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H. Schulz et al.Rotbusch-Tee – Inhaltsstoffe,

Rotbusch-Tee wird heute gerne als gesundes Getränk anstelle von Kaffee, schwarzem oder grünem Tee getrunken. Aufgrund seines hohen Mineralstoffgehaltes eignet er sich auch als isotonisches Sportlergetränk. Seine gesundheitsfördernde Wirkung beruht hauptsächlich auf den enthaltenen Flavonoiden, die vor allem in der unfermentierten Droge enthalten sind. Einsatz findet Rotbusch-Tee bei Nahrungsmittelallergien, zur Steigerung des Wohlbefindens, bei verschiedenen Hauterkrankungen und aufgrund seiner antioxidativen Wirkung zur Unterstützung des Immunsystems.

Geschichtliches

Erste Hinweise auf die Nutzung von Rooibos-Tee als Getränk finden sich in den Aufzeichnungen des Botanikers Carl Peter Thunberg im Jahre 1772 [1], der eine längere Forschungsreise nach Afrika und Asien unternommen hat. Demnach wurde der zur Familie der Fabaceen (Schmetterlingsblütler) gehörende Rotbusch (Aspalathus linearis R. Dahlgr.), der in Deutschland auch unter den Bezeichnungen "Rooibos-" oder "Massai-Tee" vermarktet wird, seinerzeit bereits von der schwarzen Bevölkerung in Südafrika als Getränk konsumiert. Eine weitere Verbreitung des Tees erfolgte aber erst Anfang des 20. Jahrhunderts durch einen russischen Einwanderer namens Benjamin Ginsberg, der als Sohn einer alten Teehändlerfamilie mit der Vermarktung von Rooibos zunächst in Südafrika und später dann auch in Europa begonnen hatte. Bereits nach einigen Jahren konnte der ständig steigende Bedarf durch die Wildsammlungen nicht mehr gedeckt werden, und es wurde deshalb damit begonnen, Methoden zur feldmäßigen Inkulturnahme von Rooibos zu entwickeln. In der Umgebung von Clanwilliam, einem kleinen Ort an der südafrikanischen Westküste, entstanden daraufhin sehr rasch zahlreiche Rooibos-Plantagen und die produzierte Teemenge nahm bis zu Beginn der 50er-Jahre erheblich zu. Aufgrund fehlender Absatzmärkte und hoher Überkapazitäten brach dann jedoch der Preis für Rotbusch-Tee plötzlich zusammen und zahlreiche kleinere Farmer mussten ihren Betrieb aufgeben. Seitdem reguliert das so genannte "Rooibos-Tea-Control-Board" die Produktionsmengen und kontrolliert darüber hinaus auch, dass durch eine gleichbleibend hohe Qualität die guten Exportchancen der Teedroge nicht gefährdet werden.

Anbau

Der Hauptanteil der Rooibos-Plantagen (> 75%) befindet sich im Clanwilliam-District; geringere Teemengen werden außerdem noch in den Regionen um Vanrhynsdorp und Calvinia produziert. Insgesamt wurden im Jahre 1996 mehr als 570 Tonnen Rotbusch-Tee in Südafrika geerntet. Die zum Aufbau einer Plantage benötigten Rooibos-Sämlinge werden in sauren, sandigen Böden mit guter Entwässerung angezogen, und die etwa 13 bis 18 cm hohen Jungpflanzen dann anschließend zwischen Juni und August auf eine Bestandsdichte von ca. 800 Pflanzen/ha verpflanzt (Abb. 1 und 2). Um den Verzweigungsgrad zu erhöhen, werden die Büsche nach acht Monaten auf eine Höhe von 30 bis 45 cm zurückgeschnitten. Rooibos-Tee bevorzugt ein mildes mediterranes Klima. Während ältere Rooibos-Pflanzen meist auf kältere Winter und heiße, trockene Sommer adaptiert sind, ist bei den Jungpflanzen eine Frostempfindlichkeit festzustellen. Ab dem zweiten Jahr werden die Rooibos-Pflanzen meist manuell von allen Seiten beerntet; teilweise werden hierzu auch Erntemaschinen eingesetzt, die allerdings meist nur einen horizontalen Schnitt ausführen können und daher geringere Erträge liefern. Bei der manuellen Ernte wird darauf geachtet, dass möglichst keine Blüten in den Tee gelangen, da hierdurch ein Fehlaroma im Verlauf der sich anschließenden Fermentation verursacht wird. Das Alter einer Rooibos-Plantage beträgt im Mittel acht Jahre. Die besten Erträge werden mit ca. 125 bis 250 g getrockneter Droge je Pflanze im vierten und fünften Jahr nach der Aufpflanzung erhalten [2]. Bereits ab dem vierten Jahr treten in der Plantage jedoch vermehrt Ausfälle infolge von Pilzbefall auf (Infektion durch Diaporthe phaseolorum) [3]. Die erkrankten Pflanzen sind anhand der rötlich-braunen Verfärbungen sowie an den verformten Triebspitzen deutlich in den Anpflanzungen zu erkennen (Abb. 3). Von den in der Natur vorkommenden vier unterschiedlichen Rooibos-Formen wird lediglich der Genotyp "Nortier" für den kommerziellen Anbau genutzt; der morphologisch sehr ähnliche Typ "Cedarberg" kommt dagegen lediglich als Wildpflanze in der Region um Clanwilliam vor.

