Geronimo Cardano. Das Männchen binde mit zwei langen drahtartigen Schwanzfedern das Weibchen auf seinen Rücken, und so brüten sie das zwischen ihnen teils in einer Bauchgrube des Weibchens, teils in einer Rückendelle des Männchens liegende Ei aus. So heißt es in einem Buch, das der Mathematiker, Arzt und Philosoph aus Padua 1550 in Nürnberg publizierte.

28 Jahre zuvor hatte Magellan erstmals Bälge von Paradisaciden nach Europa mitgebracht. Kein Wunder, dass ihr prachtvolles Gefieder die Fantasie der Menschen anregte. Es wurde unter anderem behauptet, dass die fußlosen "Wundervögel" sich ausschließlich von Tau ernähren. Man hatte allerdings übersehen, dass den Bälgen die Füße abgeschnitten waren.

Kraniche

Auch zahlreiche andere Vogelarten beflügelten aufgrund ungewöhnlicher Verhaltensweisen oder aber wegen ihres auffälligen Habitus die Fantasie der Menschen und standen Pate für Legenden und Fabeln. Bewunderung finden weltweit die Balztänze der Kraniche. Vom Kronenkranich Balearica pavouina etwa, der in offenen feuchten Landstrichen südlich der Sahara lebt, glauben die Einheimischen, er hätte sich von den Tänzen der Watussimädchen inspirieren lassen. Auch die alten Griechen und Römer erfreuten sich am Kranichtanz und schätzten die Vögel als Sinnbilder für Liebe und Lebensfreude. In China und Japan glaubte man, Kraniche könnten tausend Jahre alt werden. Deshalb symbolisierten sie im Fernen Osten ein langes Leben. Das weiße Gefieder steht für Reinheit, der rote Kopfputz gilt als Zeichen der Lebenskraft und der Verbundenheit mit dem Feuer. Nach der indischen Überlieferung sind Kraniche indessen Symbole für Tücke und Verrat.

Tauben

Tauben galten schon in der Antike als Symbole der Liebe. In Vorderasien standen sie in Zusammenhang mit der Fruchtbarkeitsgöttin Ischtar, und in Griechenland waren sie der Aphrodite geweiht. In den Regenwäldern Neuguineas sind die Kronentauben heimisch. Wenn die Männchen um die Gunst der Weibchen werben, richten sie ihre Kronenfedern auf und verneigen sich.

Sonne und Mond

Mit einer Körperlänge von 1,20 Meter und drei Metern Flügelspannweite ist der Kondor der größte der 20 Neuweltgeier, die übrigens mit den Altweltgeiern und den Greifvögeln nicht verwandt sind. Ihre Geschichte lässt sich 50 Millionen Jahre zurückverfolgen. In den mythologischen Vorstellungen der Andenvölker verkörperte Vultur gryphus die Sonne.

Threskiornis aethiopica, der Ibis, wurde in Ägypten einst als heilig verehrt. Er galt als Verkörperung des Mondgottes Thot. Erst vor wenigen Jahren entdeckte man in Sakkara Tausende Ibis-Mumien, die vor 6700 Jahren den Baumeister Imhotep auf der Reise ins Jenseits begleiten sollten. In Ägypten sind die Ibisse heute verschollen. Ihre Nachkommen leben heute in den Graslandschaften südlich der Sahara, in Arabien sowie auf Madagaskar.

Ort: Heimatmuseum Waldenburg, Geschwister-Scholl-Straße 1, 08396 Waldenburg. Geöffnet: dienstags bis freitags von 9.00 bis 16.00 Uhr, samstags und sonntags von 9.30 bis 17.00 Uhr.

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