Ernte und Verarbeitung

Die Ernte beginnt üblicherweise im September oder Oktober. Die etwa 40 bis 50 cm langen Triebspitzen der Rooibos-Pflanzen werden zu Bündeln verpackt und für die weitere Verarbeitung zu Betrieben transportiert, die hinsichtlich des Fermentationsprozesses spezialisiert sind. Hier werden die geernteten Zweige zunächst in möglichst einheitlich große Partikel von ca. 0,5 cm Länge geschnitten, auf einem Steinuntergrund gleichmäßig ausgebreitet und mehrere Stunden lang der Sonnenstrahlung ausgesetzt, bis die Pflanzenbestandteile eine rötlich-gelbe Farbe angenommen haben (Abb. 4). Zur Einleitung der enzymatischen Prozesse wird die Droge dann mit Wasser versetzt und je nach Witterung zwischen 8 und 24 Stunden lang fermentiert. Anschließend wird der ausfermentierte Tee so lange in der Sonne getrocknet, bis ein Wassergehalt von weniger als zehn Prozent erreicht ist. Im Rahmen einer ersten Qualitätskontrolle wird die fermentierte Rohware auf Reinheitsgrad, Schnittlänge, Aroma, Farbgebung sowie Restfeuchte geprüft. In einem folgenden Verarbeitungsschritt wird der Tee gesiebt (üblicherweise werden hierzu Siebe mit einer Maschenweite von 3 mm eingesetzt), feine Teepartikel und mineralische Bestandteile (so genannter "Dust") abgetrennt und schließlich mittels heißem Wasserdampf pasteurisiert (Abb. 5). Bei der Fermentation bilden sich im Tee flüchtige Aromastoffe wie z. B. ≠-Ionon, ≠-Damascenon und 5,6-Epoxy-≠-ionon, die ähnlich wie beim Ceylon-Tee neben den terpenoiden Inhaltsstoffen einen wesentlichen Beitrag zum süßen, honigartigen Flavour leisten. Außerdem sind an der Aromabildung noch verschiedene Alkohole, Aldehyde, Ketone und Lactone beteiligt. In Rooibos-Extrakten wurden bisher mehr als 120 aromarelevante Komponenten mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS) identifiziert [4]. Das Aromaprofil und damit die geschmackliche Qualität ist dabei in sehr engen Grenzen von der Prozessführung und der sich anschließenden Trocknung abhängig. Findet die Fermentation bei Temperaturen unter 40 °C statt, ist noch ein relativ hoher Grünnoten-Anteil, hervorgerufen durch die Aromastoffe Z- und E-3-Hexenal, feststellbar, und die insbesondere durch Phenylacetaldehyd verursachten würzigen Aspekte fehlen weitgehend [5].

Wertgebende Inhaltsstoffe

Aufgrund seines vergleichsweise hohen Mineralstoffgehaltes wird Rooibos-Tee seit einiger Zeit in Südafrika als Sportlergetränk eingesetzt. In Analogie zu den isotonischen Getränken erfolgt dabei ein Ausgleich des Mineralstoffhaushaltes (vor allem Natrium und Kalium) im Körper. Da Rooibos-Tee von Natur aus bereits einen leichten Süßgeschmack aufweist, ist ein Zuckerzusatz in der Regel nicht erforderlich. Die gesundheitsfördernden Eigenschaften werden aber hauptsächlich auf die zahlreichen Flavonoide wie z. B. Aspalathin, Nothofagin, Luteolin, Orientin, Quercetin, Quercitrin, Isoquercitrin, Rutin und Vitexin zurückgeführt [6]. Während die meisten dieser antioxidativ wirksamen Komponenten ubiquitär in Pflanzen vorkommen, wurde Aspalathin bisher nur in Rooibos nachgewiesen [7]. Nothofagin wurde dagegen bereits vor mehr als 30 Jahren auch im Kernholz der Südbuche (Nothofagus fusca L.) identifiziert [8]. Wie anhand der in Abbildung 6 dargestellten HPLC-Trennungen zu erkennen ist, treten im Verlauf der Fermentation insbesondere bei Aspalathin und Nothofagin erhebliche Verluste auf [10]. Während unfermentierter Tee Aspalathingehalte zwischen 3 und 12 g/100 g aufweist, geht der Anteil nach der Verarbeitung auf ca. 0,2 bis 1,3 g/100 g drastisch zurück. Es konnte gezeigt werden, dass der Hauptanteil des Aspalathins dabei zu Flavanonen sowie zu noch unbekannten polymeren Komponenten oxidiert wird. Auch Nothofagin, das in der unfermentierten Droge zu etwa 0,1 bis 1,2 g/100 g vorkommt, ist nach der Fermentation nur noch im Bereich von 0,01 bis 0,3 g/100 g nachweisbar; die Gehalte der in den Rooibos-Blättern vorkommenden Flavonole bleiben demgegenüber nahezu unverändert. In Tabelle 1 ist für eine Auswahl der unfermentierten und fermentierten Rooibos-Proben der jeweilige Aspalathin- und Nothofagingehalt (bestimmt mittels HPLC) angegeben. Anhand dieser Analysendaten kann man erkennen, dass in Abhängigkeit des jeweiligen Genotyps, der Anbauregion sowie des Erntezeitpunktes eine erhebliche Variation bei den beiden wertgebenden Flavonoiden resultiert.

Analytik der Flavonoide

Nachdem erste Informationen über das Vorkommen von Flavonoiden in Rooibos-Tee vorlagen, erfolgte die Charakterisierung dieser Inhaltsstoffe zunächst mit Hilfe der Dünnschichtchromatographie. Später wurde dann eine HPLC-Methode entwickelt, die hauptsächlich zur Quantifizierung von Aspalathin und Nothofagin im Verlauf des Fermentationsprozesses eingesetzt wurde [9]. Eigene Arbeiten führten schließlich zu einer weiteren Verbesserung der HPLC-Trennleistung, sodass es heute möglich ist, den Hauptanteil der wertbestimmenden Flavonoide innerhalb von 30 Minuten aufzutrennen und mittels UV-Vis-Detektion zu charakterisieren. Um insbesondere bei Serienuntersuchungen eine ausreichende Reproduzierbarkeit bei den analytischen Ergebnissen zu erhalten, ist es erforderlich, die zu untersuchenden wässrigen Rooibos-Proben mit Ascorbinsäure zu stabilisieren, da sonst bereits nach kurzer Zeit ein deutlicher Abbau der beiden Dihydrochalcone einsetzt. Die bereits angeführten inhaltsstofflichen Veränderungen, die im Verlauf der Teeverarbeitung auftreten, lassen sich sehr anschaulich mit Hilfe der Nah-Infrarotspektroskopie (NIRS) nachweisen. Obwohl die NIR-Spektren der einzelnen Rooibos-Proben auf den ersten Blick keine signifikanten Unterschiede zeigen, gelingt es, bei Anwendung der Hauptkomponenten- und Diskriminanzanalyse, deutlich voneinander getrennte Faktorgruppen für fermentierte und unfermentierte Teedrogen im Rahmen eines Kalibrationsmodells zu erhalten. Semifermentierte Teeproben sind erwartungsgemäß zwischen diesen beiden Clustern zu finden. Auch die bei der weiteren Aufbereitung abgetrennte "Dust-Fraktion" sowie die aufgrund von Pilzbefall vor der Fermentation aussortierten Pflanzenteile werden mit Hilfe der NIRS eindeutig als separate Faktorgruppe erkannt (Abb. 7). Zur Bestimmung des Aspalathingehaltes in unfermentierten Rooibos-Blättern konnte ein praxistaugliches NIRS-Kalibrationsmodell entwickelt werden. Mit einem durchschnittlichen Methodenfehler von 0,65 g/100 g (Standardfehler der Kreuzvalidation) und einem Bestimmtheitsmaß (R2) von 0,76 besteht auf Basis der insgesamt 119 vermessenen Kalibrationsproben eine gute Korrelation zwischen NIRS-Vorhersage und HPLC-Referenzdaten (Abb. 8).

Bestimmung des Aspalathingehaltes

Eine Bestimmung des Aspalathingehaltes in fermentierten Rooibos-Proben ist mittels NIRS nicht möglich (Anzahl von Referenzproben: 102, R2 = 0,33); hier reicht die Intensität der Analyt-Schlüsselbanden offensichtlich nicht aus, um für die Chemometrie die erforderlichen, inhaltsstoffspezifischen Informationen zu liefern. Die beschriebene NIRS-Methode erscheint insgesamt gut geeignet, um im Rahmen der Züchtung (Selektion), dem Anbau, der Fermentation sowie zur Vorhersage des optimalen Erntezeitpunktes zuverlässige Parameter zu liefern. Es kann davon ausgegangen werden, dass zukünftig in diesem Zusammenhang vermehrt Dioden-Array-NIR-Systeme zum Einsatz kommen, da mit Hilfe dieses Spektrometertyps einerseits die relevanten Qualitätsparameter direkt auf dem Feld bestimmt werden können und andererseits die Anschaffungskosten im Vergleich zu anderen, heute am Markt verfügbaren NIR-Geräten deutlich geringer sind.

Therapeutische Anwendungen

Seit Anfang der 70er-Jahre konnte anhand einiger Fallstudien beobachtet werden, dass Rotbusch-Tee offensichtlich in der Lage ist, Nahrungsmittelallergien bei Kindern günstig zu beeinflussen. Es wird heute davon ausgegangen, dass für diese positiven Effekte hauptsächlich die im Rotbusch enthaltenen Flavonoide verantwortlich sind. Insbesondere von Quercetin ist bekannt, dass es die bei Allergikern stattfindende Histaminfreisetzung aus den Mastzellen blockiert und auf diese Weise die allergischen Symptome deutlich lindert [11]. Außerdem vermag Quercetin im menschlichen Körper die Produktion des Enzyms Monoaminoxidase (MAO) zu hemmen, wodurch wiederum größere Mengen des neuronalen Botenstoffes Serotonin produziert werden. Insgesamt bewirkt dieser erhöhte Serotoninstatus bei vielen Menschen ein Gefühl allgemeinen Wohlbefindens, und es werden, ähnlich wie bei der Applikation von Johanniskrautpräparaten, leichte Depressionserscheinungen und Einschlafstörungen durch die Aufnahme von Rooibos-Tee-Inhaltsstoffen günstig beeinflusst.

Antioxidative Wirkung

Aspalathin, ein Flavonoid, zeichnet sich dagegen in erster Linie durch die Fähigkeit aus, die Konzentration freier Sauerstoffradikale im Körper wirksam zu reduzieren. In Analogie zu dem als Radikalfänger bekannten Enzym Superoxiddismutase (SOD) ist Aspalathin dazu in der Lage, aggressive Superoxidradikale in Wasserstoffperoxid umzuwandeln, das wiederum durch andere Enzyme zu unschädlichen Komponenten im menschlichen Gewebe umgesetzt wird. Im Rahmen einer erst kürzlich publizierten Studie wurde festgestellt, dass die antioxidative Wirksamkeit von unfermentierter Rooibos-Droge in etwa mit der von grünem Tee verglichen werden kann [12]. Das antioxidative Potenzial fermentierter Rooibos-Tees ist dagegen aufgrund des erheblich niedrigeren Aspalathingehaltes deutlich geringer. Darüber hinaus wird angenommen, dass Aspalathin noch weitere, bisher noch nicht im Einzelnen wissenschaftlich aufgeklärte, positive Effekte zur Unterstützung des menschlichen Immunsystems leistet [13].

Bei Hauterkrankungen auch äußerlich

Ähnlich wie bei grünem Tee bewirken die antioxidativ wirksamen Flavonoide auch eine Beschleunigung des Heilungsprozesses bei unterschiedlichen Hauterkrankungen wie Ekzemen, Lichtdermatosen, Windeldermatitis, Nesselsucht und Sonnenbrand [14]. Es wird berichtet, dass eine Applikation von Rooibos bei der Behandlung der Behćet-Krankheit, einer chronisch verlaufenden Erkrankung der Mund- und Genitalschleimhaut, die in seltenen Fällen sogar zur Erblindung der Patienten führen kann, die Ausheilung der Krankheitssymptome günstig beeinflusst. Für äußerliche Anwendungen werden Umschläge mit kaltem Rotbusch-Tee (vier Esslöffel Rotbuschdroge auf einen Liter Wasser) im Bereich der erkrankten Hautpartien empfohlen. Bei Patienten mit chronischem Nesselausschlag unterstützt dagegen eine tägliche Aufnahme von etwa 1,5 Liter Rotbusch-Tee zu den Mahlzeiten den Heilungsprozess. Auch wenn die antiallergische Wirksamkeit noch kontrovers diskutiert wird und Studien vorliegen, die keinen Effekt bei allergischen Hautreaktionen des Typ I konstatieren [15], wird Rooibos-Tee in Südafrika seit vielen Jahren offensichtlich sehr erfolgreich eingesetzt, um z. B. allergische Koliken bei Kindern zu behandeln. Bei der Linderung der so genannten "Drei-Monats-Koliken" werden offensichtlich gute Erfolge erzielt, was unter anderem auf das spezifische Flavonoid-Profil der Teepflanze zurückgeführt werden kann. Hinzu kommt, dass Babys und Kleinkinder den Rooibos-Tee wegen der natürlichen Süße und des angenehmen Aromas im Gegensatz zu heimischen Medizinaltees wie Anis, Kümmel oder Fenchel sehr gerne trinken. Erste Resultate aktueller Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass die aus Rooibos-Blättern mittels wässriger Natriumcarbonatlösung extrahierte Polysaccharid-Fraktion eine starke Anti-HIV-Wirksamkeit im Laborversuch aufweist. Die gegenwärtig laufenden In-vivo-Studien werden zeigen, ob entsprechende Rooibos-Präparate in der AIDS-Therapie zukünftig erfolgreich eingesetzt werden können und eventuell eines Tages einige der zurzeit verwendeten antiviralen Pharmaka mit teilweise erheblichen Nebenwirkungen ersetzen können [16]. Bei der Verwendung von Rooibos-Extrakten als Zusatz für neue funktionelle Lebensmittel oder Kosmetikprodukte wird voraussichtlich der Verarbeitung unfermentierter Rotbusch-Blätter in der Zukunft ein höherer Stellenwert zukommen, da die Wirkkomponenten hier in deutlich höherer Konzentration vorkommen.

Rooibos-Salben

Im Zusammenhang mit der beschriebenen entzündungshemmenden Wirksamkeit werden in Südafrika vor allem im Baby-Kosmetikbereich auch Rooibos-Salben verbreitet eingesetzt (Abb. 9). Bei längerer Anwendung dieser Produkte wurde teilweise sogar eine Desensibilisierung gegenüber einzelnen Allergenen beobachtet. Für Erwachsene werden Körperlotionen mit Rooibos-Auszügen angeboten, die besonders nach Sonnenbädern einen erhöhten Schutz gegenüber freien Radikalen bieten und auch bei leichten Hautrötungen eine rasche Linderung bewirken sollen.

Zusammenfassung

Der aus Südafrika stammende Rotbusch- oder Rooibos-Tee (Aspalathus linearis R. Dahlgr., Fabaceae) erfreut sich während der letzten Jahre als Gesundheitsgetränk auch in Europa zunehmender Beliebtheit. Im Unterschied zu schwarzem oder grünem Tee (Camellia sinensis L.) enthält Rooibos kein Coffein und vergleichsweise wenig Tannin. Der Tee kann deshalb auch problemlos von Kindern konsumiert werden. Nach kürzlich durchgeführten Studien weist Rotbusch-Tee antimutagene, antikarzinogene, entzündungshemmende und antivirale Eigenschaften auf. Der angeführte Gesundheitswert wird dabei hauptsächlich auf die antioxidative Wirksamkeit der im pflanzlichen Gewebe enthaltenen Flavonoide zurückgeführt, von denen Aspalathin bisher nur in Rotbusch gefunden wurde. Zur schnellen Charakterisierung dieser wertgebenden Komponenten wurde eine neue HPLC-Methode entwickelt. Ein innovatives NIR-spektroskopisches Verfahren gestattet es, den Aspalathingehalt in unfermentierten Rooibos-Blättern zu bestimmen; auch der Fermentationsprozess kann mit Hilfe dieser zerstörungsfreien Methode effizient verfolgt werden.

Literatur [1] Morton, JF: Rooibos Tea, Aspalathus linearis, a caffeineless, low-tannin beverage. Economic Botany 37 (1983), 164. [2] Cheney, RH und Scholtz, E: Rooibos tea, a South African contribution to world beverages. Economic Botany 17 (1963), 186. [3] Smit, WA und Knox-Davies, PS: Die-back of rooibos tea caused by Diaporthe phaseolorum. Phytophylactica 21 (1989), 183. [4] Kawakami, M; Kobayashi, A und Kator, K: Volatile constituents of rooibos tea (Aspalathus linearis) as affected by extraction process. J. Agric. Food Chem. 41 (1993), S. 633. [5] Joubert, E und de Villiers, OT: Effect of fermentation and drying conditions on the quality of rooibos tea. Int. J. Food Sci. Technol. 32 (1997), 127. [6] Rabe, C; Steenkamp, JA; Joubert, E; Burger, JFW und Ferreira, D: Phenolic metabolites from rooibos tea (Aspalathus linearis). Phytochemistry 35 (1994), 1559. [7] Koeppen, BH und Roux, DG: C-Glycosylflavonoids. The chemistry of aspalathin. Biochem. J. 99 (1966), 604. [8] Hillis, EE und Inoue, T: The polyphenols of Nothofagus species - II. The heartwood of Nothofagus fusca. Phytochemistry 6 (1967), 59. [9] Joubert, E: HPLC quantification of the dihydrochalcones, aspalathin and nothofagin in rooibos tea (Aspalathus linearis) as affected by processing. Food Chemistry 55 (1996), 403. [10] Schulz, H., Steuer, B., Joubert, E. und Schütze, W.: Publikation in Vorbereitung. [11] Synckers, FO und Salemi, G: Studies of South Africa medicinal plants. Part I: Quercetin as the major in vitro active component of rooibos tea. J. S. Afr. Chem. Inst. 27 (1974), 5. [12] von Gadow A; Joubert, A und Hausmann, CF: Comparison of the antioxidant activity of aspalathin with that of other plant phenols of rooibos tea (Aspalathus linearis), • -Tocopherol, BHT, and BHA. J. Agric. Food Chem. 45 (1997), 632. [13] Yoshikawa, T; Naito, Y; Oyamada, H; Ueda, S; Tanigawa, T; Takemura, T; Sugino, S und Kondo, M: Scavening effects of Aspalathus linearis (rooibos tea) on active oxygen species. Adv. Exp. Med. Biol. 264 (1990), 171. [14] Shindo, Y und Kator, K: Effect of rooibos tea on some dermatological diseases. In: Proceedings of the International Symposium on Tea Science; The Organizing Committee of ISTS: Shizuoka (1991), 385. [15] Hesseling, PB und Joubert, JR: The effect of rooibos tea on the type I allergic reaction. S. Afr. Med. J. 62 (1982), 1037. [16] Nakano, M; Itoh, Y; Mizuno, T und Nakashima, H: Polysaccharide from Aspalathus linearis with strong Anti-HIV activity. Biosci. Biotech. Biochem. 61 (1997), 267.

Rotbusch-Tee wird heute gerne als gesundes Getränk anstelle von Kaffee, schwarzem oder grünem Tee getrunken. Aufgrund seines hohen Mineralstoffgehaltes eignet er sich auch als isotonisches Sportlergetränk. Seine gesundheitsfördernde Wirkung beruht hauptsächlich auf den enthaltenen Flavonoiden, die vor allem in der unfermentierten Droge enthalten sind. Einsatz findet Rotbusch-Tee bei Nahrungsmittelallergien, zur Steigerung des Wohlbefindens, bei verschiedenen Hauterkrankungen und aufgrund seiner antioxidativen Wirkung zur Unterstützung des Immunsystems. Unser Artikel gibt Ihnen einen Überblick über Wirkeigenschaften und Analytik der Inhaltsstoffe im Rotbusch-Tee.

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